Jedes Jahr im Dezember absolviert der Zürcher Gemeinderat einen Debatten-Marathon, der in der Schweizer Lokalpolitik seinesgleichen sucht: Das Parlament der grössten Schweizer Stadt befasst sich mit dem Budget für das kommende Jahr. 2018 rechnet die Regierung bei einem Ertrag von 8.781 Milliarden Franken mit Ausgaben von 8.822 Milliarden.
Über jeden einzelnen Ausgabenposten wird lustvoll und ausufernd gestritten. Am vergangenen Samstag ging es beim Antrag 215 um das Budget der Schulgesundheitsdienste. So weit, so unspektakulär. Doch dann ergreift SVP-Gemeinderat Daniel Regli als Sprecher der Minderheit das Wort. Ihm missfallen die Ausgaben für die Fachstelle für Sexualpädagogik und Beratung «Lust und Frust».
Regli empört sich darüber, dass auf der Website der Fachstelle «Dildos nicht nur beschrieben, sondern sogar abgebildet» seien. Während die Liebe kaum oder gar nicht thematisiert werde, werde den Kindern ein regelrechtes «Gender-Kompendium» zur Verfügung gestellt.
Gemeinderat Regli, der jeweils als OK-Präsident die Anti-Abtreibungs-Demonstration «Marsch fürs Läbe» organisiert, redet sich regelrecht in Rage. Die Kinder würden auf der Website der Fachstelle etwas über die Missionarsstellung erfahren («wer unten und wer oben ist»), die Pille danach und Abtreibungen würden ebenso thematisiert.
Dann kommt der konservative Christ Regli auf Analsex zu sprechen. Zunächst stört ihn, dass ihm Kompendium der Fachstelle darauf hingewiesen wird, dass in der Antike vaginaler und analer Geschlechtsverkehr gleichbedeutend waren: «Ist das kinder- und jugendkompatibel?», fragt Regli. Vom Analsex ist es dann ein kurzer Weg zur Homosexualität.
Zu diesem Thema unterschlage die Fachstelle «die kritischen Punkte», etwa die Suizidalität bei Homosexuellen oder die Sexsucht, kritisiert Regli. Dann erreicht sein Votum, das immer wieder von Gelächter und Zwischenrufen seiner Ratskollegen unterbrochen wird, seinen fragwürdigen Höhepunkt: «Sie finden nichts darüber, dass sich promiske Homosexuelle zwischen 30 und 40 das Leben nehmen, weil der Analmuskel nicht mehr hält, was er verspricht.» Der Saal bricht in daraufhin in schallendes Gelächter aus.
Nachdem Regli sein Votum zu Ende gebracht hat, antwortet SP-Gemeinderat Alan David Sangines. Er entschuldigt sich bei den Eltern, welche mit ihren Kindern auf der Zuschauertribüne im Zürcher Rathaus der Sitzung beiwohnen: «Ich glaube, ihr müsst euren Kindern heute ganz viele Begriffe erklären.» Dann spricht er die Kleinen direkt an: «Liebe Kinder, das passiert, wenn man keine Aufklärung hatte in der Schule: Dann kommt man zu diesem Weltbild.» Das Gelächter ist dieses Mal noch lauter als bei Reglis Aussage. (cbe)
Den gesamten Wortwechsel gibt es hier als Audio-File nachzuhören (2017/311 Antrag 215).
Besser es erschlafft der Analmuskel als das Gehirn, denn meines Wissens gibt es für erschlaffte Gehirne keine Windeln.
Beschämend diese Aussage von Daniel Regli.
Gibts da keine Anforderungen die man erfüllen muss?
Oder Ausschlusskriterien?
Personen wie diese sind es, die ein Klima der Ablehnung schaffen welches letztendlich zu Problemen führt die in Suiziden enden können.