Schweiz
Gesellschaft & Politik

Schweiz: Drei abgewählte Politiker haben Überbrückungshilfe beantragt

Bis zu 2450 Franken im Monat: Drei abgewählte Politiker haben Überbrückungshilfe beantragt

Wer unerwartet aus dem Parlament fliegt, hat das Recht auf finanzielle Unterstützung. Auch nach den jüngsten Wahlen sind Anträge dafür eingegangen.
05.12.2023, 19:04
Christoph Bernet / ch media
Mehr «Schweiz»

Wahltag ist Zahltag: Auch bei den eidgenössischen Wahlen von diesem Herbst mussten zahlreiche Politikerinnen und Politiker unfreiwillig ihr Amt räumen. Im Nationalrat waren 17 Personen betroffen, im Ständerat vier.

Je nach beruflicher und privater Situation ist eine Abwahl nicht nur eine persönliche Niederlage. Wer nebenbei kein berufliches Standbein mehr hat, bei dem fällt die Haupteinkommensquelle weg.

Meret Schneider, GP-ZH, spricht zur Grossen Kammer, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 13. September 2023 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Meret Schneider (Grüne/ZH) setzte sich im Parlament unter anderem für Tierschutzanliegen ein. Nun wird sie abgewählt.Bild: keystone

Denn von einem Parlamentsmandat lässt es sich komfortabel leben. Ein Nationalratsmitglied verdient durchschnittlich 132'500 Franken im Jahr, im Ständerat sind es 142'500 Franken.

Seit 2003 besteht für nicht wiedergewählte und freiwillig zurücktretende Parlamentsmitglieder die Möglichkeit, während eines begrenzten Zeitraums eine sogenannte Überbrückungshilfe zu beantragen.

Infrage dafür kommen Politikerinnen und Politiker, die beim Ausscheiden aus dem Rat noch nicht das Rentenalter von 65 Jahren erreicht haben und «keinen gleichwertigen Ersatz für das Einkommen als Ratsmitglied erzielen können oder bedürftig sind», wie es im Gesetz heisst. Sie wird während maximal zwei Jahren ausbezahlt und beträgt bis zu 2450 Franken pro Monat, was der maximalen AHV-Rente einer Einzelperson entspricht.

Wie die Parlamentsdienste auf Anfrage von CH Media mitteilen, haben bislang drei abgewählte Ex-Parlamentsmitglieder einen Antrag auf Überbrückungshilfe gestellt. Noch hat die dafür zuständige Verwaltungsdelegation diese Gesuche nicht behandelt. Von wem diese Gesuche stammen, verraten die Parlamentsdienste nicht.

Nur wenige Abgewählte haben sich bislang öffentlich dazu bekannt, die Überbrückungshilfe in Anspruch genommen zu haben. Einer davon ist SP-Nationalrat Andy Tschümperlin, der 2015 als Fraktionschef die Wiederwahl verpasst hatte.

Der abgewaehlte Schwyzer SP-Nationalrat Andy Tschuemperlin anlaesslich der Eidgenoessischen Nationalrats- und Staenderatswahlen am Sonntag 18. Oktober 2015 in Schwyz. (KEYSTONE/Urs Flueeler)
Andy Tschümperlin steht dazu, Überbrückungshilfe in Anspruch genommen zu haben.Bild: KEYSTONE

Die abgewählten Nationalratsmitglieder Mustafa Atici (SP/BS) und Therese Schläpfer (SVP/ZH) kündigten wenige Tage nach ihrer Abwahl Ende Oktober 2023 gegenüber «20 Minuten» an, die Unterstützungsleistung nicht in Anspruch zu nehmen.

Seit Einführung der Überbrückungshilfe bis und mit den Wahlen 2019 haben insgesamt 28 Abgewählte Unterstützung in der Gesamthöhe von 1.1 Millionen Franken bezogen, wie die «Sonntags-Zeitung» kürzlich berichtete. Ein Vorstoss aus der SVP, die Überbrückungshilfe abzuschaffen, scheiterte im September 2020. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die Neuzugänge im Parlament
1 / 37
Das sind die Neuzugänge im Parlament
Rémy Wyssmann, Nationalrat SVP Solothurn
quelle: screenshot: svp
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
73 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Glen_Miller
05.12.2023 21:16registriert Januar 2020
Die SVP wollte die Überbrückungshilfe abschaffen, hat aber kein Problem damit, wenn ihr abgewählter Milliardärsbundesrat rückwirkend sein Ruhegeld in Millionenhöhe verlangt, auf das er zuvor vollmundig verzichtet hat?!?!?
15615
Melden
Zum Kommentar
avatar
Broccoli Siffredi a.k.a. Björn das Brot
05.12.2023 19:43registriert August 2023
Der Betrag ist nicht überrissen. Der Zeitraum begrenzt. Daraus muss man keine Debatte machen.
17232
Melden
Zum Kommentar
avatar
Urs der Bär
05.12.2023 20:52registriert Oktober 2022
Was soll die Debatte? Eher was für die Galerie und grenzt eher an Bashing.
Finde die Überbrückungszeit ist limitiert und der Betrag pro Monat eher bescheiden!
8422
Melden
Zum Kommentar
73
Nach Unterschriften-Betrug: Ständerat drückt bei digitalem Sammeln aufs Tempo

Für den Ständerat muss der Bund rasch die rechtlichen Grundlagen schaffen, damit Unterschriftensammlungen künftig über digitale Kanäle stattfinden können. Er hat am Mittwoch eine entsprechende Motion angenommen, die nun an den Nationalrat geht.

Zur Story