Bis vor ein paar Tagen waren es rund 100 Menschen, die sich täglich bei der Coronavirus-Hotline des Bundes gemeldet haben. Doch mit der Ruhe ist es vorbei, seit das Virus der Schweiz immer näher kommt. Am Dienstag, an dem Tag, an dem das Virus die Schweiz endgültig erreicht hat, meldeten die Betreiber 1370 Anrufe. Aus dem Tessin, wo der erste Schweizer Fall verzeichnet wurde, gab es gegen Abend Beschwerden, die Hotline sei überlastet gewesen.
Die Nervosität im Land steigt, und das spüren auch die Detailhändler. Dort kam es zwar bisher kaum zu Hamsterkäufen, wie sie aus Norditalien in den letzten Tagen gemeldet wurden. Doch die Nachfrage nach gewissen Produkten, heisst es sowohl bei der Migros als auch bei Lidl Schweiz, sei in den letzten Tagen gestiegen - gerade im Tessin.
Lidl meldet, dass insbesondere haltbare Produkte wie Konserven oder Pasta begehrt seien. Die Migros ergänzt die Liste um weitere Produkte wie Eier, Käse und Babynahrung. Ein Migros-Sprecher betont, man habe bereits vor drei Wochen einen Krisenstab gebildet, um den Versorgungsauftrag auch im Falle einer Pandemie aufrechtzuerhalten. Lidl schreibt, es gebe «keine Engpässe», die Versorgungssituation sei «derzeit unbeeinträchtigt».
Das Coronavirus veranlasst viele, ihre Vorräte aufzustocken. Der Bund empfiehlt schon länger, dass jeder Haushalt einen Notvorrat anlegen sollte, um sich für Krisensituationen zu wappnen. An diesen Empfehlungen ändere das Coronavirus nichts, heisst es beim zuständigen Bundesamt für wirtschaftliche Landesfragen (BWL). Auf der Liste stehen Lebensmittel für eine Woche, etwa Reis, Teigwaren, Öl, Fertiggerichte, Kaffee, Salz, Dörrfrüchte, Müesli oder Schokolade.
Auch regelmässig benötigte Arzneimittel und Hygieneartikel gehören in den Notvorrat, unter anderem 50 Hygienemasken pro Person. In vielen Schweizer Haushalten kümmerte man sich bisher nicht gross um die Notvorrat-Empfehlungen, wie das BWL 2018 in einer Studie zeigte. So hatte ein Drittel der Befragten keinen ausreichenden Nahrungsmittelvorrat.
Wie viele Schweizer über ausreichend Hygienemasken verfügten, erfragte die Studie nicht. Fest steht aber, dass es in den letzten Wochen in der Schweiz zu einem Run auf Schutzmasken kam - und das, obwohl das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zum Selbstschutz in erster Linie regelmässiges Händewaschen empfiehlt. Hygienemasken schützten Gesunde nicht vor der Ansteckung, heisst es auf der Website des BAG. Sie könnten aber die Weiterverbreitung von Viren durch Erkrankte deutlich reduzieren.
Mittlerweile sind Schutzmasken hierzulande sowieso kaum noch zu bekommen. Viele Apotheken verkauften in den letzten Tagen ihre Vorräte. Laut Pharmasuisse, dem Verband der Apotheker, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Der Grossist Galexis, der viele Apotheken im ganzen Land beliefert, kann momentan keine Masken mehr liefern. Die Nachfrage nach Atemschutzmasken und weiteren Pandemieartikeln übersteige die Lagerbestände «seit drei Wochen bei weitem», so ein Sprecher. Wann die internationalen Lieferanten wieder Masken in die Schweiz liefern werden, könne man derzeit nicht sagen.
Für Masken, die einen besseren Schutz vor Viren bieten, so genannte FFP-Masken, wie sie primär in medizinischen Einrichtungen wie Spitälern zum Einsatz kommen, hat der Bund ein Pflichtlager angelegt. Dieses wird laut dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung in seinem Auftrag von verschiedenen Lieferanten gehalten. Gemäss dem Influenza-Pandemieplan umfasst das Pflichtlager ungefähr 190000 Stück.
Verschiedene Schweizer Spitäler haben sich bereits nach den Masken erkundigt, weil am Markt nicht mehr ausreichend Ware verfügbar ist. Dabei handelt es sich um einzelne Regionalspitäler, wie das BWL auf Nachfrage präzisiert. Bisher hat es aber keine Pflichtlagerfreigabe gegeben. Die Zuteilung der Masken werde vom Bund über die Kantone koordiniert ablaufen, schreibt das BWL. Wie es um die Bestände der FFP-Masken in Spitälern, aber auch Arztpraxen, Apotheken oder Rettungs- und Spitexdiensten steht, weiss der Bund nicht. Er hat aber bereits Ende Januar ein Schreiben verschickt, in dem er den Spitälern empfiehlt, ihre Lagerbestände zu prüfen. (bzbasel.ch)
Wenn dann OPs o.Ä. nicht mehr gemacht werden können, weil der Schutz fehlt, ist es bedenklich...