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Referendum gegen Jugendschutzgesetz ist nicht zustande gekommen

Referendum gegen Jugendschutzgesetz ist nicht zustande gekommen

23.01.2023, 15:4123.01.2023, 16:25
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Das Schweizer Stimmvolk kann sich nicht äussern zu neuen Jugendschutzbestimmungen im Film und bei Videospielen. Das vergangene Woche eingereichte Referendum gegen die Vorlage ist bei Weitem nicht zustande gekommen.

videogame referendum
Wird bald stärker reguliert: Zugriff Internetplattformen und Videogames.Bild: Shutterstock

Gegen die Vorlage hatte die Piratenpartei das Referendum ergriffen. Um eine Abstimmung zu erreichen, hätte sie am Donnerstag mindestens 50'000 beglaubigte Unterschriften einreichen müssen. Dieses verfassungsmässige Quorum sei um mehr als die Hälfte verfehlt worden, schrieb die Bundeskanzlei am Montag nach ihrer Überprüfung.

Partei gab sich siegesgewiss

Die Piratenpartei war bereits am Wochenende davon ausgegangen, dass zu wenige Unterschriften eingegangen sind. Am Donnerstag, bei der Einreichung der Unterschriften, hatte sie sich siegesgewiss gegeben. Diese Einschätzung sei zu optimistisch gewesen, schrieb sie am Samstag aber und führte Schwierigkeiten bei der Zählung ins Feld.

Die Piratenpartei stört sich in Bezug auf neue Jugendschutzregeln insbesondere an der vorgesehenen Altersverifikation auf Internetplattformen. Diese lasse sich leicht umgehen und führe dazu, dass grosse Internetkonzerne noch mehr Daten über Nutzerinnen und Nutzer sammeln könnten.

Das Referendumskomitee war deshalb mit dem Slogan «Ausweiszwang Nein» angetreten. Das Gesetz verursache massive Kollateralschäden und sei zugleich handwerklich schlecht gemacht, schrieb es zudem. «Die digitalpolitische Naivität von Verwaltung und Parlament hat uns wieder mal ein unsägliches Gesetz beschert.»

Viel Aufmerksamkeit in den Medien

Viele der Unterschriften gingen erst gegen Ende der Referendumsfrist ein. Denn im Januar erhielt das Thema Ausweiszwang im Internet grosse Aufmerksamkeit in den Medien. Pro Tag trafen laut Aussagen von Piraten-Präsident Jorgos Ananiadis bis zu 5000 Unterschriften beim Komitee ein.

Das Gesetz für Anbieter von Filmen, Videospielen und entsprechenden Internetplattformen regelt etwa, wie sie ihre Produkte kennzeichnen müssen und was sie zur Alterskontrolle tun müssen. Finden die Branchen keine Lösung, kann der Bundesrat selber Regeln erlassen. Heute ist der Jugendschutz weitgehend Sache der Kantone. (saw/sda)

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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Overton Window
23.01.2023 16:55registriert August 2022
Die allermeisten haben leider davon zu spät erfahren. Vielen dank den Medien. Nicht.
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Zappenduster
23.01.2023 15:48registriert Mai 2014
Bitter
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Beta Stadler
23.01.2023 16:41registriert Mai 2020
Wo sind denn jetzt die liberalen Kräfte, welche stets auf Eigenverantwortung pochen und bei jeder kleinsten Regelung den Totalitären Staat ausrufen?
Wenn's dann drum geht, Kunden- und Nutzerdaten abzugrasen, um Geschaftsmodelle zu fördern ist dann logischerweise nichts von ihnen zu hören...
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