Das Ende der Corona-Massnahmen ab 1. April, wie es der Bundesrat am Mittwoch beschlossen hat, stösst auf breite Zustimmung in der Wirtschaft und bei eher wirtschaftsnahen Parteien. SP und Gewerkschaften hätten sich mehr Zurückhaltung gewünscht.
Der beharrliche Druck der Wirtschaftsverbände habe gewirkt, schrieb der Schweizerische Gewerbeverband (SGV) in einer Reaktion auf den Bundesratsentscheid. Die Arbeitgeber ruft der Gewerbeverband zu Kulanz bei der Forderung nach Arztzeugnissen auf.
Dies fordert auch der Arbeitgeberverband (SAV). Für ihn kommt der bundesrätliche Entscheid, zur normalen Lage zurückzukehren, für die Wirtschaft zum richtigen Zeitpunkt.
Der Branchenverband Hotelleriesuisse zeigt sich erfreut darüber, dass die Isolationspflicht bei symptomlosen Personen aufgehoben wird. Die Beherbergungsbranche habe unter starken Personalausfällen aufgrund von Isolation gelitten, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mit dieser Entscheidung werde sich der akute, Corona-bedingte Personalmangel weiter entspannen.
Auch die SVP begrüsst die Aufhebung aller Corona-Massnahmen. Allerdings komme das «reichlich spät», sagte Kommunikationschefin Andrea Sommer gegenüber Keystone-SDA auf Anfrage. Die Partei habe das schon lange gefordert.
Die FDP begrüsst ebenfalls die Ankündigungen des Bundesrates. Jetzt sei es wichtig, dass alles getan werde - «und zwar hauptsächlich von Seiten der Kantone und des BAG» (Bundesamt für Gesundheit) -, um sich angemessen auf die potenzielle nächste Epidemie vorzubereiten, schreibt die Partei auf Twitter.
Zwar begrüsst auch die Mitte das Ende der Corona-Massnahmen. Aber die Partei mahnt zur Vorsicht. «Auch wenn wir positiv in die Zukunft blicken, dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch nach einem ruhigen Sommer 2021 im Herbst überrascht wurden. Dies darf uns 2022 nicht wieder passieren», schreibt die Mitte-Partei auf Twitter.
Es sei daher wichtig, dass die geschaffenen Strukturen für das Testen, Impfen und anderes so weit erhalten bleiben, dass sie wenn nötig rasch wieder einsetzbar seien. Immerhin zeige die aktuelle Situation in den Spitälern, dass die Pandemie im Moment unter Kontrolle sei.
Für die SP kommen die Aufhebung der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und die Aufhebung der Isolationspflicht zu früh. Die Corona-Pandemie sei nicht vorbei, erklärte SP-Sprecher Nicolas Haesler gegenüber Keystone-SDA. Die SP habe einen vorsichtigeren Ausstieg aus den Corona-Massnahmen verlangt, um Vulnerable gut zu schützen. Die Partei fordert zudem, dass die Long-Covid-Forschung vorangetrieben wird.
Für den Gewerkschaftsdachverband Travailsuisse sind die Überlegungen des Bundesrates einerseits nachvollziehbar. «Wir hätten uns allerdings vorstellen können, dass die Maskenpflicht und die Pflicht zur Isolation noch etwas verlängert worden wären», schränkte Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich gegenüber Keystone-SDA ein.
Folgen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hat insbesondere die Aufhebung der 5-Tage-Isolation bei einer Infektion. Jetzt brauchen Arbeitnehmende wieder ab dem dritten Krankheitstag ein Arztzeugnis. «Wir fordern die Arbeitgeber auf, einen gewissen Pragmatismus an den Tag zu legen und nicht schon nach dem dritten Tag bei einer Corona-Infektion ein Zeugnis zu verlangen», sagte Wüthrich.
Nicht alle Kantone folgen dem Bundesrat hinsichtlich der Maskenpflicht und ihrer Aufhebung. In Bern, Genf und im Wallis müssen in Spitälern und Pflegeheimen weiterhin Schutzmasken getragen werden.
Nach Einschätzung der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sind die Corona-Fallzahlen in der Schweiz zwar immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Eine generelle Überlastung des Gesundheitssystems drohe derzeit aber nicht.
«Wir können den Wechsel von der besonderen in die normale Lage sowie die Aufhebung der Massnahmen auf Bundesebene deshalb wagen», teilte die GDK mit. In Spitälern und Heimen mache eine Maskenpflicht zum Schutz der zu umsorgenden Personen weiterhin Sinn. Die Hauptverantwortung für die Krisenbewältigung liege in der normalen Lage bei den Kantonen, hält die GDK fest. (ohe/sda)