Schweiz
Gesellschaft & Politik

Polizei spricht von «friedlicher» Räumung – das Labitzke-Areal wird dem Erdboden gleichgemacht 

Die Stadtpolizei Zürich war mit rund 80 Beamten im Einsatz. 13 Besetzer und 6 Sympathisanten wurden verhaftet.
Die Stadtpolizei Zürich war mit rund 80 Beamten im Einsatz. 13 Besetzer und 6 Sympathisanten wurden verhaftet.Bild: KEYSTONE
19 Verhaftungen

Polizei spricht von «friedlicher» Räumung – das Labitzke-Areal wird dem Erdboden gleichgemacht 

07.08.2014, 08:2007.08.2014, 16:54
Mehr «Schweiz»

Die Besetzung des Labitzke-Areals ist Geschichte. Die Stadtpolizei hat am Donnerstag ab 8.30 Uhr das Gelände der ehemaligen Farbenfabrik geräumt. Einige Besetzer hielten sich noch auf dem weitläufigen Gelände auf. Sie leisteten nur passiven Widerstand. Dreizehn Personen wurden verhaftet.

Einsatzkräfte auf dem Weg zum Einsatz.
Einsatzkräfte auf dem Weg zum Einsatz.Bild: KEYSTONE

Ausserdem wurden sechs Sympathisanten vorläufig festgenommen. Sie hatten auf der Hohlstrasse vor dem Eingang zum Gelände protestiert. Ihnen wird die Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration vorgeworfen.

Die Räumung verlief nach Polizeiangaben absolut «friedlich». Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort. Man riegelte das Gelände ab, schweisste die Zugänge zum Gebäude auf und durchsuchte es.

Einige Besetzer, die sich auf einem Turm auf dem Gelände verschanzt hatten, wurden mit einem sogenannten Hubretter – einer Drehleiter mit einem Korb – einzeln heruntergeholt. Sie leisteten keinen Widerstand. Die Räumung des seit Jahren besetzten Areals der ehemaligen Fabrik Labitzke war seit Tagen erwartet worden. 

Mit einem grossflächigen Transparent wehren sich die Besetzer gegen den Behörden-Zugriff.
Mit einem grossflächigen Transparent wehren sich die Besetzer gegen den Behörden-Zugriff.Bild: KEYSTONE

Kurz nach 13.30 Uhr beendete die Polizei ihren Einsatz und wenig später war auch die Hohlstrasse wieder befahrbar. Dass der Einsatz so friedlich ablief, sei zum einen der sehr professionellen Arbeit der Stadtpolizei und von Schutz & Rettung zu verdanken, sagte Polizeivorstand Richard Wolff (AL). Die Besetzer hätten aber auch nicht unnötig provoziert.

Bewohnt worden war das ehemalige Fabrikareal seit Jahren von Mietern und von Besetzern. Die Bewohner wehrten sich gegen den Auszug. In der langen Zeit habe sich «ein einmalig lebendiger Mikrokosmos gebildet, der nun der Immobilienblase geopfert werden» solle, machten sie geltend. Damit gehe ein weiterer Freiraum in der Stadt verloren.

Bild
Bild: KEYSTONE

Besitzerin des Geländes ist die Mobimo AG. Sie will acht Häuser mit 245 Wohnungen sowie Raum für Gewerbe, Läden und Cafés erstellen. Die Mieter erhielten von der Mobimo zweimal eine Mieterstreckung. Nachdem sie beim Zürcher Obergericht mit ihrer Beschwerde gegen die Kündigung erfolglos geblieben waren, zogen sie Anfang August schliesslich aus. Die Besetzer blieben, bis das Areal nun am Donnerstag geräumt wurde. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Maya Eldorado
07.08.2014 10:08registriert Januar 2014
Dann gibt es wohl wieder Wohnungen mit Mieten, die ein immer grössere Prozentsatz der Bevölkerung nicht bezahlen kann....
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
kettcar #lina4weindoch
07.08.2014 11:02registriert April 2014
schon vor Jahren musste ich aus der Stadt, weil ich keine bezahlbare Wohnung fand. In der Zwischenzeit könnte ich es mir leisten, will ich aber nicht mehr. Kultur wird immer mehr an den Rand der Stadt verdrängt. Clubs, Bars, dunkle Höhlen und schöne Flecken mussten Wohnungen platz machen, die von Besserverdienenden besetzt werden, die am kulturellen Leben in Zürich kein Interesse haben. So wird die Stadt immer ärmer an Kultur und Leben und immer langweiliger. Immerhin benötigte es hier keine 1000 Beamten wie neulich in Wien. Auch da ging es um eine Besetzung gegen Immobilienspekulation.
00
Melden
Zum Kommentar
3
Gegen das Ertrinken im Mittelmeer: SP-Politikerin will Botschaftsasyl reaktivieren
Es gibt kaum legale Fluchtwege nach Europa. Jetzt will die Zürcher SP-Nationalrätin Céline Widmer dafür sorgen, dass auf Schweizer Botschaften wieder Asylgesuche eingereicht werden können.

Es ist Wintersession im Jahr 2011, als die damalige Asylministerin Simonetta Sommaruga im Ständerat zwei Argumente für das Botschaftsgesuch nennt. Erstens: Besonders verletzliche, an Leib und Leben gefährdete Menschen könnten die strapaziöse und gefährliche Flucht nach Europa gar nicht antreten; es ist besser, wenn sie bei einer ausländischen Vertretung um Schutz bitten. Zweitens: Man prüft die Gesuche gescheiter im Heimatland, anstatt die Menschen in die Schweiz kommen zu lassen, nur um dann festzustellen, dass sie keinen Asylgrund haben – und man sie dann vielleicht nicht mehr zurückschicken kann.

Zur Story