Diese 7 uralten Zeitungsartikel zeigen, was die Schweiz von Schnee im Frühling hält 😡
Rekord-Schneefall im Mai: In Bern fielen am Sonntag vier, in St.Gallen gar 19 Zentimeter Neuschnee. Solche Wintereinbrüche sind in der Schweiz genau so selten wie unbeliebt. Das zeigt ein Rückblick auf die letzten 130 Jahre:
11. April 2003: «Nächste Woche brauchen wir unbedingt besseres Wetter»
2003 schneite es zwar nicht im Mai, dafür im April. Und das sogar in der Stadt Basel. Die Rheinstadt hat selten noch so spät im Frühling Schnee. Vor rund 15 Jahren deutete man den späten Schneefall aber positiv: «Wenn der April Spektakel macht, gibt's Hen und Korn in voller Pracht», meint der Oberbaselbieter Landwirt Peter Degen in der Ausgabe der Basler Zeitung am Folgetag der Schneefälle.
Das Zofinger Tagblatt befragte nach dem neuerlichen Wintereinbruch seine Leser nach Reaktionen. Tennisspieler Mario Puppetti und Vater Richard Bachmann waren gar nicht begeistert:
28. April 1985: «Wenn der April bläst rauh ins Horn...»
Noch etwas später schneite es in der Schweiz im Jahr 1985. Auch damals wurde die Stadt Basel von einer späten Wetterrückkehr überrascht. Die Bauern nahmen es gelassen, die Bienen weniger:
1. Juni 1962: 30 Kilometer Stau am Gotthard
Vor über 50 Jahren schneite es sogar mal im Juni. Der Gotthardpass musste geschlossen werden und die SBB waren total überfordert. Die Hoteliers im Urnerland hat's gefreut:
«Zeitweise reichte die Autoschlange bis nach Wassen hinunter. Viele Automobilisten waren genötigt, im Urnerland zu übernachten, so daß am Freitagabend bis nach Flüelen hinunter sozusagen das letzte Hotelbett besetzt war.»
Stau vor dem Gotthardpass bis nach Flüelen? Laut Google Maps entspricht das einer Blechlawine von etwa 30 Kilometern. Da war der diesjährige Osterstau ein Kindergeburtstag dagegen.
Die Betreiber des Flughafens Kloten entschieden sich daraufhin «schweren Herzens» dazu, die Start- und Landepisten zu schliessen. Die vier Maschinen, die den Flughafen in den besagten sieben Stunden anfliegen wollten, mussten umdrehen oder weiterfliegen, schrieb die NZZ damals.
29. Mai 1961: Der Rückblick im Rückblick
Die 60er-Jahre waren verrückt. Nicht nur 1962, sondern auch 1961 bescherte Petrus den Schweizern eine späte Rückkehr des Winters. Damals schneite es in Zürich am 29. Mai zum letzten Mal:
Ein Rückblick von damals zeigt, dass es sich beim späten Schneefall von 1961 nicht um den spätesten Schnee in Zürich handelte:
2. Mai 1945: In Europa ist es «vermutlich» wieder Winter
Sechs Jahre Krieg fanden im Mai 1945 ihr Ende. Die Schweiz und weitere Teile Westeuropas erlebten zum Ende des Krieges noch eine kurzfristige Rückkehr des Winters. Wegen den Kriegswirren erhielten die Meteorologen in der Schweiz keine Daten mehr aus dem restlichen europäischen Raum und mussten spekulieren:
Sechs Tage später kapitulierte Nazi-Deutschland vor den Alliierten, der 2. Weltkrieg war zumindest auf europäischem Boden zu Ende.
28. Juli 1926: Die strammen Rekruten von 26 schleppen Kanonen durch den Schnee
Zugegeben, am 28. Juli gab es keinen Schnee bis ins Flachland. Doch wir Schweizer sind ja auch gerne in den Alpen unterwegs und dort hat es überraschend geschneit. Die strammen Rekruten der Gebirgsartillerie im Wallis dürften wenig Begeisterung gezeigt haben. Sie mussten ihre Kanonen durch den frischen Schnee über den Gemmi sowie den Rawilpass zurück nach Sitten schleppen:
Ein Weg vom Rawilpass zurück nach Sitten ist auf Google Maps heute nicht einmal mehr eingezeichnet. Insgesamt bestritten die Rekruten laut Google Maps Höhenunterschiede von 3000 Metern. Sie transportierten also quasi eine Artilleriebatterie aufs Schweizer Schilthorn und wieder runter.
Ebenfalls überrascht wurde ein Postautofahrer auf dem Weg zum Hospiz auf dem Grimsel. Ein NZZ-Journalist, der mit ebendiesem Postauto unterwegs war, bewunderte den Einsatz des Beamten:
7. Mai 1892: Man rette die Kartoffeln!
Wie sich ein Mai-Wintereinbruch im 19. Jahrhundert auf die Schweiz auswirkte? So:
In den Ziegeleien, welche schon seit einigen Wochen im Betriebe sind, mussten von 2 Uhr Morgens an extra Feuer unterhalten werden, damit die frisch erstellte Ware nicht zu Grunde gehe. Auch auf den Heudielen sieht es der Jahreszeit gemäss armselig aus, indem an den meisten Orten die Vorräte zur Neige gehen und darum wurde auch vielerorts schon mit der Grünfütterung, zum Theil wenigstens, begonnen.
Man hat auch so wieder früher zweiten Schnitt Gras, was bei uns, wo der Kleebau mit dem Getreidebau naturgemäss zurückgehen musste, wichtig ist. Wenn der kalte Nordost bald vom Föhn zurückgetrieben wird und der Schnee wenigstens in den unteren Regionen der St. Galler und Balmerberge schmiltz, so kann sich noch Alles zum Guten wenden, aber auch hier heisst es: ‹Wer wartet, der blanget.› (Sinngemäss: Wer wartet, der bangt, Anm. d. Red.)»
