Seit 1994 haben in der Schweiz die Fussgängerinnen und Fussgänger am Fussgängerstreifen den Vortritt. Damit wollte der Gesetzgeber Klarheit schaffen und die Unfallzahlen reduzieren. Tatsächlich sank die Zahl der auf Fussgängerstreifen getöteten Personen gesamtschweizerisch, die Zahl der Verletzten bleibt aber hoch (vgl. Box).
Für die Aargauer SVP-Nationalrätin Sylvia Flückiger sind aber auch die heutigen Zahlen viel zu hoch: «Angesichts des Leids, das jeder Unfall verursacht, ist jedes Opfer auf dem Fussgängerstreifen und im ganzen Strassenverkehr eins zu viel.» Sie unternimmt deshalb im Nationalrat mit einer Motion einen neuen Anlauf, «um die Unfallursachen auf Fussgängerstreifen breiter zu bekämpfen».
Was meint sie damit? Versucht sie erneut, die Fussgänger zu einem eindeutigen Handzeichen zu verpflichten? Sylvia Flückiger winkt ab: «Das habe ich schon bei der Beratung des Strassenverkehrsgesetzes gefordert. Damals fehlten drei Stimmen! Als ich es mit einer Motion später erneut forderte, wehrte sich Bundesrätin Doris Leuthard enorm, der Nationalrat lehnte das Anliegen 2013 mit 107:73 Stimmen ab. Ich bin überzeugt, dass das Volk eine solche Regelung gutheissen würde, nicht aber das Parlament. Deswegen stelle ich diese Forderung nicht mehr, obwohl es die beste Lösung wäre. Es geht ja darum, mit Handzeichen und Blickkontakt aufeinander aufmerksam zu machen und so mehr Sicherheit für alle zu gewinnen.»
Sylvia Flückiger verlangt jetzt mit einer neuen Motion vom Bundesrat, «geeignete Massnahmen zu ergreifen, um dafür zu sorgen, dass Fussgänger wieder mit zu ihrer Sicherheit auf dem Fussgängerstreifen beitragen müssen».
Was verspricht sie sich davon? Flückiger: «Es mag sein, dass die Zahl der getöteten Fussgänger jüngst gesunken ist. Wer aber sagt uns, dass das so bleibt? Wir müssen mehr tun, um die Zahlen tief zu halten bzw. weiter zu senken.» Denn das Problem der unvermittelt auf die Fahrbahn tretenden Fussgänger bleibe ungelöst.
Viele telefonierten dann noch dabei. Diese seien ein schlechtes Vorbild für Kinder, welchen man richtigerweise im Strassenverkehrsunterricht nach wie vor vermittle, dass sie erst nach dem bewährten «lose, luege, laufe» und nach Anhalten der Autos die Fahrbahn betreten sollen.
Besonders ärgert sie sich «über diejenigen Fussgänger, die oft gar Kopfhörer tragen, den Verkehr also nicht hören, und die Fahrbahn unvermittelt betreten. Sie gefährden sich und andere mit ihrem Verhalten.»
Offenkundig sei solches Verhalten auf der Aarauer Bahnhofstrasse. Flückiger: «Das ist eine Katastrophe! Zwar wäre dies nicht erlaubt. In der Praxis passiert jedoch nichts, und der Autofahrer ist im Zweifelsfall immer schuld. Hier besteht deshalb genauso Handlungsbedarf wie bei der Sanierung der Fussgängerstreifen.»
Aber wie soll man das Risiko senken, wenn nicht mit Handzeichen? Flückiger: «Ich will, dass der Bundesrat die Fussgänger in die Pflicht nimmt. Das Gesetz besagt nämlich klar, dass die Fussgänger die Fahrbahn vorsichtig überschreiten müssen. Sie haben auf dem Fussgängerstreifen den Vortritt, dürfen ihn aber nicht überraschend betreten.»
Besonders Letzteres werde von vielen missachtet. Das sei gerade beim jetzigen Wetter mit zum Teil schneeglatten Fahrbahnen besonders heikel. Flückiger: «Ich bin viel unterwegs und fahre vorsichtig. Ich erlebe es aber oft, dass Fussgänger nicht an den Bremsweg des Autos denken, der zudem bei winterlichen Verhältnissen, wie jetzt, länger ist. Deshalb will ich, dass die Fussgänger auf dem Fussgängerstreifen auch zu ihrer Sicherheit beitragen, so wie es das Gesetz verlangt. Konkret kann das darin bestehen, dass sie den Fussgängerstreifen sicher nicht überraschend betreten, davor kurz innehalten, mit dem Fahrer des nahenden Fahrzeugs Blickkontakt aufnehmen und vor allem die Kopfhörer abnehmen. Sonst hören sie ja nicht mal eine nahende Ambulanz!»
Dass mit dem Handzeichen und dem Kopfhörerverbot ist doch schwachsinn. Vorallem von einer SVP-lerin, der Partei die laut Parteiprogramm wehement gegen mehr Verbote und Beschränkungen ist.