Schweiz
Gesellschaft & Politik

1.-August-Reden: Berset und Sommaruga wenden sich ans Schweizer Volk

Festreden der Bundesräte – Berset kritisiert Social Media, Sommaruga fordert Pioniergeist

31.07.2022, 20:09
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In der Schweiz ist am Sonntag der Reigen der Bundesfeiern im ganzen Land gestartet. Innenminister Alain Berset schlug in Luzern ernste Töne an und forderte in einer Rede zum 1. August zu einem konstruktiven Debattieren auf.

Berset kritisierte am Abend, dass in den Sozialen Medien Dauerempörung, haltlose Polemik und Wut auf Personen, die in der Öffentlichkeit stünden, vorherrschten. Raum für Annäherung, für Dialog und Kompromisse fehle.

Bundesrat Alain Berset spricht an der Sommertagung der SP Schweiz, am Samstag, 2. Juli 2022 in Biel. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Alain BersetBild: keystone

Praktisch gleichzeitig mit Bersets Rede in Luzern gab im Nachbarkanton Aargau die Gemeinde Spreitenbach bekannt, dass der geplante Festredner und Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel wegen anonymer Gewaltdrohungen im Vorfeld am 1. August nicht auftreten könne.

Um die grossen Herausforderungen wie Krieg, Knappheit, Inflation, Klimaerwärmung oder Altersvorsorge zu bewältigen, ist gemäss Berset das aufeinander Zugehen noch wichtiger geworden. Der SP-Magistrat zeigte sich dabei optimistisch. Er plädierte bei seiner Rede auf dem Luzerner Europaplatz dafür, nicht stets nett zu sein, sondern über alles zu streiten - aber nicht endlos. «Dass wir uns raufen - und uns dann wieder zusammenraufen» halte die Schweiz zusammen.

Anpacken für neue Energiewende

Neben Berset hatte auch Energieministerin Simonetta Sommaruga am Sonntag ihren ersten 1.-August-Auftritt. Die SP-Bundesrätin rief bei einer Rede in Saas-Balen im Wallis dazu auf, die einheimischen Energien Wind-, Wasser- und Sonnenkraft mit Pioniergeist voranzutreiben. Die Wasserkraft sei angesichts der Abhängigkeit von russischem Gas gefragter denn je. Das Wallis liefert die Hälfte des inländischen Stroms.

Die Schweiz habe schon einmal eine Energiewende erlebt, sagte Sommaruga. Vor hundert Jahren, nach dem Ersten Weltkrieg, seien die Kohle-Importe aus dem Ausland ausgefallen. Die Vorfahren hätten daraufhin die Wasserkraft stark ausgebaut und die Schweiz aus der Kohle-Abhängigkeit befreit. Jetzt müsse das die aktuelle Generation anpacken. Es gelte die beste Lösung zwischen Schutz- und Nutzinteressen zu finden.

Simonetta Sommaruga, Vorsteherin des Eidgenoessischen Departements fuer Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation der Schweiz, an der jaehrlich stattfindenden informellen Zusammenkunft der Umweltmini ...
Simonetta SommarugaBild: keystone

Am 1. August mischen sich dann auch die übrigen Bundesrätinnen und Bundesräte unters Festvolk. Mit vier Auftritten hat Bundespräsident und Aussenminister Ignazio Cassis das intensivste Programm. Finanzminister Ueli Maurer redet an drei Anlässen, Innenminister Berset und Wirtschaftsminister Guy Parmelin an zwei. Die Bundesrätinnen Simonetta Sommaruga, Karin Keller-Sutter und Viola Amherd halten am Nationalfeiertag jeweils eine Rede. Zudem wendet sich Bundeskanzler Walter Turnheer einmal an eine Festgemeinde.

Hunderttausend Menschen feiern in Basel

In Basel fieberten am Vorabend des 1. August gegen hunderttausend Menschen dem traditionellen aber in diesem Jahr verkürzten Feuerwerk über dem Rhein entgegen. Bereits am frühen Nachmittag strömten zahlreiche Besucherinnen und Besucher nach Basel zur grossen Bundesfeier, wie eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Als Höhepunkt angekündigt war am Abend der Lichterzauber über dem Rhein.

Das Feuerwerksprogramm wurde jedoch schon im Vorfeld um einen Drittel auf noch 16 Minuten gekürzt. Dies, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren. Erstmals soll das Feuerwerk versuchsweise via Mobiltelefon oder UKW-Radio musikalisch begleitet werden.

Basel-Stadt hatte anders als zahlreiche andere Kantone trotz anhaltender Trockenheit kein generelles Feuerwerkverbot ausgesprochen. Feuerwerke sind dieses Jahr wegen der Dürre dünn gesägt. Gewisse Gemeinden setzten – unter anderem aus Umwelt- und Lärmüberlegungen – stattdessen auf Darbietungen mit Drohnen, Wasser oder Licht.

Pünktlich vor dem Nationalfeiertag wurde in der Ostschweiz auch wieder die weltgrösste Schweizerfahne ausgerollt. Am Säntis montierten mindestens 19 Höhenarbeiter die 80 mal 80 Meter grosse und rund 700 Kilo schwere Flagge in einer rund dreistündigen Aktion. Im vergangenen Jahr hatte das Spektakel aufgrund des schlechten Wetters nicht stattfinden können. In früheren Jahren war das riesige Stoffstück mehrmals gerissen. (sda)

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