Schweiz
Coronavirus

Bundesrat will in drei Phasen lockern – nun treten Gesundheitsdirektoren auf die Bremse

Bundesrat Alain Berset, links, und der Basler Regierungsrat Lukas Engelberger, Praesident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK, diskutieren vor der Medienkonferenz ...
Bild: keystone

Bundesrat will in drei Phasen lockern – nun treten Gesundheitsdirektoren auf die Bremse

Der Bundesrat will in drei Phasen zur Normalität. Die Gesundheitsdirektoren der Kantone begrüssen den Plan, sie wollen aber vorsichtiger öffnen. Insbesondere soll die Impfrate vor den Lockerungsschritten besser berücksichtigt werden.
30.04.2021, 21:2930.04.2021, 23:01
Mehr «Schweiz»

Das vom Bundesrat vorgeschlagene Drei-Phasen-Modell zum Ausstieg aus der Corona-Krise wird von der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) teilweise begrüsst. Die Impfrate soll jedoch besser berücksichtigt werden. Zudem sollen keine Öffnungen vollzogen werden, wenn der überwiegende Teil der Richtwerte nicht erfüllt ist.

Der Vorstand der GDK begrüsse das Drei-Phasen-Modell, welches eine gewisse Planbarkeit für die nächsten Schritte der Pandemiebewältigung darstelle, hiess es am Freitagabend in der Stellungnahme der GDK.

Die Impfraten seien bei den Übergängen in die verschiedenen Phasen noch besser zu berücksichtigen, vor allem vor Eintritt in die Normalisierungsphase, diese solle ausreichend hoch sein. Das Ziel, allen Personen bis Ende Juni eine erste Impfung anbieten zu können, hält die GDK für realistisch. Die Streichung der Positivitätsrate von der Indikatorenliste wird von der GDK begrüsst.

Richtwerte sollen besser berücksichtigt werden

Bei den Kriterien für die nächsten Öffnungs- oder allfälligen Verschärfungsschritte soll es sich um Richtwerte und keine Automatismen handeln, schrieb die GDK. Die Richtwerte sollten besser berücksichtigt werden, als dies bei den letzten Entscheiden der Fall gewesen sei.

Es müsse ausreichend Zeit für die Beurteilung der Lage nach Öffnungen oder Verschärfungen eingeplant werden, um die Konsequenzen auf das Infektionsgeschehen beobachten zu können. In allen Phasen könne das Aufkommen von Virusmutationen das Infektionsgeschehen stark beeinflussen.

Auch das Risiko einer Überlastung des Gesundheitswesens kann laut GDK bei tieferen Inzidenzen oder tieferer Reproduktionszahl als den aufgeführten Werten nicht ausgeschlossen werden.

Nicht alle können geimpft werden

Die GDK weist unter anderem darauf hin, dass «ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bevölkerung (vorerst) ungeimpft bleiben wird», darunter Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sowie Personen, welche sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.

Auch das vorgeschlagene Vorgehen, in der Stabilisierungsphase (Durchimpfungsrate in der erwachsenen Bevölkerung von 40 bis 50 Prozent), den Zugang für gewisse Aktivitäten ausschliesslich für geimpfte, genesene und negativ getestete Personen zu gewähren, werde die Testkapazitäten allenfalls vor Herausforderungen stellen.

Im Weiteren müsse auch in der Phase drei das Tracing, Testen, Isolation und Quarantäne eine wichtige Rolle spielen, da weltweit nach wie vor mit Mutationen und höherer Mobilität zu rechnen sei, so die GDK.

In drei Phasen zur Normalität

Der Bundesrat will mit einem Drei-Phasen-Modell zur Normalität zurückkehren, wie er vor rund zehn Tagen bekannt gab. Für die langfristige Planung schickte der Bundesrat das Modell bei den Kantonen bis nächste Woche in die Konsultation. Es besteht aus einer Schutzphase, einer Stabilisierungsphase und einer Normalisierungsphase.

Gemäss dem vorgestellten Szenario befindet sich die Schweiz derzeit noch in der Schutzphase. Diese Phase gilt so lange, bis alle impfwilligen, besonders gefährdeten Personen mit zwei Dosen vollständig geimpft sind. Bis dahin müssen die Massnahmen aufrechterhalten werden.

Danach folgt die Stabilisierungsphase, die so lange dauert, bis alle erwachsenen Personen in der Schweiz, die sich impfen lassen möchten, geimpft sind. Bei einer Impfbereitschaft von 60 Prozent rechnet der Bundesrat, dass dies Ende Juli der Fall sein wird.

Schliesslich folgt nach der Impfung aller Erwachsener die Normalisierungsphase mit der weitgehenden Aufhebung der Massnahmen. Sollten sich nach dieser Phase erneut viele Menschen anstecken, behält sich der Bundesrat vor, gewisse Massnahmen erneut einzuführen – dies allerdings nur für all jene Menschen, die nicht geimpft sind. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
NotifyMe: Die neue App der SwissCovid-Macher gegen Corona
1 / 14
NotifyMe: Die neue App der SwissCovid-Macher gegen Corona
NotifyMe ist eine neue App, entwickelt von den SwissCovid-Machern. Sie soll helfen, alle Besucherinnen und Besucher eines Events – ob privat oder geschäftlich – vor einer möglichen Corona-Ansteckung zu warnen. watson konnte die Testversion ausprobieren.
quelle: screenshot: notify-me.ch
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Phrosch
30.04.2021 22:11registriert Dezember 2015
Waren es nicht auch die Gesundheitsdirektoren, die noch vor Kurzem darauf drängten, schneller zu lockern, als es der Bundesrat virsah? 🤔
11216
Melden
Zum Kommentar
avatar
raues Endoplasmatisches Retikulum
30.04.2021 22:02registriert Juli 2017
Die Zahl der geimpften sollte definitiv berücksichtigt werden.
Zum einen gibts dann einen starken Anreiz sich schnell impfen zu lassen bzw das überhaupt zu ermöglichen, zum anderen ist die Impfung der beste Schutz und toppt auch noch alle Abstandsmassnahmen und alles Kontakt-Tracing.
12431
Melden
Zum Kommentar
avatar
Lil-Lil
30.04.2021 22:14registriert Februar 2021
Eine Perspektive die wir alle sehnlichst erwarten. Der letzte Satz jedoch stört mich etwas. Ich persönlich werde Massnahmen auch dann einhalten wenn ich geimpft bin und eigentlich nicht müsste. Solidarität.
9156
Melden
Zum Kommentar
20
«Gemütlich» – IV-Rentner muss Busse zahlen, nachdem er mit 150 Ratten lebte

Ein IV-Rentner wurde vom Bezirksgericht Olten-Gösgen zu einer Busse von 450 Franken wegen illegalen Züchtens verurteilt.

Zur Story