«Die Wirtschaft fordert Privilegien für Geimpfte», heisst es in der NZZ am Sonntag. Gemeint ist in dem Fall Economiesuisse und der Arbeitgeberverband. Die beiden Verbände erarbeiteten diese Woche ein Konzept für die Exit-Strategie, das Papier liegt der NZZaS vor.
«Die Bevölkerung und die Wirtschaft brauchen dringend eine verlässliche Perspektive», heisst es im Konzept. Dieses enthält eine vierstufige Exit-Strategie, die sich nicht primär an Ansteckungszahlen und R-Wert, sondern an Impfzahlen orientiert. Die erste Phase soll am 1. März starten und beinhaltet:
Begründet werden die Forderungen mit den aktuellen Corona-Zahlen. Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse, sagt: «Die aktuelle epidemiologische Lage erlaubt diesen Schritt.»
Sobald die Risikogruppen geimpft sind – nach Plan des Bundes als etwa Ende April – soll dann die zweite Phase beginnen. Restaurants, Kinos und Fitnesscenter dürften dann mit Schutzkonzept öffnen.
Die dritte Phase würde ab dem Moment starten, in dem genügend Impfstoff für alle verfügbar ist. Ab dann soll grundsätzlich alles öffnen – solange man geimpft sei. Das heisst Grossevents, Messen, Konzerte und Partys – aber nicht für Impfverweigerer.
In einer vierten Phase, wenn eine Herdenimmunität von 60 bis 80 Prozent erreicht sei, sollen dann die restlichen Massnahmen fallen, darunter etwa die Maskenpflicht.
In der Sonntagszeitung kommen Vertreter dreier Kantone zu Wort. Der Walliser Regierungspräsident Christophe Darbellay meint: «Lockerungen sind jetzt möglich. Wir müssen als Erstes die Geschäfte für Waren des nicht täglichen Bedarfs wieder öffnen.»
Der Genfer Gesundheitsdirektor Mauro Poggia fordert nicht nur das Öffnen von Verkaufsgeschäften, sondern auch, dass «Fitness- und Sportanlagen wieder geöffnet sowie kleinere kulturelle Veranstaltungen wieder zugelassen werden, wenn die Hygienevorschriften gut eingehalten werden können».
Die Freiburger Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre hat eine Ausstiegs-Strategie parat und will als erstes die Geschäfte, Museen und Sporteinrichtungen öffnen. Und geht noch weiter mit einer «schrittweisen Öffnung der Restaurants».
Der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister pflichtet seinen Westschweizer Gspänli zu und will ebenfalls die Geschäfte als erstes öffnen. Dazu soll die Fünfer-Regel gelockert werden.
Grundsätzlich sollen also die Verschärfungen vom Januar, die aus Angst vor der britischen Mutation beschlossen wurden, wieder rückgängig gemacht werden.
Die ist natürlich nicht erfreut, dass die Beizen-Öffnung nicht an vorderster Stelle gefordert wird. Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer wettert im Blick: «Wir warten immer noch auf den Beweis, dass das Virus in Restaurants gefährlicher ist als in anderen Innenräumen.»
Der Verband habe dem Bundesrat einen Plan präsentiert, wie die Öffnung der Restaurants möglich wäre. Grundsätzlich steht darin nichts neues, Grundlagen des Konzepts seien die Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienemassnahmen, die systematische Erfassung der Kontaktdaten aller Gäste, Maskenpflicht bis zum Platz, keine Stehplätze und Sperrstunde um 23 Uhr.
Schritt für Schritt sollen diese Massnahmen dann gelockert werden, vorausgesetzt die Zahlen sinken. Platzer fordert: «Wir müssen endlich einen Weg finden, wie wir mit dieser Pandemie längerfristig umgehen.»
Im Gegensatz zu geschlossenen Restaurants und Läden, verlumpt daran kein Unternehmen...