Schweiz
Gender

Gleichstellung: Keinerlei Fortschritte in der Schweiz

Die Schweiz ist im Gleichstellungs-Ranking gerade hinter Nicaragua zurückgefallen.  
Die Schweiz ist im Gleichstellungs-Ranking gerade hinter Nicaragua zurückgefallen.  bild: shutterstock/watson

Gleichstellung von Mann und Frau macht keine Fortschritte – auch in der Schweiz nicht

26.10.2016, 00:4026.10.2016, 06:41
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Die Gleichstellung von Mann und Frau macht keine Fortschritte – auch in der Schweiz nicht. In einem internationalen Ranking von 144 Ländern hat die Schweiz ihren Platz in den Top 10 sogar abgeben müssen – an Nicaragua.

Damit ist die Schweiz nicht mehr unter den 10 besten Ländern, was die Gleichstellung angeht. Die höchste Geschlechter-Gerechtigkeit haben gemäss dem Global Gender Gap Report Island, Finnland, Norwegen und Schweden. Auch Ruanda, Irland, die Philippinen, Slowenien und Neuseeland sind Länder mit hoher Geschlechtergerechtigkeit. Die Schweiz belegt neu Platz 11. Vor zehn Jahren lag sie allerdings noch auf Platz 26.

Die Top 10: Die Schweiz ist nicht mehr dabei.
Die Top 10: Die Schweiz ist nicht mehr dabei.tabelle: the global gender gap report 2016

Der in der Nacht auf Mittwoch veröffentlichte Bericht bewertet jedes Jahr die Fortschritte bei der Gleichstellung. Untersucht werden das Bildungsniveau, die Gesundheit und die Lebenserwartung, die wirtschaftliche Beteiligung sowie die politische Mitwirkung. Der Report ging im Vorjahr noch davon aus, dass die Kluft in diesen Bereichen innerhalb von 118 Jahren überwunden werden könne. Neu rechnen die Autoren mit 170 Jahren.

Dramatische Verlangsamung

In den wirtschaftlichen Kernbereichen, also beispielsweise Lohngleichheit und Aufstiegschancen, stellt der Report eine dramatische Verlangsamung des Fortschritts fest. Noch nie seit 2008 war das Gefälle mit 59 Prozent grösser (100 Prozent = totale Gleichstellung).

Für den Rückschritt machen die Autoren der Studie die ungleichen Löhne verantwortlich. Weltweit erhalten Frauen durchschnittlich die Hälfte des Gehalts ihrer männlichen Kollegen, obwohl sie im Schnitt länger arbeiten. Zudem stagniert die Erwerbsquoten: Der Durchschnitt für Frauen liegt weltweit bei 54 Prozent, für Männer hingegen bei 81 Prozent.

Die Anzahl Frauen in leitenden Positionen bleibt ebenfalls gering. Nur vier Länder beschäftigen gleich viele männliche wie weibliche Führungskräfte, obwohl mittlerweile in 95 Ländern gleich viele oder sogar mehr Frauen als Männer einen Hochschulabschluss besitzen.

Beim Bildungsniveau hat sich die Lücke um 1 Prozent verringert und ist zu 95 Prozent geschlossen. Im Bereich Gesundheit und Lebenserwartung ist die Lücke zu 96 Prozent geschlossen, was einer kleinen Verschlechterung entspricht. Die Säule der politischen Mitwirkung hat sich um ein Prozent verbessert und ist zu über 23 Prozent geschlossen.

Schweiz verliert an Boden

Die Schweiz erreicht über alle Bereiche hinweg 77 Prozent, eine leichte Verschlechterung gegenüber Vorjahr. Bei der politischen Gleichstellung hat sie sich zwar um einen Rang auf Platz 15 verbessert. Hingegen ist sie bei der ökonomischen Gleichstellung um 13 Plätze auf Rang 30 abgerutscht.

Der Wert von 77 Prozent ist insgesamt aber hoch. Staaten aus Westeuropa mit den grössten Volkswirtschaften Frankreich, Deutschland und Grossbritannien haben die Kluft zu 75 Prozent überwunden. Lateinamerika und die Karibik sowie Osteuropa und Zentralasien erreichen 70 Prozent. Die afrikanischen Länder Ruanda, Burundi, Namibia und Südafrika erreichen knapp 68 Prozent. Südasien kommt auf 67 Prozent und Nahost- sowie Nordafrika nur auf 60 Prozent. (cma/sda)

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98 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Randy Orton
26.10.2016 01:09registriert April 2016
Wie kann Ruanda laut Text 68% haben und die Schweiz 77%, aber im Ranking trotzdem vor der Schweiz sein?
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John Smith
26.10.2016 04:15registriert März 2014
Wie kann die politische Mitwirkung der Frauen kleiner sein als die der Männer, wenn Frauen einen grösseren Wähleranteil ausmachen? Internalisierte Misogynie?
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Maett
26.10.2016 00:53registriert Januar 2016
Was macht Island eigentlich genau besser? Das Argument "gleiche Löhne" ist viel zu diffus, weil das sehr Lebenslaufabhängig ist, zudem kommt es auch immer darauf an, wie man rechnet. Wenn man die Affinität von Frauen berücksichtigt, (freiwillig) eher in schlechter bezahlten Jobs zu arbeiten und eher selten Führung zu übernehmen, oder gleich selber Unternehmen zu gründen, sind die Löhne heute ja eigentlich mehr oder weniger gerecht. Man darf ja nicht vergessen dass Frauen durchschnittlich mehr Krankheitstage ausweisen und Schwangerschaftsurlaub beziehen können, den die AG berappen müssen.
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