Die Opferrate bei der sexuellen Nötigung unter den Mädchen aus dem bildungsfernen Milieu hat sich in den letzten sieben Jahren verdreifacht: Das zeigt die aktuelle Zürcher Jugendbefragung, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Selbst der Kriminologe Denis Ribeaud von der Uni Zürich, der die gross angelegten Befragungen seit 1999 durchführt, ist vom deutlichen Anstieg überrascht. Er hat keine endgültige Erklärung dafür, aber ein paar Vermutungen. Unter anderem hat es mit dem hohen Migrationsanteil in den Sek-B-Klassen zu tun. Seit Beginn der #MeToo-Debatte wurde der Eindruck erweckt, es handle sich um ein elitäres Problem – von den wenig privilegierten Mädchen oder den Migrantinnen sprach niemand. Ein Mädchen sagte gegenüber der Zeitung: «Ich habe Angst, dass man mir nicht glaubt.» Ein anderes: «Manche finden, wir seien selbst schuld, wenn so etwas passiert, weil wir falsch angezogen sind.»
Die mangelnde Einheit innerhalb des Bundesrates soll der Grund dafür sein, dass die Schweiz Anfang des Monats auf eine Kandidatur für die 31. Uno-Klimakonferenz (COP31) im Jahr 2026 verzichtet hatte. Obwohl ein Bewerbungsdossier bereit lag, soll das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) aufgrund von Missverständnissen zwischen den Bundesräten Ignazio Cassis und Simonetta Sommaruga auf die Bremse getreten sein, wie «Le Matin Dimanche» schreibt. «Wäre diese Frage einen Monat nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga entschieden worden, wäre die Kandidatur immer noch auf Schiene», sagte eine Quelle. Der Bundesrat befürchte zudem einen Imageschaden, da die Klimapolitik des Gastgeberlandes in der Regel genau unter die Lupe genommen wird. Die Schweiz wurde bisher insbesondere dafür kritisiert, dass sie die zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen erforderlichen CO2-Emissionsreduktionen im Ausland einkauft.
Die Wissenschaft beginnt, ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte aufzuarbeiten: den Umgang mit Gastarbeitern und ihren Kindern. Bis zur Aufhebung des Saisonnierstatuts 2002 war es ausländischen Arbeitskräften mit einer befristeten Bewilligung nicht erlaubt, ihre Familien mitzunehmen. Nun zeigt eine neue Untersuchung, über welche die «NZZ am Sonntag» berichtet: Es waren viel mehr Familien von dieser Politik betroffen, als bisher bekannt war. Insgesamt lebten zwischen 1949 und 1975 rund 500'000 Kinder getrennt von ihren Eltern – in Heimen oder bei Verwandten im Herkunftsland. Bis zu 50'000 Kinder von Gastarbeitern mussten sich in der Schweiz vor den Behörden verstecken. Zu diesem Schluss kommt der Genfer Migrationshistoriker Toni Ricciardi im Rahmen eines Projekts des Nationalen Forschungsprogramms «Fürsorge und Zwang». Vertreter von Betroffenen fordern nun eine Aufarbeitung und eine Entschuldigung durch die Behörden.
Während der Pandemie sind Hunderte Stadion- und Rayonverbote gegen Hooligans ausgelaufen. «Es ist nicht auszuschliessen, dass sich diese Personen nun an Gewalt rund um Sportveranstaltungen beteiligen», gibt das Bundesamt für Polizei auf Anfrage der «SonntagsZeitung» an. Tatsächlich zeigen schweizweite Daten, dass die Zahl der Zwischenfälle zuletzt zugenommen hat: 902 gewalttätige Ereignisse registrierte die Polizeiliche Koordinationsplattform Sport (PKPS) im ersten Halbjahr 2022. Das ist ein Spitzenwert. Meist geht es dabei um den Einsatz von Pyros, oft auch um Sachbeschädigung. Allerdings belegen Polizeirapporte, die der Zeitung vorliegen sollen, wie gewisse Fans auch schwere Übergriffe begehen. Sie attackieren Polizisten mit Flaschen, Steinen und brennenden Pyros. Es brauche nun «strengere Massnahmen im Zusammenhang mit der Ermittlung und Bestrafung der Täter», so GC-Präsident Sky Sun.
Seit klar ist, dass die Schweiz wohl ohne Energiemangel durch die kalte Jahreszeit kommt, durfte man hoffen, dass die Appelle zum Energiesparen jetzt zurückgenommen werden. Doch daraus wird nichts: Die Behörden setzen ihre Spar-Kampagne fort. Es sei nach wie vor notwendig, dass weniger Energie verbraucht und die Heizung in der Wohnung auf 20 Grad herunter gedreht werde, heisst es beim Bund. Neu ist laut «SonntagsZeitung» allerdings die Begründung: Man müsse jetzt bereits für den übernächsten Winter sparen, also für die Saison 2023/24. Denn dann drohe noch eine viel grössere Energiekrise, weil Russland ab nächstem Jahr wohl überhaupt kein Gas mehr liefere. Es gebe zu wenig Flüssiggas, um die fossile Energie aus den Pipelines zu ersetzen. Es sei deshalb wichtig, dass die Energiespeicher im Frühling noch möglichst voll seien, heisst es auch beim Gasverband.
Eine indische Hacker-Bande soll im Mai 2022 den Auftrag erhalten haben, Ignazio Cassis und Alain Berset auszuspionieren. Als Auftraggeber fungierte laut der Recherche des britischen «Bureau of Investigative Journalism» und der «Sunday Times» ein Westschweizer Privatermittler, der in Genf für renommierte Firmen arbeitet. Gegenüber dem «SonntagsBlick» sagte der angebliche Auftraggeber aus Genf jetzt: Er habe die «Times»-Journalisten wegen Verleumdung angezeigt. «Der Artikel basiert auf Falschinformationen. Kreise in Indien wollen mich gezielt diskreditieren, weil ich in ein Verfahren gegen indische Hacker involviert bin.» Die Journalisten, die den Spionagefall aufgedeckt haben, halten an ihrer Darstellung fest. Sie hätten Beweise für ihre Anschuldigungen. Beim Bund heisst es, man äussere sich nicht zu «Spekulationen» in Medien.
Bei der Bernerin Evi Allemann und bei Daniel Jositsch war es schon lange öffentlich bekannt: Sie sind Teil der Reformbewegung innerhalb der SP. Jetzt bestätigt erstmals Eva Herzog, dass auch sie dazugehört: «Seit einigen Monaten bin ich eingetragenes Mitglied der Reformplattform», sagte sie gegenüber der «NZZ am Sonntag». Herzog gilt als Favoritin für die Nachfolge von SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga. «Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, diese Mitgliedschaft aktiv zu kommunizieren», so Herzog. Sie sei auch in vielen anderen Organisationen Mitglied, betont die Basler SP-Ständerätin. In der «Reformplattform. Sozialliberal in der SP Schweiz» sind die moderaten und zur Mitte tendierenden Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten organisiert. Von den vier bis heute angemeldeten Kandidaturen ist nur Elisabeth Schneider-Baume nicht Mitglied des Reformflügels.
Das Schweizer Organspende-Register macht dicht. Ab dem 1. Dezember sollen die über 130'000 elektronisch gespeicherten Spender-Nachweise gelöscht werden. Dies gab die private Betreiberin des Registers kürzlich bekannt. Doch nun regt sich in letzter Minute Widerstand, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Die Organspende-Allianz, ein Netzwerk von Fachleuten, will die Schliessung des Registers verhindern und die Nachweise retten. Die Willensbekundungen zur Organspende sollen laut der Allianz offline abgelegt werden, bis der Bund ein neues Register geschaffen hat. So wären die Daten auch weiterhin für die Universitäts-Spitäler zugänglich. Der Verband Universitäre Medizin Schweiz unterstützt die Forderung. Das Organspende-Register musste seinen Betrieb einstellen, nachdem ein Bericht des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten Sicherheitslücken bestätigt hatte.
Im Spätsommer 2020, wenige Monate nach Ausbruch der Pandemie, wollte die Schweiz analog zu England alle Kinder gegen die Grippe impfen und zwar mittels Nasenspray. Jetzt kurz vor beginn der Grippewelle, sind rund 10'000 Dosen von Astrazeneca eingetroffen. Doch ob sie zum Einsatz kommen, ist höchst ungewiss, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Das BAG will heute von einem grossangelegten Impfprogramm nichts mehr wissen. Statt den Impfstoff allen Kindern zur Verfügung zu stellen, sollen nur noch Risikopatienten und solche mit nachweisbarer Spritzenangst davon profitieren. Und das auch nur, wenn der Preis pro Dosis nicht mehr als 16.90 Franken beträgt. Aufgrund dessen hat Astrazeneca beschlossen, die Markteinführung des Nasensprays zu stoppen. So, wie es das BAG vorschreibe, mache die Einführung wenig Sinn.
Nächsten Sonntag beginnt die Fussball-WM in Katar, doch die Vorfreude hält sich in Grenzen – auch bei den Firmen, die sonst bei Grossanlässen für Millionen Franken Werbung schalten. Migros und Coop zum Beispiel haben nur wenig ins Marketing investiert. «Aufgrund der kontroversen Diskussionen» verhalte man sich zurückhaltender, wird Coop in der «SonntagsZeitung» zitiert. Auch die Credit Suisse, seit 30 Jahren Hauptsponsor der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, wird keine eigene WM-Kampagne schalten. Bei der letzten WM inszenierte sich die Bank noch mit TV-Werbespots vor allen Partien der Nati, Kundenanlässen, Promotionen in den Filialen oder aufwendigen Filmen in den sozialen Medien mit Stars wie Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka. Die WM in Katar ist für Firmen wie die Credit Suisse oder auch Coca-Cola, die sich bei Themen wie Klima, Homosexualität und Frauenrechte fortschrittlich zeigen wollen, ein Imagerisiko, wie die Zeitung schreibt. Ebenfalls ein Problem ist der Zeitpunkt des Grossanlasses. In die vier Wochen der WM fallen der «Black Friday» und das Vorweihnachtsgeschäft.
Seit ihrer Kandidatur für den Regierungsrat von Basel-Stadt im Jahr 2004 wurde Eva Herzog damit konfrontiert, dass Frauen anders beurteilt werden als Männer. Die Tatsache, dass sie als Mutter Regierungsrätin wurde, erzeugte Druck. Auch der Zürcher Rechtsprofessor Daniel Jositsch will Bundesrat werden. Dass die SP-Fraktionsspitze nur Frauen für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga aufstellen will, findet er diskriminierend. Was bei Jositsch im Gegensatz zu seinen Parteikolleginnen kein Thema ist: sein Alter (er ist drei Jahre jünger als Herzog) und seine Familie (er ist Vater eines Sohnes). Eva Herzog kann mit dem Argument, Männer würden durch ein reines Frauenticket benachteiligt, nichts anfangen. Es sei nun einmal so, dass sich Ämter in Führungsfunktionen nicht auf wundersame Art und Weise vermehrten. «Frauenförderung führt dazu, dass es weniger Platz für Männer gibt», wird Herzog vom «SonntagsBlick» zitiert. «Dies Diskriminierung zu nennen, finde ich schwierig.» (sda)