Schweiz
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Notfallnummer 142: Politikerin fordert Sticker auf Milchverpackung

Neue Schweizer Notfallnummer 142: Politikerin fordert Sticker auf Milchverpackung

Im Mai sollte die Notfallnummer 142 endlich in Betrieb sein. Um sie bekannt zu machen, hat eine Nationalrätin eine ungewöhnliche Idee. Und erhält Unterstützung aus dem Bundesrat.
24.12.2025, 07:2724.12.2025, 07:59
Florence Vuichard / ch media

Rekordverdächtige 15 Jahre hat die Schweiz gebraucht, um eine nationale Notrufnummer für Opfer häuslicher Gewalt einzurichten. Erklärt wird diese eher unrühmliche Geschichte mit vielen föderalen, administrativen und technischen Komplikationen. Im kommenden Mai soll es dann endlich so weit sein, wie Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider verspricht.

Dann soll die neue Helpline 142 den Betrieb aufnehmen. An diese nationale Kurznummer sollen sich Opfer von häuslicher Gewalt rund um die Uhr wenden können. Dort bekommen sie Soforthilfe, Beratung oder die nötigen Kontakte zu weiteren Stellen.

Die mehrjährige, nationale Sensibilisierungskampagne gegen häusliche und sexuelle Gewalt ist bereits im November gestartet – mit Plakaten, Flyern und Videos auf verschiedenen Social-Media-Kanälen. «Das ist gut», sagt SP-Nationalrätin Simona Brizzi. «Aber das reicht nicht.» Zu flüchtig sei diese Art von Kommunikation.

«Damit eine Sensibilisierung stattfindet, muss die Kampagne in unserem Alltag sichtbar und präsent sein. Die Kurznummer und Botschaft muss zu uns nach Hause kommen, in unsere Regale und Kühlschränke.»

Konkret denkt Brizzi an «Logos oder Stickers auf Mehlpackungen, Milchprodukten oder an Plastik- oder Papiersäcke, die wir zum Einkaufen brauchen.» Dafür müsste die Politik die Detailhändler an Bord holen.

Brizzi hat ihre Idee beim regelmässig stattfindenden Austausch zwischen den Parlamentariern der Sozialdemokraten mit «ihrer» Bundesrätin eingebracht. Baume-Schneider war sofort interessiert. Bei ihrem Auftritt am Netzwerkanlass der parlamentarischen Gruppe Frauen Mitte Dezember lobte die Bundesrätin die Idee «aus dem Parlament», wie sie sagte, und signalisierte ihre Unterstützung. Zudem brachte sie ihre Hoffnung und Zuversicht zum Ausdruck, dass der Detailhandel hier mitmache. Entsprechende Arbeiten hätten begonnen.

Simona Brizzi, SP-AG, stimmt ab, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 19. Maerz 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Simona Brizzi hat eine unkonventionelle Idee für die Bekanntmachung der neuen Hotline.Bild: keystone

Der Detailhandel prüft die Anfrage

Auf Nachfrage reagiert das zuständige Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EGB) im Departement von Baume-Schneider zurückhaltender. «Es handelt sich dabei um erste Überlegungen im Zuge der Vorbereitung der nächsten Schritte dieser mehrjährig angelegten Kampagne», sagt Co-EGB-Geschäftsführerin Stéphanie Lachat. «Bis heute ist noch nichts endgültig beschlossen.»

Wie CH Media weiss, wurde aber etwa die Migros in dieser Sache kontaktiert. Diese will sich auf Anfrage nicht äussern und verweist auf den Branchenverband IG Detailhandel. Auch dort ist Baume-Schneiders Team aktiv. «Tatsächlich wurden wir kürzlich vom Eidgenössischen Departement des Innern kontaktiert», sagt Manuel Toma von der IG Detailhandel. «Die Anfrage wird zurzeit geprüft.»

Milch- und Käse-Regale der Migros Appenzell, fotografiert am Mittwoch 23. Juli 2025 im Appenzell. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Milch im Migros: Wird hier bald für die neue Notrufnummer geworben? (Symbolbild)Bild: KEYSTONE

Für die Idee, Alltagsprodukte zur Bekanntmachung der 142er-Nummer zu nutzen, hat sich Brizzi von einer «erfolgreichen Kampagne aus den nordischen Ländern inspirieren lassen», wie sie erzählt. So gab es zum Beispiel in den 1980er- und 1990er-Jahren in Schweden eine Kampagne zur Gewaltprävention bei der Kindererziehung. «Mit Slogans auf den Milchpackungen wurden die Menschen für die Thematik sensibilisiert», sagt Brizzi. Ein paar Jahre später hätten die nordischen Länder dann «die körperliche Züchtigung von Kindern» verboten. Brizzi interessiert sich als Dozentin an einer Pädagogischen Hochschule grundsätzlich für Erziehungs- und Bildungsthemen. So ist sie auch auf die Kampagnen aus den nordischen Ländern gestossen.

Suche nach Vermissten

Den Wert von Lebensmittelverpackungen als Kommunikationsplattform haben auch andere entdeckt. In den 1980er-Jahren platzierten in den USA einige Molkereien Suchaufrufe mit Fotos von vermissten Kindern auf ihren Milchkartons. Später fanden sich Suchvermerke und Fotos vermisster Kinder auf Pizzakartons oder Einkaufstüten. Sie verschwanden allerdings ein paar Jahre später wieder, als Kinderpsychologen davor warnten, dass Kinder beim Frühstück unnötig verängstigt würden.

Seit rund einem Jahr sorgt der deutsche Smoothie-Hersteller True Fruits für Schlagzeilen, weil er die Behörden in der Aufklärung von ungeklärten Vermisstenfällen unterstützt. Dazu druckt er immer wieder Fotos von vermissten Personen auf seine Flaschen. Die Reaktionen fielen gemischt aus, vor allem weil die Smoothie-Firma bereits in der Vergangenheit mit provokativen Auftritten für Kritik sorgte. Der Verdacht lag nahe, dass es sich letztlich um eine PR-Aktion in eigener Sache handelte. (aargauerzeitung.ch)

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125 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mrmikech
24.12.2025 07:47registriert Juni 2016
"Erklärt wird diese eher unrühmliche Geschichte mit vielen föderalen, administrativen und technischen Komplikationen."

Oder vielleicht, weil einige das gar nicht wollen – wahrscheinlich dieselben, die auch Gewalt in einer Beziehung nicht strafbar machen wollten?
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_Momo_
24.12.2025 07:57registriert August 2025
‚Sticker auf Milchverpackung: So soll die Notfallnummer 142 in der Schweiz bekannt werden‘

Finde die Idee sehr gut und hoffe, dass sie hilft, Menschen welche sie benötigen, zu erreichen.
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Poci
24.12.2025 08:19registriert November 2017
Dass es 15 Jahre dauerte ist wohl den "bürgerlichen" **hust** rechten zu verdanken, welche dies gar nicht wollten.
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