Schweiz
Gesellschaft & Politik

SVPler wäscht nach Mail-Attacke gegen Ameti Hände in Unschuld

«Nicht an Gewalt gedacht»: SVPler wäscht Hände nach Mail-Attacke gegen Ameti in Unschuld

Der SVP-Lokalpolitiker, der in einem Mail scharf gegen Operation-Libero-Chefin Sanija Ameti schoss, hat sich gegen die Kritik, mit der er eingedeckt wurde, zur Wehr gesetzt.
02.06.2025, 05:5102.06.2025, 08:09
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«Ich bin doch kein Rassist und Hetzer», sagt Gaudenz Lüchinger, Vizegemeindeammann der Ortschaft Birrhard im Aargau. Genau mit solchen Vorwürfen wurde der Lokalpolitiker online eingedeckt, nachdem die Co-Präsidentin der Operation Libero, Sanija Ameti, eine Mail öffentlich machte, die ihr Lüchinger geschickt hatte (watson berichtete).

Er koche in seiner Familie sogar für einen Muslim, verteidigt sich Lüchinger in einer Stellungnahme gegenüber der «Aargauer Zeitung» weiter. Seine Mail sei keine Hassnachricht.

Der Politiker hatte Ameti wegen eines Vorfalls rund um einen Rütli-Besuch der SVP-Bundeshausfraktion, bei dem die Operation Libero ebenfalls mit einer eigenen Aktion dabei zu sein plante, eine Mail geschickt und sie darin scharf angegriffen. Er schrieb unter anderem:

gaudenz lüchinger
Gaudenz Lüchinger ist Vizegemeindeammann von Birrhard.Bild: gemeinde birrhard
«Bisher dachte ich immer, dass eine gut aussehende, intelligente Person deines Formates sich irgendwann darauf besinnt, woher sie kommt, was sie in ihrer neuen Heimat, nämlich der Schweiz, durch die Finanzierung der Steuerzahler erreicht hat – aber ich bin jetzt definitiv eines Besseren belehrt worden.»

Dann wird er noch deutlicher:

«Ich hoffe, du verreist aus der Schweiz, bevor man dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern muss.»

Er forderte sie gar auf, den Schweizer Pass, den Ameti, die als Dreijährige als Tochter einer geflüchteten Familie aus Bosnien-Herzegowina in die Schweiz kam, nachträglich erhielt, zurückzugeben:

«Schade, aber am besten ziehst du dich wieder in dein ursprüngliches Herkunftsland zurück und gibst den dir geschenkten Schweizer Pass ab!»

Besonders die Formulierung «dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern», wirft Fragen auf. Für Ameti ist klar, dass es sich dabei um eine Drohung handelt. Sie will den Fall zur Anzeige bringen.

Sanija Ameti
Sanija Ameti will Anzeige erstatten.Bild: schweiz am wochenende

Lüchinger wäscht seine Hände hingegen in Unschuld. Er habe doch nicht an Gewalt gedacht bei dieser Formulierung.

«Das käme mir als Letztes in den Sinn.»

Stattdessen habe er juristische Mittel gemeint. Welche das genau sein sollen, lässt er auf Nachfrage offen. Es fänden sich sicherlich juristische Mittel, damit sich Ameti nicht mehr negativ über die Eidgenossenschaft äussern dürfe und dass die Medien nicht alles für bare Münze nähmen, was der ehemaligen GLP-Politikerin zugetragen werde.

Lüchinger sagte gegenüber der AZ auch, dass er «sehr erschrocken» über die Reaktionen auf die Mail-Publikation sei und überrascht, dass diese so hohe Wellen geworfen habe. Er werde deshalb in Zukunft, «so etwas nicht mehr schreiben». (con)

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229 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Linus Luchs
02.06.2025 06:13registriert Juli 2014
Kein Rassist sagt: «Ich bin ein Rassist.» Auch Lüchinger nicht.

Die Mail von Lüchinger enthält den Wunsch nach einer Deportation, verbunden mit einer mutmasslichen Gewaltandrohung: «mit anderen Mitteln».

Lüchinger wünscht sich juristische Mittel, damit sich Ameti nicht mehr negativ über die Eidgenossenschaft äussern dürfe. So sieht Meinungsfreiheit aus Sicht eines SVP-Politikers aus. Juristische Verfolgung von Personen, die sich negativ über das Land äusseren. Willkommen in der Diktatur.
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redeye70
02.06.2025 06:36registriert Mai 2016
Bin ja auch nicht einverstanden mit Frau Ameti. Aber das war eine ziemlich konkrete Drohung und passt auch in den typischen Mindset der SVP.
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frau süss
02.06.2025 06:20registriert März 2014
ich hoffe, herr lüchinger erhält ganz viele antwort-emails.
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