Schweiz
Coronavirus

Coronavirus: Wirtschaft und Kantone fordern Öffnungen

«Bevölkerung braucht Perspektive» – Wirtschaft und Kantone machen Druck auf Bundesrat

Diese Woche wurden Lockerungsforderungen immer lauter. Jetzt legen Kantone und Wirtschaft nochmals einen drauf. Eine kleine Übersicht.
14.02.2021, 06:4314.02.2021, 12:12
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Was fordert die Wirtschaft?

«Die Wirtschaft fordert Privilegien für Geimpfte», heisst es in der NZZ am Sonntag. Gemeint ist in dem Fall Economiesuisse und der Arbeitgeberverband. Die beiden Verbände erarbeiteten diese Woche ein Konzept für die Exit-Strategie, das Papier liegt der NZZaS vor.

«Die Bevölkerung und die Wirtschaft brauchen dringend eine verlässliche Perspektive», heisst es im Konzept. Dieses enthält eine vierstufige Exit-Strategie, die sich nicht primär an Ansteckungszahlen und R-Wert, sondern an Impfzahlen orientiert. Die erste Phase soll am 1. März starten und beinhaltet:

  • Die meisten Aktivitäten im Freien sollen wieder erlaubt sein, so etwa auch das Essen auf Restaurant-Terrassen.
  • Lockerung der Fünf-Personen-Regel für Versammlungen.
  • Zurückstufung der Homeoffice-Pflicht auf Empfehlung.
  • Alle Läden sollen mit Schutzkonzept öffnen dürfen.

Begründet werden die Forderungen mit den aktuellen Corona-Zahlen. Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse, sagt: «Die aktuelle epidemiologische Lage erlaubt diesen Schritt.»

Rudolf Minsch, Chefoekonom economiesuisse, referiert anlaesslich einer Pressekonferenz "Wirtschaftslage und konjunktureller Ausblick 2014", am Montag, 2. Dezember 2013, in Zuerich. (KEYSTONE ...
Rudolf Minsch.Bild: KEYSTONE

Sobald die Risikogruppen geimpft sind – nach Plan des Bundes als etwa Ende April – soll dann die zweite Phase beginnen. Restaurants, Kinos und Fitnesscenter dürften dann mit Schutzkonzept öffnen.

Die dritte Phase würde ab dem Moment starten, in dem genügend Impfstoff für alle verfügbar ist. Ab dann soll grundsätzlich alles öffnen – solange man geimpft sei. Das heisst Grossevents, Messen, Konzerte und Partys – aber nicht für Impfverweigerer.

In einer vierten Phase, wenn eine Herdenimmunität von 60 bis 80 Prozent erreicht sei, sollen dann die restlichen Massnahmen fallen, darunter etwa die Maskenpflicht.

Was fordern die Kantone?

In der Sonntagszeitung kommen Vertreter dreier Kantone zu Wort. Der Walliser Regierungspräsident Christophe Darbellay meint: «Lockerungen sind jetzt möglich. Wir müssen als Erstes die Geschäfte für Waren des nicht täglichen Bedarfs wieder öffnen.»

Federal coucillor and Swiss health minister Alain Berset, right, and Christophe Darbellay, President of the government of the canton Valais, talk to the media after their visit to Swiss pharma and bio ...
Christophe Darbellay.Bild: keystone

Der Genfer Gesundheitsdirektor Mauro Poggia fordert nicht nur das Öffnen von Verkaufsgeschäften, sondern auch, dass «Fitness- und Sportanlagen wieder geöffnet sowie kleinere kulturelle Veranstaltungen wieder zugelassen werden, wenn die Hygienevorschriften gut eingehalten werden können».

Die Freiburger Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre hat eine Ausstiegs-Strategie parat und will als erstes die Geschäfte, Museen und Sporteinrichtungen öffnen. Und geht noch weiter mit einer «schrittweisen Öffnung der Restaurants».

Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister pflichtet seinen Westschweizer Gspänli zu und will ebenfalls die Geschäfte als erstes öffnen. Dazu soll die Fünfer-Regel gelockert werden.

Grundsätzlich sollen also die Verschärfungen vom Januar, die aus Angst vor der britischen Mutation beschlossen wurden, wieder rückgängig gemacht werden.

Das Sportgeschaeft Millenium Sport in Biasca hat am Montag, 11. Mai 2020, wieder geoeffnet. Nach dem Corona-Lockdown koennen ab Montag, 11. Mai, Geschaefte und Institutionen und weitere Einrichtungen  ...
Geschäfte sollen wieder öffnen.Bild: KEYSTONE/Ti-Press

Was sagt die Gastro-Branche?

Die ist natürlich nicht erfreut, dass die Beizen-Öffnung nicht an vorderster Stelle gefordert wird. Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer wettert im Blick: «Wir warten immer noch auf den Beweis, dass das Virus in Restaurants gefährlicher ist als in anderen Innenräumen.»

Der Verband habe dem Bundesrat einen Plan präsentiert, wie die Öffnung der Restaurants möglich wäre. Grundsätzlich steht darin nichts neues, Grundlagen des Konzepts seien die Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienemassnahmen, die systematische Erfassung der Kontaktdaten aller Gäste, Maskenpflicht bis zum Platz, keine Stehplätze und Sperrstunde um 23 Uhr.

Schritt für Schritt sollen diese Massnahmen dann gelockert werden, vorausgesetzt die Zahlen sinken. Platzer fordert: «Wir müssen endlich einen Weg finden, wie wir mit dieser Pandemie längerfristig umgehen.»

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160 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
14.02.2021 07:42registriert Oktober 2018
Die Home Office Pflicht würde ich noch lange aufrecht erhalten...

Im Gegensatz zu geschlossenen Restaurants und Läden, verlumpt daran kein Unternehmen...
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Summerweid
14.02.2021 07:10registriert September 2016
Es ist wirklich an der Zeit über Lockerungen zu sprechen und Perspektiven aufzuzeigen. Den alle Massnahmen wurden ja auch mit Zielen verknüpft wie Spitalüberlastung verhindern, R-Wert senken... diese Ziele wurden erreicht. Dies sollte belohnt werden, alles andere wäre Unglaubwürdig und führt dazu, dass die geltenden Massnahmen nicht mehr konsequent umgesetzt werden.
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Mäni99
14.02.2021 07:47registriert Februar 2020
Privilegien für geimpfte darf es erst geben, wenn alle die geimpft werden wollen auch eine solche erhalten habe. Bis jetzt haben nur bestimmte Personen Zugang zu einer Impfung. Ich finde die Auswahl dieser Personen auch richtig, alte Personen und Pflegepersonal müssen zuerst geschützt werden. Ebenso ist es aber andererseits auch falsch denselben Personen nun mehr Freiheiten zu geben – das würde eine Spannung zwischen den Generationen auslösen!
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