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Entry-/Exit-System» (EES) zur Bekämpfung illegaler Migration in Europa

Grenzkontrollen sind auch unter Schengen-Recht möglich – solange sie begründet, verhältnismässig und vorübergehend sind. Die SVP hingegen will fixe Kontrollen. Bild: Schweizer Grenzwächter an der Gren ...
Schweizer Grenzwächter an der Landesgrenze zu Österreich.Bild: Gian Ehrenzeller/Keystone

Neues IT-System an Europas Aussengrenzen «erhöht die Sicherheit»

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum sogenannten «Entry-/Exit-System» (EES) der Europäischen Union, das auch die Schweiz betrifft.
05.03.2025, 14:0620.05.2025, 08:40
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Ein neues Grenzkontrollsystem an den Aussengrenzen des Schengenraums wird laut dem Staatssekretär für Migration, Vincenzo Mascioli, die Sicherheit in Europa und somit auch in der Schweiz erhöhen. In Brüssel hat der Rat für Inneres am Mittwoch die schrittweise Einführung des sogenannten Entry-/Exit-Systems (EES) beschlossen. Das System gilt auch für die Schweiz.

«Der Stempel im Pass gehört damit der Geschichte an», sagte Mascioli, der die Schweiz am Rat vertrat, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in Brüssel. Die Ein-, Durch- und Ausreise aus dem Schengenraum werde mit dem Entry-/Exit-System (EES) digital erfasst. In der Schweiz werde dies an den internationalen Flughäfen in Zürich, Genf und Basel geschehen.

Vincenzo Mascioli, designierter Staatssekretaer fuer Migration, spricht an einer Medienkonferenz zur Bekanntgabe des neuen Direktors des Staatssekretariats fuer Migration, SEM, am Mittwoch, 16. Oktobe ...
Vincenzo Mascioli vertritt die Schweiz im Rat.Bild: keystone

Was ist das Entry-/Exit-System?

Das Entry-/Exit-System (EES) ist ein IT-System der Schengenstaaten. Es erfasst automatisch Daten von Reisenden aus Drittstaaten, wenn sie die Aussengrenze von Schengen passieren. EES wird lediglich bei Personen, die einen Kurzaufenthalt von höchstens 90 Tage planen, angewandt.

Wer aus einer Grenzregion in die Schweiz einreist, muss nicht in Quarant
Grenzkontrolle: EES wird lediglich bei Personen, die einen Kurzaufenthalt von höchstens 90 Tage planen, angewandt.Bild: sda

Mit dem System werden Daten von Reisenden aus Drittstaaten beim Passieren der Aussengrenze des Schengenraums durch die Grenzbehörden automatisch erfasst, wie es weiter hiess. Dabei würden die Personendaten aus dem Pass, das Datum und der Ort der Ein- oder Ausreise sowie die Fingerabdrücke und ein Foto des Gesichts gespeichert.

Welche Länder führen EES ein?

Alle 29 Schengen-Mitgliedstaaten führen EES ein. Es sind in alphabetischer Reihenfolge: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn.

Was ist das Ziel von EES?

Mit der digitalen Erfassung von persönlichen Daten soll der Austausch zwischen den Grenzbehörden vereinfacht werden. Die Sicherheit innerhalb des Schengenraums werde verbessert. Mit dem System sollen auch sogenannte «Overstayers», Personen, die sich länger als erlaubt im Schengenraum aufhalten, erkannt werden. Weiter soll es den Identitätsbetrug erschweren.

Welche Daten werden erhoben?

Die Daten aus dem Reisepass, das Datum und der Ort der Ein- und Ausreise, Fingerabdrücke, ein Foto des Gesichts sowie eine allfällige Verweigerung der Einreise werden bei jedem Übertritt der Aussengrenze erfasst. Falls die biometrischen Daten (Fingerabdrücke und Foto des Gesichts) nicht angegeben werden, wird die Einreise verweigert.

Reisepass
Die Daten aus dem Reisepass werden erfasst.

Ab wann soll EES in Kraft treten?

Ein genaues Datum für die Einführung von EES im Schengenraum wurde nicht definiert, wie der Rat der Europäischen Union (EU) am Mittwoch in einem Communiqué schrieb. Dieser Schritt liege in der Kompetenz der Europäischen Kommission. Zudem sei noch die Zustimmung des Europäischen Parlaments nötig.

Das System hätte bereits im Jahr 2024 eingeführt werden sollen. Mitgliedstaaten äusserten Bedenken, dass ein vollständiger Start die IT-Systeme überlasten könnte. Deshalb schlug die Europäische Kommission einen schrittweisen Start vor. Ein genaues Datum für die Einführung ist aber weiterhin nicht bekannt. Es liege in der Kompetenz der Europäischen Kommission, den Start zu bestimmen. Zudem müsste das Europäische Parlament dem System noch zustimmen.

In Brüssel war aus diplomatischen Quellen zu vernehmen, dass das System im kommenden Herbst schrittweise eingeführt werden könnte. Bis zum Ende der Übergangsperiode werden laut Communiqué die Reisepässe weiterhin manuell abgestempelt.

Auf der Projekt-Website der EU heisst es derweil, die Lancierung sei für Oktober 2025 vorgesehen.

Wo kommt EES an der Schweizer Grenze zum Einsatz?

Die Schweiz ist umgeben von Schengenstaaten. Deshalb wird an der Schweizer Landesgrenze EES nicht angewandt. Zum Einsatz kommt das System aber an den Flughäfen Zürich, Genf und Basel. An der sogenannten Luftgrenze können Reisende von ausserhalb des Schengenraums in die Schweiz einreisen.

Diskussion über Rückführungen
Weiter tauschten sich am Rat für Inneres der der Europäischen Union die Vertreterinnen und Vertreter der Schengen-Mitgliedstaaten über die Rückführungen von Personen mit einem negativen Asylentscheid aus. In diesem Bereich gehöre die Schweiz zu den «vollzugsstärksten» Staaten in Europa. «Wir sind der Meinung, dass die EU auch auf dieses Niveau kommen muss», sagte Staatssekretär Mascioli.

In Brüssel wird über eine neue Gesetzgebung zu Rückführungen diskutiert. Die Europäische Kommission sollte folgende Woche einen Vorschlag dazu präsentieren. Dieser dürfte eine Erweiterung des Schengenbestandes darstellen und wäre somit auch für die Schweiz verbindlich.

Quellen

(sda)

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