Geheime Chats in Gefahr? Proton zieht erste Server aus der Schweiz ab
Das Unternehmen, bekannt für seinen sicheren Mail-Dienst und VPN, bestätigte, dass es wegen «rechtlicher Unsicherheit» bereits Server aus der Schweiz verlagert hat. Besonders im Fokus steht Lumo, ein KI-Chatbot mit Privacy-Ansatz, der seit Juli 2025 als Alternative zu Big-Tech-Diensten angeboten wird. Lumo wird künftig von Deutschland aus betrieben, weitere Standorte baut Proton in Norwegen auf.
Hintergrund: Verschärfte Büpf-Regeln
Die geplante Anpassung des Büpf (Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs) sieht vor, dass VPN- und Messenger-Anbieter ihre Nutzer identifizieren und deren Daten für sechs Monate speichern müssen. Zudem könnten Behörden verlangen, dass verschlüsselte Kommunikation entschlüsselt wird – sofern Anbieter Zugriff auf die Schlüssel haben.
Proton-CEO Andy Yen kritisiert, dass die Schweiz damit weiter gehe als die EU, wo vergleichbare Massnahmen bereits mehrfach für illegal erklärt wurden. «Weil wir unsere Nutzer schützen wollen, investieren wir vermehrt in Europa», so Yen gegenüber Techradar.com.
Kritik aus der Branche
Auch andere Anbieter warnen vor einem «Krieg gegen Online-Anonymität». So kündigte der VPN-Dienst NymVPN bereits im Mai an, die Schweiz verlassen zu wollen, sollte das Gesetz in Kraft treten. Co-Gründer Alexis Roussel sagt: «Man kann derzeit in der Schweiz nicht in Privatsphäre investieren.»
Dezentrale Dienste wie der Messenger Session sehen sich weniger betroffen, beobachten die Entwicklung jedoch ebenfalls mit Sorge.
Offiziell kein Abschied aus der Schweiz
Trotz der Verlagerung betont Proton, man verlasse die Schweiz nicht vollständig. «Investitionen in Europa bedeuten nicht, dass wir die Schweiz aufgeben», erklärte ein Sprecher.
(mke)