Schweiz
SVP

«Gib den geschenkten Schweizer Pass ab» – SVPler greift Sanija Ameti an

Sanija Ameti
Bild: chmedia

«Gib den geschenkten Schweizer Pass ab» – SVP-Politiker greift Sanija Ameti an

Ein Aargauer SVP-Politiker hat Sanija Ameti, die Co-Präsidentin der Operation Libero, in einem E-Mail rüde angegangen. Einsicht will er keine zeigen.
31.05.2025, 19:0601.06.2025, 03:48
Mehr «Schweiz»

Eigentlich hatte die Operation Libero den SVP-Fraktionsausflug aufs Rütli begleiten wollen – mit einer eigenen Aktion. Doch so weit kam es nicht, denn nachdem mehrere Drohungen mit «rassistischen Untertönen und unverhohlenen Gewaltfantasien» bei der Operation Libero eingegangen waren, wurde die Reise abgesagt.

Nun hat die Operation Libero einen öffentlichen Appell gegen die SVP gestartet, und eines der Schimpf-Mails anonymisiert veröffentlicht, wie der «Blick» am Samstag berichtete. Die Zeitung hat dabei auch gleich den Sender der gehässigen Post ausfindig gemacht.

«Ich hoffe, du nimmst irgendwann einmal etwas ernst und verreist aus der Schweiz.»

Es handelt sich dabei um Gaudenz Lüchinger, den Präsidenten der SVP-Ortssektion Birrhard AG, der zudem auch Vizeammann seiner Wohngemeinde ist.

In dem Mail, das direkt an Ameti gerichtet ist, schreibt der SVP-Mann: «Bisher dachte ich immer, dass eine gut aussehende, intelligente Person deines Formates sich irgendwann darauf besinnt, woher sie kommt, was sie in ihrer neuen Heimat, nämlich der Schweiz, durch die Finanzierung der Steuerzahler erreicht hat.» Nun sei er aber «definitiv eines besseren» belehrt worden.

Gaudenz Lüchinger von SVP.
Bild: Gemeinde Birrhard

Damit nicht genug: «Schade, aber am besten ziehst du dich wieder in dein ursprüngliches Herkunftsland zurück und gibst den dir geschenkten Schweizer Pass ab», schreibt Lüchinger der in Bosnien-Herzegowina geborenen Ameti. Sie war im Alter von drei Jahren als Flüchtling in die Schweiz gekommen.

Schliesslich äussert Lüchinger den Wunsch, dass die Zürcherin das Land verlassen soll: «Ich hoffe, du nimmst irgendwann etwas ernst und verreist aus der Schweiz, bevor man dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern muss.»

Reine Meinungsäusserung

Auf Anfrage des «Blick» bestätigt der Aargauer nun, dass die rüde Post von ihm versandt wurde. Und dass er dazu weiter stehe: «Ich habe einzig meine Meinung geäussert.» Das Mail sei eine Reaktion auf die geplante Aktion der Operation Libero auf dem Rütli gewesen, die er als «sehr unangemessen und respektlos» empfunden habe.

In seinem Text sei kein Hass enthalten, meint Lüchinger, eine Gewaltandrohung schon gar nicht. Er nehme zur Kenntnis, dass die Operation Libero das Mail publik mache – damit wolle diese «jetzt nur noch mehr Aufmerksamkeit generieren.»

Operation Libero prüft Anzeige

Die Operation Libero sieht das ganze freilich etwas anders. Im Appell heisst es, man kenne Hass-Zuschriften seit Langem; neu sei jedoch, dass diese nun auch von gewählten Parteivertretern kämen – und zwar offen, nicht anonym. Eine neue Eskalationsstufe also.

Für Ameti und ihre Operation Libero ist die Nachricht des SVP-Mannes klar eine Drohung. So klar, dass sie sie «mit Sicherheit» zur Anzeige bringen werde. Man wolle sich nicht von solchen Dingen einschüchtern lassen.

Weiter fordert die Operation Libero in ihrem Appell nun Konsequenzen: «Wir sollten aufhören, so zu tun, als wäre das normal.» Mit solchen Aktionen verliere die SVP aus ihrer Sicht den Status einer «normalen, gutbürgerlichen Partei».

(cpf)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
439 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sauäschnörrli
31.05.2025 19:20registriert November 2015
Jemand der den Pass bei Geburt erhalten hat, empfiehlt jemandem der sich einbürgern lassen musste, den geschenkten Pass zurückzugeben. Wer von beiden hat wohl mehr Aufwand betrieben diesen Pass zu besitzen?
683201
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cosmopolitikus
31.05.2025 19:16registriert August 2018
Es ist die Art und Weise des respektlosen Umgangs und diese ungeheuerliche Arroganz Lüchinger‘s, die betroffen macht und ein absolutes NoGo darstellt.
Auch Lokalpolitiker sollten Vorbilder sein, Herr Lüchinger ist höchstens ein schlechtes.
601160
Melden
Zum Kommentar
avatar
Diaro56
31.05.2025 19:20registriert Januar 2021
Die SVP ist schon lange keine gutbürgerliche Partei mehr. Ich emlfinde einen guten Teil ihrer Mitglieder als beleidigend, spaltend, hetzend und schlicht unter der Gürtellinie. Wenn jemandem eine andere Haltung als die der SVP genehme vertritt, dann wird sofort am Rande der Legalität dagegen opponiert. Mit teilweise recht unfairen Mitteln. Oder, warum muss ein Mensch, der seit seinem 3. Lebensjahr in der Schweiz verwurzelt lebt, plötzlich Angst haben. Diese Art der SVP zu politisieren ist einfach nur widerwärtig.
542133
Melden
Zum Kommentar
439
    Zürcher Arbeitsinspektoren sollen mehr auf die Psyche achten

    Die Zürcher Arbeitsinspektorate sollen künftig mehr auf die psychische Gesundheit der Angestellten fokussieren. Bisher konzentrieren sie sich eher auf klassische Themen wie Arbeitszeiten, Unfallverhütung oder Schwarzarbeit.

    Zur Story