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Schweizer «Abfall»-App: «Dass die User Essen online stellen, hätten wir nie gedacht»

Was im Keller steht, muss nicht im Abfall landen.
Was im Keller steht, muss nicht im Abfall landen.Bild:shutterstock

Schweizer «Abfall»-App: «Dass die User Essen online stellen, hätten wir nie gedacht»

Vier findige Köpfe haben eine App entwickelt, auf der Menschen Gegenstände loswerden können, die sie nicht mehr brauchen. Das Ganze ist gratis und schützt die Umwelt. 
17.08.2015, 12:5118.08.2015, 10:15
Felix Burch
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Sie haben die Regalo-App erfunden. Was ist die Idee dahinter?
Gianluca Galperti: Die Leute werfen heute immer rascher Gegenstände weg und kaufen sich neue. Dadurch entsteht ein riesiger Abfallberg. Dagegen wollen wir etwas tun. Deshalb haben wir die App entwickelt. Hier können Menschen Gegenstände gratis anbieten, die sie nicht mehr brauchen. 

Wer soll sich für die «Abfall-Produkte» interessieren, wer sind die Abnehmer? 
Jede und jeder. Denn was für den einen Abfall ist, kann ein anderer gut gebrauchen. Ein Beispiel: Jemand braucht seinen alten Plattenspieler nicht mehr und verschenkt ihn auf Regalo. Ein kreativer Kopf sieht das, es kommt zur Übergabe. Der neue Besitzer bastelt aus dem Plattenspieler eine Uhr. Damit bekommt der Gegenstand ein zweites Leben. Es kann aber auch einfach ein Anzug sein, den jemand nicht mehr braucht und eine andere Person schön findet. 

«Bei unserer App dreht sich alles um das Geschenk, das gab es bisher nicht.»

Was für Gegenstände sind bereits angeboten worden auf Regalo?
Oft Kleider: Kravatten, Jeans, Pullover. Aber auch Koffer, Bücher, Gartenstühle oder Kerzenständer aus Weinflaschen. Jemand stellte Hosenträger auf Regalo, die er noch nie benutzt hat. Einer hat sogar den Inhalt seines Kühlschrankes angeboten, weil er in die Ferien verreiste. Er fand rasch einen Abnehmer. Dass auf unserer App Esswaren getauscht würden, darauf wären wir selber nicht gekommen. Wir finden die Idee genial. 

Gianluca Galperti.
Gianluca Galperti.
Frederico Parli.
Frederico Parli.
Alles gratis
Die Erfinder der Regalo-App heissen Gianluca Galperti, Federico Parli und Andrea Delucchi. Alle drei kommen ursprünglich aus dem Tessin, im Projekt involviert ist zudem ein Freund aus Italien. Die Vier tüftelten vier Jahre an der Regalo-App, immer in ihrer der Freizeit. Alle sind weiterhin berufstätig. Galperti und Parli leben heute in Zürich.

So funktioniert die App: Der User fotografiert den Gegenstand, den er verschenken will und stellt das Foto online. Zusätzlich gibt er an, in welcher Region der Gegenstand abgeholt werden kann. Die App publiziert dann das Gratis-Inserat. Der User kann entweder einfach scrollen und sich so die Gegenstände anschauen. Zusätzlich gibt es eine Suchfunktion. Und als drittes zeigt eine GPS-Funktion mittels Pin an, welche Gegenstände in welchem Wohnraum angeboten werden. Der Interessent eines Artikels kann diesen reservieren, daraufhin wird der Anbieter benachrichtigt. Mittels Messenger können die Beiden dann kommunizieren und den Übergabeort sowie den Übergabetermin bestimmen. Für die Registrierung reicht die E-Mail-Adresse und ein Passwort. Es fliesst kein Geld, alles wird verschenkt. (feb)

Warum soll die App erfolgreich sein? Es gibt doch schon ähnliche Angebote wie «Tutti.ch», wo der Anbieter für seinen «Abfall» erst noch einen kleinen Betrag verlangen kann
Wieso soll sie keinen Erfolg haben? Bei uns dreht sich alles um das Geschenk. Das gab es bisher nicht, diese Lücke füllen wir. 

«Vorläufig fliesst kein Geld, zu einem späteren Zeitpunkt ist es denkbar, dass wir für den Download eine kleine Gebühr verlangen.» 

Wie verdienen Sie Geld mit der App?
Momentan verdienen wir überhaupt kein Geld damit. Wir möchten keine Werbung aufschalten. Regalo ist zur Zeit unser Geschenk an die Umwelt. Wir arbeiten alle nebenberuflich am Projekt. 

Ach kommen Sie, Sie bieten die App doch anfangs gratis an, damit Sie später etwas verlangen können und dann damit reich werden.
Vorläufig fliesst wirklich kein Geld. Wir müssen zuerst schauen, wie sich das Ganze entwickelt. Zu einem späteren Zeitpunkt ist es denkbar, dass wir für den Download eine kleine Gebühr verlangen. Auch eine Abo-Gebühr wäre eine Möglichkeit. 

Ist die Regalo-App eine Öko-App?
Ja. Der Umweltgedanke, das Wiederverwenden, das Recycling steht im Vordergrund. In zweiter Linie hat das App aber auch eine soziale Funktion. Wer auf unserer App Gegenstände anbietet oder entgegennimmt, trifft konstant neue Menschen und teilt mit diesen ein Geschenk. 

Seit wann gibt es die App?
Seit Mitte Juli ist Regalo im Apple-App-Store erhältlich. 

Und für Android-Nutzer? 
Bisher gibt es die App nur für iOS. Wir hatten schlicht zu wenig Geld für zwei Versionen und uns für iOS entschieden, aufgrund einer Marktforschung. Ob wir sie später auch für Android-User anbieten, haben wir noch nicht entschieden. Bisher haben die App rund 1000 Personen heruntergeladen.

«Mit unserer App leisten wir einen Beitrag, die Vermüllung der Erde zu bremsen.»

Wie lange ging es von der Idee der «Abfall-App» bis zur Live-Schaltung?
Vor vier Jahren kam die Idee das erste Mal auf und wir haben sie unter vier Freunden besprochen. 2012, ein Jahr später, haben wir begonnen, ein Konzept auszuarbeiten. Danach testeten wir lange, insgesamt nahmen wir 25 verschiedene Versionen unter die Lupe. Die aktuelle entspricht unseren Vorstellungen. Allerdings lernen wir fast täglich dazu. Oft sind es die Ideen der User, die uns weiterbrigen. 

Muss man Umweltschützer sein, um eine solche App zu entwickeln? 
Nein. Aber allen vier Beteiligten ist das Thema ein grosses Anliegen. Wenn wir so verschwenderisch weiterleben, wie wir das jetzt tun, bezahlen wir oder die nächste Generation dafür. Mit unserer App leisten wir einen kleinen Beitrag, die Vermüllung der Erde zu bremsen. 

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13 Kommentare
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arconite
17.08.2015 13:39registriert Februar 2014
Wirklich schade das keine Android Version zur Verfügung steht... Die Idee finde ich nämlich wirklich toll.
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Miicha
17.08.2015 14:15registriert März 2014
Nach Marktforschung für iOS entschieden?? Wen habt ihr da bitte gefragt? Wirklich schade, hätte ich mir gleich runtergeladen.
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Alnothur
17.08.2015 13:22registriert April 2014
"Wir hatten schlicht zu wenig Geld für zwei Versionen" - dafür gibt es diverse Toolkits, mit denen nur eine Version für alle Platformen nötig ist. Qt zum Beispiel. Scheint aber bei gewissen Entwicklern nicht anzukommen...
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