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Die EU lanciert ein einheitliches Datenschutzrecht, das die Schweiz mitbetrifft.

FILE - In this Monday, June 4, 2012, file photo, a girl looks at Facebook on her computer in Palo Alto, Calif. "Fake news," which has gotten a lot of attention for its potential role in sway ...
In der EU gelten bald strengere Regeln im Umgang mit persönlichen Daten.Bild: AP/AP

Warum dich diese 99 neuen EU-Vorschriften unbedingt interessieren sollten

Ab Ende Mai gilt erstmals in der Europäischen Union ein einheitliches Datenschutzrecht. Die neue Verordnung (DSGVO) wird auch auf die Schweiz direkte Auswirkungen haben. Das musst du jetzt darüber wissen. 
09.04.2018, 06:3709.04.2018, 15:14
Sven Altermatt / Nordwestschweiz
Mehr «Schweiz»

«Einheitliche Regulierung der Verarbeitung personenbezogener Daten»? Bei vielen dürften gleich die Alarmglocken läuten: Es geht um trockene Materie. Dazu noch so ein wenig einladender Wortbandwurm: Europäische Datenschutzgrundverordnung, kurz DSGVO. 99 Vorschriften auf 88 Seiten. Doch es ist eine wichtige Vorlage, die da aus Brüssel kommt. Denn am Ende ist potenziell jeder davon betroffen – auch in der Schweiz.

Mehr Kontrolle über eigene Daten

«Mit den neuen Bestimmungen erhalten Bürgerinnen und Bürger mehr Kontrolle über ihre Personendaten», bringt es der eidgenössische Datenschützer Adrian Lobsiger auf den Punkt. Vom 25. Mai an gibt es in der Europäischen Union erstmals ein einheitliches Datenschutzrecht. Die DSGVO betrifft alle Unternehmen, die Angaben von Bürgern verarbeiten, nutzen und speichern. Bislang hat jeder EU-Staat dafür seine eigenen Gesetze, es gibt so viele Regeln wie Mitgliedsländer. Das ändert sich nun.

Was das mit der Schweiz zu tun hat? Ziemlich viel. Die Verordnung wirkt «extraterritorial». Das heisst, auch Firmen, die ihren Sitz nicht auf EU-Territorium haben, müssen sich daran halten. Bei Verstössen drohen drakonische Bussen von bis zu vier Prozent des globalen Umsatzes.

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Video: watson/Lya Saxer

Das «Recht auf Vergessen»

Vordergründig zielen die Regeln auf Internetgiganten wie Google, Facebook und Amazon. Ihr Sammeleifer soll gebremst werden. Die Verordnung verpflichtet die Unternehmen zu strengeren Konsumentenrechten. Dazu gehört unter anderem das «Recht auf Vergessen», wonach alle persönlichen Daten und Links auf Antrag hin gelöscht werden müssen. Ebenso müssen Anbieter jederzeit die über eine Person gesammelten Daten herausrücken, wenn sie dies einfordert. So gesehen könnten die vereinheitlichten Regeln also auch als Antwort auf den jüngsten Datenschutz-Skandal bei Facebook verstanden werden; obwohl sie keine Reaktion darauf sind und schon lange in Arbeit waren.

Auch für Schweizer Firmen gilt das neue Gesetz

Doch nicht nur die grossen Player von der amerikanischen Westküste müssen sich auf die DSGVO einstellen. Betroffen sind eben auch alle Firmen in der Schweiz, die direkt oder online mit Kunden aus der EU in Kontakt stehen oder Daten von diesen speichern. Die Verordnung wird laut Datenschützer Lobsiger «auf eine Vielzahl von Schweizer Unternehmen direkte Auswirkungen haben». In einem soeben aktualisierten Bericht verdeutlicht er die Anwendbarkeit auf hiesige Anbieter.

So greife die Verordnung beispielsweise bei einem Uhrenhändler, der seine Ware über einen Online-Shop an Personen mit Wohnsitz in Frankreich, Finnland oder Griechenland verkauft. Ebenso müsse sich ein Bündner Hotelier daran halten, wenn er Informationen über italienische oder polnische Nutzer seiner Website sammelt, um diesen automatisch generierte Angebote für Aufenthalte zu unterbreiten.

Economiesuisse ist unzufrieden

Aus der Sicht von Economiesuisse geht die neue Gesetzgebung der EU in vielen Teilen zu weit. Es drohe die Gefahr einer Überregulierung, kritisiert der Wirtschaftsdachverband. Ungeachtet dessen hat er seine Mitglieder aufgefordert, sich zu rüsten.

Dabei setzt der Verband auf eine ungewöhnliche Massnahme: Mittels eines Online-Tests können Unternehmen innert weniger Minuten herausfinden, ob sie grundsätzlich von der DSGVO betroffen sind. Es gehe darum, «den Stand bereits getroffener Massnahmen einzuschätzen». Eine rechtliche Beratung könne der Test natürlich niemals ersetzen, betont Economiesuisse.

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Video: watson/Knackeboul, Lya Saxer

Schweizer Konsumenten profitieren

Und die Schweizer Konsumenten? Ihnen werden die höheren Standards der Europäischen Union entgegenkommen. Die DSGVO macht, ganz im Geiste der globalen Vernetzung, keinen Halt vor Landesgrenzen. Gerade die amerikanischen Dienstleister betrachten Europa nämlich üblicherweise als eine einzige Region – auch aus dem profanen Grund, dass das Land zu klein wäre für eigene Privatsphäre-Regeln. Namentlich Facebook bestätigte kürzlich gegenüber dem «Blick», die Anforderungen im Umgang mit Nutzerdaten würden auch für die Schweiz gelten.

Ohnehin ist es zu einem wesentlichen Teil der EU zu verdanken, dass die Politik hierzulande gerade ebenfalls das Datenschutzgesetz revidiert. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Schweiz von Brüssel auch weiterhin als Land mit einem «adäquaten Datenschutzniveau» anerkannt wird. 

Daten-Schlamassel bei Facebook – 30'000 Schweizer betroffen

Video: srf
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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Trasher2
09.04.2018 07:22registriert März 2016
Also...
die Firmen dürfen jetzt nicht mehr soviel Daten von mir sammeln. Find ich gut!
Die Economy Suisse findet das doof. Das war wohl zu erwarten.

Aber warum genau sollten mich welche 99 neuen Vorschriften unbedingt interessieren?

Könnt ihr bitte noch was konkreteres zum Titel schreiben?
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maljian
09.04.2018 07:19registriert Januar 2016
Es ist ein sehr interessantes Thema. Man sollte vor allem beachten, das die letzte Richtlinie im EU-Raum von 1995 ist. In der Schweiz ist das Gesetz sogar noch 2 Jahre älter.
Wichtig ist auch zu wissen, das es neben den 99 Artikeln noch 69 Öffnungsklauseln gibt. Diese mussten aufgenommen werden damit alle Mitgliedstaaten der EU zustimmen.

Die Schweiz wird ihr Gesetz frühestens 2019 anpassen, den Teil für Schengen aber schon früher umsetzen, um weiterhin einen Austausch der Polizeidaten zu gewähren.

Wer sich für die Arbeit darüber informieren möchte/muss. Die FHNW bietet ein Praxisseminar an.
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Emperor
09.04.2018 09:53registriert November 2015
Economy Suisse ist unzufrieden, wieso sehe ich das als gutes Zeichen?
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