Eigentlich hatte die Operation Libero den SVP-Fraktionsausflug aufs Rütli begleiten wollen – mit einer eigenen Aktion. Doch so weit kam es nicht, denn nachdem mehrere Drohungen mit «rassistischen Untertönen und unverhohlenen Gewaltfantasien» bei der Operation Libero eingegangen waren, wurde die Reise abgesagt.
Nun hat die Operation Libero einen öffentlichen Appell gegen die SVP gestartet, und eines der Schimpf-Mails anonymisiert veröffentlicht, wie der «Blick» am Samstag berichtete. Die Zeitung hat dabei auch gleich den Sender der gehässigen Post ausfindig gemacht.
Es handelt sich dabei um Gaudenz Lüchinger, den Präsidenten der SVP-Ortssektion Birrhard AG, der zudem auch Vizeammann seiner Wohngemeinde ist.
In dem Mail, das direkt an Ameti gerichtet ist, schreibt der SVP-Mann: «Bisher dachte ich immer, dass eine gut aussehende, intelligente Person deines Formates sich irgendwann darauf besinnt, woher sie kommt, was sie in ihrer neuen Heimat, nämlich der Schweiz, durch die Finanzierung der Steuerzahler erreicht hat.» Nun sei er aber «definitiv eines besseren» belehrt worden.
Damit nicht genug: «Schade, aber am besten ziehst du dich wieder in dein ursprüngliches Herkunftsland zurück und gibst den dir geschenkten Schweizer Pass ab», schreibt Lüchinger der in Bosnien-Herzegowina geborenen Ameti. Sie war im Alter von drei Jahren als Flüchtling in die Schweiz gekommen.
Schliesslich äussert Lüchinger den Wunsch, dass die Zürcherin das Land verlassen soll: «Ich hoffe, du nimmst irgendwann etwas ernst und verreist aus der Schweiz, bevor man dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern muss.»
Auf Anfrage des «Blick» bestätigt der Aargauer nun, dass die rüde Post von ihm versandt wurde. Und dass er dazu weiter stehe: «Ich habe einzig meine Meinung geäussert.» Das Mail sei eine Reaktion auf die geplante Aktion der Operation Libero auf dem Rütli gewesen, die er als «sehr unangemessen und respektlos» empfunden habe.
In seinem Text sei kein Hass enthalten, meint Lüchinger, eine Gewaltandrohung schon gar nicht. Er nehme zur Kenntnis, dass die Operation Libero das Mail publik mache – damit wolle diese «jetzt nur noch mehr Aufmerksamkeit generieren.»
Die Operation Libero sieht das ganze freilich etwas anders. Im Appell heisst es, man kenne Hass-Zuschriften seit Langem; neu sei jedoch, dass diese nun auch von gewählten Parteivertretern kämen – und zwar offen, nicht anonym. Eine neue Eskalationsstufe also.
Für Ameti und ihre Operation Libero ist die Nachricht des SVP-Mannes klar eine Drohung. So klar, dass sie sie «mit Sicherheit» zur Anzeige bringen werde. Man wolle sich nicht von solchen Dingen einschüchtern lassen.
Weiter fordert die Operation Libero in ihrem Appell nun Konsequenzen: «Wir sollten aufhören, so zu tun, als wäre das normal.» Mit solchen Aktionen verliere die SVP aus ihrer Sicht den Status einer «normalen, gutbürgerlichen Partei».
(cpf)
Auch Lokalpolitiker sollten Vorbilder sein, Herr Lüchinger ist höchstens ein schlechtes.