«Du bestellst, dein Hund bezahlt»: Mit einer neuen Kampagne raten Bund und Tierschutz, sich den Kauf eines Hundes gut zu überlegen und das Tier nicht unbesehen online zu bestellen. In Arbeit sind aber auch Gesetzesanpassungen, um den illegalen Hundehandel zu stoppen.
Online bestellen, bezahlen, liefern lassen: Das werde für Hunde zunehmend zum Problem, sagte Martin Reist vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am Dienstag in Bern vor den Medien. Immer mehr Menschen bestellten ihr Tier via Internet, manchmal spontan und ohne die nötigen Abklärungen.
Per Mausklick gekaufte und bezahlte Hunde stammten häufig aus dem Ausland, und manche gelangten gar illegal ins Land. Im Ausland werde zuweilen unter tierschutzwidrigen Bedingungen gezüchtet und Welpen viel zu früh vom Muttertier getrennt, sagte Reist. Oft seien solche Hunde krank, schlecht sozialisiert, menschenscheu oder gar aggressiv.
Solche Tiere könnten ihre Besitzer überfordern. Werde der Hund dann im Tierheim abgegeben, sei das für beide Seiten kein schönes Erlebnis. 1838 Hunde landeten 2023 in einem Tierheim. «Jeder Online-Hundekauf fördert zweifelhafte Angebote», betonte Reist. Auch könnten Online-Käufe im Ausland die organisierte Kriminalität fördern und das Einschleppen von Seuchen ermöglichen.
Julika Fitzi-Ratghen vom Schweizer Tierschutz (STS) warnte vor professionell aufgemachten Internetseiten und vor Kontaktaufnahmen von Anbietern auf Such-Inserate. «Auch wenn von liebevoller Hobbyzucht gesprochen wird, ist das kein Garant für Seriosität», sagte sie. Ebenso wenig garantiere der Preis eine seriöse Zucht.
Bei Tierschutz-Hunden aus dem Ausland sei das Unterscheiden schwierig zwischen seriösen und unseriösen Angeboten, sagte Fitzi-Ratghen. «Generell gilt: Wer einen Hund vorher nicht besuchen darf, sollte die Finger vom Kauf lassen.» Beratungen - etwa beim Tierschutz oder in einer Hundeschule - sollten vor dem Kauf genutzt werden.
Die Kampagne von BLV und Tierschutz unter dem Leitsatz «Du bestellst, dein Hund bezahlt» will Gegensteuer geben und rät zum verantwortungsvollen Hundekauf. Hunde hätten vielfältige Bedürfnisse, sagte Reist, und lebten zehn bis fünfzehn Jahre lang. Bedürfnisse von Hund und Haltern müssten zueinander passen.
Zudem gelte es, eine seriöse Zucht zu suchen. «Kein seriöser Züchter gibt seinen Hund auf Bestellung ab, sondern er will die neuen Besitzer kennenlernen», führte Reist aus. Künftige Hundehalterinnen und -halter sollten unbedingt den Hund und dessen Umgebung vor dem Kauf kennenlernen können.
In der Schweiz ist die Nachfrage nach Hunden grösser als das Angebot. Fitzi-Ratghen sprach von einer Nachfrage nach 50'000 Hunden im Jahr. In der Identitas-Datenbank wurden 2024 rund 44'200 Hunde neu registriert. Davon kamen 24'400 aus dem Ausland. Ende 2024 lebten rund 554'000 Hunde in der Schweiz.
Genaue Zahlen zu unseriösen Angeboten gibt es mangels Meldepflicht nicht. «Hunde-Import ist nicht generell schlecht, und nicht jeder Import ist kriminell», betonte Reist. Ein dubioses Angebot lasse sich daran erkennen, dass online bestellt und Geld überwiesen werden müsse, ohne das Tier und seine Umgebung kennengelernt zu haben.
Auch das Alter der importierten Hunde weist Identitas aus: 2024 waren knapp 7900 Hunde, also rund jeder Dritte, beim Import weniger als 15 Wochen alt. Dies könnte sich ändern: Seit dem 1. Februar dürfen unter 15 Wochen alte junge Hunde nicht mehr gewerbemässig ins Land gebracht werden. Als zusätzliche Massnahme gegen illegale Importe geplant ist laut Reist ausserdem eine Vorregistrierpflicht.
Ausserdem arbeitet das BLV derzeit an Gesetzesgrundlagen, damit die Schweiz bei der Bekämpfung des illegalen Hundehandels mit anderen Ländern zusammenarbeiten kann, etwa beim Datenaustausch.
www.hundekauf.ch (sda)