Ueli Balmer war zwölf Jahre lang Präsident der Unia Berner Oberland. Er ist Schreiner und übte die Funktion ehrenamtlich aus. Vor einem Monat wurde der 63-Jährige nach einem Machtkampf mit der nationalen Geschäftsleitung abgesetzt. Jetzt schliesst er sich mit Unia-internen Kritikern aus anderen Regionen zusammen und organisiert am 1. Mai eine Protestaktion gegen die nationale Geschäftsführung. Wie und wo die Aktion stattfindet, will er noch nicht verraten. Aber über die Beweggründe spricht er schon jetzt.
Herr Balmer, Sie sind in einem Komitee, das am 1. Mai eine Protestaktion gegen die Unia organisiert. Weshalb kämpfen Gewerkschafter am Tag der Arbeit gegen eine Gewerkschaft?
Ueli Balmer: Wir kämpfen dafür, dass die Basis in allen Gewerkschaften besser respektiert wird. Wir wehren uns dagegen, dass die Organisation von einem Profi-Apparat geführt wird, der keine Rücksicht auf seine Mitglieder nimmt. Dieses Problem haben viele Gewerkschaften. Aber nirgends ist es so schlimm wie in der Unia. Die nationale Geschäftsleitung spricht immer davon, dass sie basisorientiert sei. Doch wenn sich jemand von der Basis gegen die nationale Geschäftsleitung auflehnt, wird er kaltgestellt und weg gemobbt. So ist es jetzt bei uns im Berner Oberland passiert und so ist es zuvor in anderen Regionen passiert.
Sie sagen es: Solche Fälle gab es schon früher. Warum kommt es gerade jetzt zur Eskalation?
Die nationale Führung ist noch nie so dreist gegen ihre eigene Basis vorgegangen wie bei uns im Berner Oberland. Die Mitglieder der Basis haben zwei Personen für eine neue Geschäftsleitung vorgeschlagen, die von einer Mehrheit gewählt wurden. Doch die nationale Geschäftsleitung hat das Resultat nicht anerkannt und einen eigenen Mann installiert. Wer sich dagegen gewehrt hat, wurde freigestellt oder rausgemobbt. Mehr als die halbe Belegschaft wurde ausgewechselt.
Gewerkschaftsinterne Proteste kommen regelmässig vor. Hat der aktuelle Protest eine neue Qualität?
Ja, Unia-Gewerkschafter aus verschiedenen Regionen haben gemerkt, dass sie die gleichen Probleme haben. Bisher gab es in allen Regionen kleine Feuer, die aber jeweils sofort im Keim erstickt wurden: im Tessin, in Genf, in Zürich, im Aargau oder in Basel. Wir im Berner Oberland haben uns aber gesagt: Wir lassen uns nicht ersticken, wir kämpfen weiter. Dafür haben wir viel Zuspruch aus anderen Regionen erhalten. Unser Feuer könnte sich deshalb jetzt zu einem Flächenbrand entwickeln.
Wie?
Am Tag der Arbeit schliessen sich Unzufriedene aus verschiedenen Regionen zusammen, um zum ersten Mal gemeinsam gegen die nationale Geschäftsleitung um Präsidentin Vania Alleva zu protestieren. Sie muss realisieren, dass eines der grössten Probleme der Gewerkschaft in den eigenen Reihen entstanden ist.
Welches Problem meinen Sie?
Den Mitgliederschwund. Die Unia hat schweizweit einen massiven Rückgang zu verzeichnen. Die nationale Führung hat dafür jeweils wortreiche Begründungen parat. Mal heisst es, es handle sich um Rückkehrer ins Ausland, um Todesfälle oder um generelle Veränderungen in der Branche. Dabei ist das Problem ganz einfach: Viele Mitglieder haben das Gefühl, sie zahlen nur Beiträge, aber wenn sie ein Anliegen haben, geht niemand darauf ein. Ihr Geld versickert im Apparat der Unia.
Weshalb schiessen Sie sich auf Präsidentin Alleva ein
Vania Alleva spricht immer von Basisdemokratie, doch sie selber führt mit eiserner Hand. Deshalb stehe ich zu folgender Feststellung: Die Unia wird diktatorisch geführt.
Weshalb soll Präsidentin Alleva daran schuld sein?
Der Laden ist für sie als Führungsperson zu gross. Als sie sich die Führung mit Co-Präsident Renzo Ambrosetti geteilt hat, funktionierte es. Alleine ist sie aber überfordert. Umso härter versucht sie durchzugreifen, wenn Probleme auftauchen. Die Geschäftsleitungsmitglieder sind jeweils persönlich für einzelne Regionen verantwortlich. Sie ist für das Berner Oberland zuständig. Sie hat sich für den Konflikt nie genügend Zeit genommen, sondern versucht, die Probleme aus der Ferne in den Griff zu bekommen.
Alleva sagte in einem Interview, das Austragen von Konflikten gehöre zum Job von Gewerkschaftern. Deshalb würden interne Konflikte besonders heftig ausgetragen.
Damit versucht sie, die Probleme klein zu reden. Sie will die Konflikte intern lösen und die Kritiker ruhig stellen. Doch das funktioniert nicht mehr. Es braucht jetzt eine öffentliche Debatte: Was für eine Gewerkschaft wollen wir? Ich und mehr als hundert Leute, die am 1. Mai gegen die nationale Unia-Führung demonstrieren werden, fordern: Vania Alleva muss zurücktreten. Nur so kann sich die Situation beruhigen. Vielleicht braucht es in Zukunft wieder ein Co-Präsidium, damit die Macht besser verteilt ist.
Am 1. Mai sind Sie zum ersten Mal seit 12 Jahren nicht mehr im Amt als regionaler Unia-Präsident. Weshalb lassen Sie nicht los und suchen sich eine konstruktive Aufgabe?
Für mich ist die Gewerkschaft eine Herzensangelegenheit. Ich bin seit 40 Jahren Gewerkschafter und weiss, dass nicht alles schlecht ist, was die Unia macht. Wir wollen die Organisation deshalb nicht kaputt machen, sondern versuchen, sie in eine andere Richtung zu lenken. Wir wollen, dass die Basis mehr berücksichtigt wird. So wie es jetzt läuft, kann es nicht weitergehen.
und genau aus diesem Grund bin ich aus diesem Verein ausgetreten.
Einmal in 8 Jahren Hilfe gebraucht aber keine bekommen.
Die Funiciello gehörte zum selben feministisch-extremistischen Flügel der UNIA.
Ein Musterbeispiel, wie die Linke selbst die für die Arbeitenden wichtigen Gewerkschaften demontieren, im Interesse ihrer feministisch-politischen Karrieren und Machtansprüche.