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Coronavirus

Coronavirus Schweiz: Savognin wirbt mit umstrittenen Werbevideo

Ein lokaler Arzt macht viele umstrittene bis falsche Aussagen.
Ein lokaler Arzt macht viele umstrittene bis falsche Aussagen.bild: screenshot

Savognin wirbt um Touristen – mit sehr merkwürdigen Corona-Aussagen eines Arztes

14.05.2020, 16:1714.05.2020, 17:26
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Das neueste Werbevideo von der Tourismus Savognin Bivio Albula AG dürfte wohl Daniel Koch sehr ärgern: In einem Video erklärt ein Arzt aus der Region, wieso man die Gemeinde Surses ohne Probleme im Sommer besuchen könne – und macht dabei einige umstrittene bis falsche Aussagen.

Beim Arzt handelt es sich um einen Chirurgen aus dem lokalen Krankenhaus. Das Werbevideo ist in Form eines Q&A gehalten. Folgende Fragen werden gestellt:

Braucht es Schutzmasken?

«Es braucht sicher keine Schutzmasken. Schauen Sie, was sinnvoll ist, ist wenn man sich zusammen bewegt und im Moment haben wir noch den Sicherheitsabstand. Das wird sich ändern, das weiss ja eh niemand auf der ganzen Welt wie viel er beträgt. Ist es ein halber Meter, zwei Meter?»

Das BAG schreibt dazu: «Halten Sie Abstand zu anderen Menschen. Eine Ansteckung mit dem neuen Coronavirus kann erfolgen, wenn man zu einer erkrankten Person weniger als zwei Meter Abstand hält. Indem Sie Abstand halten, schützen Sie sich und andere vor einer Ansteckung.»

Muss man Geschäfte desinfizieren?

Auf die Frage, ob ein Gastbetrieb, Hotel oder eine öffentliche Verkaufsstelle das Geschäft speziell desinfizieren müsse, sagt der Arzt:

«Man muss das gar nicht machen, weil es keine Studie gibt, die aufzeigt, dass das Virus auf einer Oberfläche überlebt. Man hat keine Schmierinfektion festgestellt.»

Das stimmt so nicht ganz. Eine kürzlich im «New England Journal of Medicine» veröffentlichte Studie konnte unter Laborbedingungen das Virus auf Karton bis zu 24 Stunden lang nachweisen, auf Edelstahl und Plastik gar bis zu 72 Stunden – dann allerdings kaum noch nachweisbar. Das heisst zwar nicht, dass es über den gesamten nachweisbaren Zeitraum infektiös ist, da das Virus auf Oberflächen schnell austrocknet, dennoch eliminiert regelmässiges Desinfizieren das Risiko einer Schmierinfektion.

Muss man in Quarantäne?

Weiter geht's mit einer Frage, ob Hoteliers oder Vermieter spezielle Vorsichtsmassnahmen treffen müssen, wenn sie einen Gast mit Corona haben. Müssen bei Hotels die weiteren Gäste oder Angestellten in Quarantäne?

«Nein, im Normalfall nicht.»

Der Grund:

«Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird man gar keine Symptome haben. Nur ganz wenige werden schwerkrank.»

Dass nur wenige Leute schwerkrank werden, stimmt. Laut dem BAG gibt es sogar Personen, die gar keine Symptome haben. Doch hier liegt auch das Problem: «Sie wissen dann nicht, dass sie angesteckt sind und können deshalb das Virus unbemerkt an andere Personen weitergeben.» Dämmt man das Virus also nicht ein, kommt es wieder zu einem exponentiellen Anstieg der Fallzahlen.

Gibt's eine zweite Welle?

Ganz wichtig auch für den weiteren Verlauf der Coronakrise: Besteht die Gefahr einer zweiten Welle?

«Nein, meiner Meinung nach haben wir gar keine Welle gehabt.»

Und weiter: Es bestehe keine Gefahr für eine zweite Welle, weil der Sommer bald beginnt. «Die Viire hend ned gern heiss, die Viire hend ned gern UV-Liecht, die Viire hend ned gern trochni Luft und die Viire hend o ned gern wens verbloose würid.» Sein Fazit:

«Ich kann Sie beruhigen, es besteht keine Gefahr einer zweiten Welle.»

Ein kurzer Blick auf die Fallzahlen in Indien (knapp 80'000) oder Brasilien (192'000) zeigt, dass das Coronavirus wahrscheinlich hitzebeständiger ist, als der Arzt das vermutet.

Wer ist Schuld?

«Was wäre passiert wenn wir in den letzten Monaten diese Medien, diese Internetverbindungen, diese Fernsehsendung nicht gehabt hätten? Ich nehme an, wir wären da weiter Ski gefahren! Man hätte sicher ein paar Patienten gehabt. Man hätte aber nicht die Folgen für Gesundheit und Wirtschaft.»

Was sagt Graubünden Ferien dazu?

Luzi Bürkli, Sprecher des übergeordnete Tourismusverein Graubünden Ferien, distanzierte sich gegenüber dem «Blick» vom Inhalt des Videos. Dies hätte man auch der Geschäftsführung der Tourismus Savognin Bivio Albula AG so mitgeteilt. «Die in dem Video gemachten Aussagen entsprechen in keiner Weise der Haltung von Graubünden Ferien. Wir halten uns an die Weisungen des Bundesamtes für Gesundheit und des kantonalen Krisenstabes.»

Das ist das Werbevideo:

(jaw/dfr)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gigle
14.05.2020 16:59registriert April 2015
Es wäre schön, wenn endlich verstanden würde, dass Arzt nicht gleich Arzt ist. Genau so ist es bei Wissenschaftlern übrigens auch. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, sich von einer Dermatologin ein Loch im Zahn flicken zu lassen. Aber ein Unfallchirurg soll fundiertes virologisches Fachwissen haben, obwohl er in diesem Bereich weder arbeitet noch jemals etwas dazu publiziert hat? Das ist doch ein Witz.
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Ritiker K.
14.05.2020 16:54registriert Mai 2018
Womit auch klar wird wieso der Herr (zum Glück) Chirurge geworden ist.

In der Hoffnung, dass er dort gute Arbeit leistet.
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Eggi
14.05.2020 17:14registriert Februar 2014
Jetzt weiss ich, wo ich sicher NICHT hingehe. - Ich mache nämlich gern Ferien in Graubünden.
Dieser „Arzt“ hat nichts begriffen, der Tourismus-Direktor weiss nicht, wie man das Vertrauen der Gäste gewinnt!
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