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Ein Land brennt aus: Viertel der Schweizer fühlt sich Burnout-gefährdet

Ein Land brennt aus: Ein Viertel der Schweizer fühlt sich Burnout-gefährdet

20.10.2023, 19:59
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Der Schweizer Wohlstand hat seinen Preis – denn die Arbeitnehmerinnen und -nehmer leiden oft unter psychischer Belastung. Eine neue Umfrage von der SRG zeigt, dass bereits 17 Prozent der befragten Erwachsenen ein Burnout erlebt hat. 25 Prozent der Erwerbstätigen sagt, dass sie Burnout-gefährdet seien.

Bei der Burnout-Gefährdung gibt es laut SRG-Umfrage geschlechterspezifische Unterschiede. Das Alter ist ebenfalls ein zu berücksichtigender Faktor. So sehen sich junge Frauen am ehesten gefährdet.

Bei den verschiedenen Lohnklassen zeigen sich ebenfalls unterschiedliche Gefährdungen, an einem Burnout zu erkranken. Ein weiteres Mal wird klar gezeigt, dass ein Burnout keine Manager-Krankheit ist. Im Gegenteil: Personen mit tiefen Einkommen haben viel häufiger ein Burnout als jene mit hohen Einkommen.

Die Leute fühlen sich erschöpft

Diese Überlastung schadet nicht nur den Arbeitnehmerinnen und -nehmern, sondern auch die Arbeitgebenden haben jährlich Kosten von rund 6,5 Milliarden Franken. Dies, weil einerseits Arbeitskräfte ausfallen und andererseits andere weniger produktiv sind. Dies geht aus einer Studie der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften hervor. Die Studie zeigt noch etwas anderes: Immer mehr Erwerbstätige sind emotional erschöpft und fühlen sich ausgelaugt.

Die Ergebnisse überraschen wenig, denn bereits die CSS-Gesundheitsstudie, welche im September erschienen ist, liess nichts Gutes erahnen. Diese zeigte, dass sich der gefühlte Gesundheitszustand der hiesigen Bevölkerung im Vergleich zum Beginn der Corona-Pandemie deutlich verschlechtert hat.

36 Prozent der Befragten der CSS-Studie gaben an, sich in den vergangenen zwölf Monaten oft kränklich oder gesundheitlich angeschlagen gefühlt zu haben. Mehr als zwei Drittel von ihnen sagen, sie litten an Erschöpfung und Müdigkeit. Das entspricht insgesamt einem Viertel der Bevölkerung.

Immerhin: Die SRG-Studie zeigt ebenfalls, dass die Erwerbstätigen in der Schweiz mit der Belastung in der Arbeitswelt besser umgehen können als der europäische Durchschnitt. Die Schweizerinnen und Schweizer empfinden ihre Arbeit häufiger als sinnvoll und haben das Gefühl, dass sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einsetzen können. Auch mit der Bezahlung sind sie sehr zufrieden. (jub)

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182 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sergej Fährlich
20.10.2023 20:20registriert März 2017
Zwei Gedanken: Ich bin mir fast sicher, dass viele nicht wissen, was ein Burnout wirklich ist. Das ist nicht ich-habe-grad-bizeli-viel-zu-tun-und-komme-nicht-so-oft-zum-spörtlen. Mit einem Burnout bist du zumindest für den Moment am Ende. Und zwar richtig. Was ich damit sagen will: Uns geht es im Vergleich zu den Menschen in anderen Ländern (auch in EU) verdammt gut. Das sollte uns Mut machen.

Und der andere Gedanke: Wenn die Zahlen annähernd die Realität abbilden, steuern wir auf eine verdammte Katastrophe zu und sollten dringend aufhören, alles dem Wirtschaftswachstum unterzuordnen.
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re-spectre
20.10.2023 20:26registriert Dezember 2019
Ich war auch öfters nahe am ausbrennen und trotz 100prozent-Job chronisch abgebrannt. Dann hab ich meinen Konsum minimiert, den Fahrzeugpark eliminiert und ein WG-Zimmer bezogen. Jetzt hab ich Spass beim lesen, kochen, flanieren und diskutieren. Nebst der allgemeinen Entschleunigung arbeite ich nur noch 50prozent und die Kohle reicht trotzdem. Es gibt Lösungen. Sicherlich nicht für alle dieselben. Bei mir war die materielle Bescheidenheit der Anfang vom Glück.
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Ökonometriker
20.10.2023 20:29registriert Januar 2017
Die Idee, dass Burnout nur von viel Arbeit kommt, ist längst widerlegt. Oft sind andere Faktoren wichtiger: langer Arbeitsweg, Probleme zu Hause, finanzielle Sorgen, Ausweglosigkeit, Gesundheit. Das sieht man auch daran, dass höhere Einkommen tendentiell weniger Burnouts haben.

Arbeit ist ein wichtiger Faktor. Aber man muss die Problematik ganzheitlich betrachten und nicht einfach denken, dass jemand eben "nicht so belastbar" sei.
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