Schweiz
Gesellschaft & Politik

Bezirksgericht Hinwil spricht Ex-SVP-Nationalrat Zanetti frei

Bezirksgericht Hinwil spricht Ex-SVP-Nationalrat Zanetti frei

18.12.2025, 11:0818.12.2025, 12:52

Das Bezirksgericht Hinwil hat den ehemaligen SVP-Nationalrat Claudio Zanetti am Donnerstag freigesprochen. Der 58-Jährige war angeklagt, weil er auf der Plattform X einen Beitrag eines israelischen Armeesprechers teilte.

Claudio Zanetti, SVP-ZH, hoert einem Votum zu, am ersten Tag der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 29. Februar 2016 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Die Staatsanwaltschaft forderte eine Haftstrafe von 30 Tagessätzen.Bild: KEYSTONE

Natürlich sei die Bildsprache überspitzt, sagte Zanetti vor Gericht. Der Post richte sich aber eindeutig gegen die Terrororganisation Hamas, nicht gegen die palästinensische Bevölkerung.

Auf dem Bild, das Zanetti im Januar 2024 re-postete, ist eine Faust mit Israel-Logo zu sehen, das ein Hakenkreuz in Palästina-Farben zerschlägt. Darüber stand «Nie wieder ist jetzt, komme was wolle.» Hintergrund ist der Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023.

Die Staatsanwaltschaft beantragte wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass eine bedingte Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 80 Franken sowie eine Busse von 600 Franken.

Für das Bezirksgericht Hinwil ist Zanettis Re-Post kein Grund für eine Verurteilung wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass. Den Diskriminierungsartikel dürfe man nicht allzu ausgiebig anwenden, hielt der Richter bei der Urteilseröffnung fest. «Sonst besteht die Gefahr, dass niemand mehr wagt, Kritik zu äussern.»

«Gehört nicht einen Gerichtssaal»

Es müsse dabei auch möglich sei, zu vereinfachen und zu übertreiben, so der Richter weiter. Einen solch martialischen Aufruf zur Zerschlagung der Hamas könne man als unsachlich oder aggressiv werten. «Aber dies ist eine politische Diskussion und die gehört eigentlich nicht in einen Gerichtssaal.»

Die Bildmontage müsse zudem im Kontext angesehen werden. Sie sei kurze Zeit nach dem menschenverachtenden Terorranschlag auf die israelische Bevölkerung gepostet worden. Das politische Klima sei damals stark aufgeheizt gewesen, sagte der Richter.

Er kritisierte damit direkt die Staatsanwaltschaft, die wegen dieses Re-Posts eine bedingte Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 80 Franken und eine Busse gefordert hatte. Die Staatsanwaltschaft mache aber nur ihren Job, so der Richter. «Sie muss im Zweifel Anklage erheben.» Die zuständige Staatsanwältin war beim Prozess nicht anwesend. Ob sie den Freispruch ans Obergericht zieht, ist offen.

«Nicht gegen die Bevölkerung gerichtet»

Zanetti bezeichnete die Bildsprache des Hakenkreuz-Posts in der Befragung als «überspitzt». Die Bildmontage sei aber ausschliesslich gegen die Terrororganisation Hamas gerichtet gewesen und sicher nicht gegen die palästinensische Bevölkerung, betonte er.

Er habe überhaupt nichts gegen Araber. «Aber ich mag es nicht, wenn wir wegen einigen von ihnen unsere Weihnachtsmärkte schützen müssen wie Festungen.» Auch Zanetti kritisierte die Staatsanwaltschaft. Er sei nur rausgepickt worden, weil er SVPler sei. Gegen all die Palästina-Demonstranten, die bei ihren Kundgebungen das rote Hamas-Dreieck verwenden würden, unternehme sie hingegen nichts.

Für Zanetti wäre eine Verurteilung «sehr ungünstig» gewesen. Er will sich im Frühling 2026 erneut in die Sozialbehörde der Zürcher Oberländer Gemeinde Gossau wählen lassen. Als «verurteilter Mensch» wolle er aber nicht in eine solche Behörde. Zanetti sass von 2015 bis 2019 im Nationalrat und verpasste die Wiederwahl. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Weitere Fälle, in denen mitgehört wurde
1 / 11
Weitere Fälle, in denen mitgehört wurde
Zuhören erlaubt: Im Mai 2012 berichtete die Zeitung «Der Sonntag» (heute: «Schweiz am Wochenende») von einem Gespräch zwischen den damaligen Nationalräten Christoph Blocher (SVP, Bild) und Filippo Leutenegger (FDP) in einem voll besetzten Zug zur Stosszeit.
quelle: susann basler (2002)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Videos zeigen, wie Syriens neuer Justizminister früher Frauen exekutieren liess
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Russland attackiert Ölvorräte einer Genfer Firma in der Ukraine
Sonnenblumenölvorräte des ukrainischen Konzerns Allseeds Group, zu dem auch die Genfer Firma Allseeds Switzerland gehört, sind in der Nähe der ukrainischen Hafenstadt Odessa wiederholt bombardiert worden. Tausende Tonnen Öl gingen bei den jüngsten russischen Luftangriffen verloren.
Zur Story