Was ist passiert?
Die israelische Forscherin Orna Donath hat eine Studie mit dem Titel: «Das Muttersein bereuen: Eine gesellschaftspolitische Analyse» veröffentlicht. Donath hat dafür mit 23 Frauen gesprochen, welche – nach heutigem Stand ihrer Erfahrungen – nicht noch einmal Kinder haben würden.
Unter dem #regrettingmotherhood wird das Thema nun auf Twitter diskutiert – emotionsgeladen, laut, moralgeschwängert.
Eltern werden, bedeutet einen Deal eingehen: Eine gewisse Lebenssituation wird durch eine völlig andere eingetauscht. Und zwar ziemlich unwiderruflich.
Wie bei allen Deals, bei denen Menschen ihre Finger im Spiel haben, geht ein gewisser Prozentsatz in die Hosen. Bei Eltern manifestiert sich ein mieser Deal in Unzufriedenheit. Der Deal – sofern der Spielraum dazu existiert – muss neu verhandelt werden.
Und genau hier beginnen die Probleme. Denn die Verhandlungsbasis ist bei Frauen noch immer eine andere als bei Männern.
Dafür, dass ich 50 Prozent der Erziehungs- und Haushaltsaufgaben übernehme, werde ich gefeiert. Meine Freundin hingegen muss sich dafür rechtfertigen, dass sie wie ich 80 Prozent arbeitet.
Und das im Jahre 2015.
In der Schweiz.
In einem aufgeklärten, mehr oder weniger intellektuellen Umfeld.
Als ich über Ostern den Abwasch für den gesamten Familienclan übernahm, erhielt ich Standing Ovations. Die beiden Köchinnen des Festmahls mussten sich mit einem respektvollen aber routinierten Dankeschön begnügen.
#regrettingmotherhood existiert, weil auch in unserer scheinbar aufgeklärten Gesellschaft noch immer die Vorstellung herrscht, für Frauen wären Haushalts- und Erziehungsaufgaben und der damit verbundene Verzicht selbstverständlich.
Und deshalb ist #regrettingmotherhood wichtig.
Wo denn #regrettingfatherhood bleibe, wundert man sich auf Twitter.
Diese Form der Mitleidsäusserung der Männer gibt es schon lange.
Sie lautet:«Schatz, ich geh mal noch schnell Zigaretten holen.»