Ein Kondukteur liest den Swisspass. Die SBB behalten Daten von Reisenden auf.
Bild: KEYSTONE
Die SBB wird zur Datenkrake – und das stinkt. Oder aber wenigstens könnten sie mir dafür etwas zurückbezahlen. Denn mit meinem Bewegungsprofil lässt sich Geld verdienen.
18.02.2016, 06:4818.02.2016, 07:19
Roman Seiler
Früher öffnete ich das Portemonnaie, der SBB-Kondukteur schaute auf das Generalabonnement und die Kontrolle war erledigt. Nun muss ich täglich mehrmals den Swisspass aus dem Geldsack klauben und warten, bis ihn der Kondukteur mit seinem Lesegerät gecheckt hat. Das stinkt mir.
Seit gestern bin ich richtig grantig. Ich weiss nun, dass die SBB 90 Tage lang festhalten, wann ich wo im Zug oder im Bus gesessen bin. Damit können sie feststellen, wie oft ich wohin fahre.
Diese Information erfahre ich aus der Medienmitteilung des Datenschützers. Er hat interveniert und verlangt, diese Kontrolldaten zu löschen. Mich machten die SBB beim Kauf des Swisspass nicht darauf aufmerksam.
Ich weiss, ich hinterlasse überall einen Datenschatten. Beispielsweise, wenn ich bei Coop oder der Migros einkaufe und meine Cumulus-Karte oder Supercard zücke. Aber dafür erhalte ich wenigstens einen Rabatt.
Den fordere ich ab sofort auch von den SBB, weil diese mit dem Swisspass die Möglichkeit erhalten, von mir ein Bewegungsprofil herzustellen. Das ist nämlich viel Geld wert.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Am 24. Mai feiert der eritreische Diktator seine Machtergreifung. In der Schweiz soll es an diesem Tag zu Veranstaltungen mit hohem Gewaltpotenzial kommen. Die Gemeinden sollen die Behörden alarmieren.
«Am 24. Mai werden wir in der Schweiz Eritrea feiern und ihr könnt uns nicht aufhalten», heisst es in einer Tiktok-Videobotschaft, die derzeit auf verschiedenen Kanälen die Runde macht. Am 24. Mai 1993 hat Diktator Issayas Afewerki die Macht ergriffen und führt seit diesem Tag das Land mit eiserner Hand. Bei Anhängern des Regimes wird dieser Tag als Nationalfeiertag gefeiert - auch in der Schweiz.
Und nun soll ich meine Daten einfach so für die SBB zur Verfügung stellen? Ich habe ja nicht einmal die Wahl zwischen einem datensammelnden Swisspass und einem herkömmlichen GA! Die "friss-oder-stirb-Mentalität" ist alles andere als kundenfreundlich!
"Wir ersetzen Ihre Karte kostenlos, wenn ein technischer Defekt vorliegt."
Mal sehen, wie oft sie meine Karte ersetzen müssen.
Sorry, das ist nun definitiv die falsche Argumentation, um Datenklau zu verhindern. Die Antwort darauf lautet (genau wie bei facebook und co): Ihr erhaltet dafür Leistungen günstiger. Und voilà, Datenklau legitimiert. Alles klar?
Aber schon klar, dass Generation Facebook-nimm-alle-meine-Daten-und-meine-Privatsphäre nicht mehr gut sagen können: Ich bin aus Prinzip gegen Datenklau. tsts...