Darauf musste die queere Community lange warten – nun ist es passiert: Der Nationalrat hat am Donnerstag entschieden, dass er die Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare öffnen will. Der GLP-Vorstoss «Ehe für alle» wurde mit 132 zu 52 Stimmen bei 13 Enthaltungen deutlich in der grossen Kammer angenommen, nachdem das Geschäft mehr als 6½ Jahre von Kommissionen vorberaten wurde.
Der Nationalrat diskutierte in dieser Session bereits zum zweiten Mal darüber. Anfang Juni musste die Debatte aus zeitlichen Gründen abgebrochen werden. Diese Verzögerung wurde kritisiert. Das Geschäft wurde daraufhin erneut auf das Nationalratsprogramm genommen. Der Vorstoss geht nach dem heutigen Ja der grossen Kammer in den Ständerat.
Nationalrätin Kathrin Bertschy, die ihre Fraktion während der Debatte vertreten hatte, zeigte sich in einer ersten Stellungnahme erfreut über den Entscheid: «Das war deutlich und es war auch Zeit!»
Das war deutlich und es war auch Zeit! Der Nationalrat öffnet die #Ehefüralle inkl. Samenspende mit 132 zu 52 Stimmen!
— Kathrin Bertschy (@kathrinbertschy) June 11, 2020
Die Befürworter der Liberalisierung brachten mit dem Zugang zur Samenspende für lesbische Paare eine weitere Forderung in die Gesetzesänderung. Dieser Punkt war zunächst nicht Teil des Entwurfs: GLP-Nationalrat Beat Flach argumentierte im Namen der Kommission, dass sonst die gesamte Vorlage gefährdet würde.
Als Kommissionssprecher musste Flach gegen seinen eigenen Antrag reden. Der Aargauer Nationalrat stellte den Antrag, der diese Samenspende legalisieren wollte. Dieser Minderheitsantrag fand schliesslich im Nationalrat ebenfalls eine Mehrheit.
Die Freude bei der queeren Community ist gross. SP-Nationalrat Angelo Barrile sagt zu watson: «Das Signal aus dem Nationalrat zur Ehe und zur Samenspende war so deutlich. Vom Ständerat erwarte ich, dass er dem Nationalrat folgt. Der Entscheid war überfällig, insbesondere nachdem das Volk uns mit dem Ja zum Diskriminierungsschutz den Rücken gestärkt hat.»
Barrile lacht, als er gefragt wird, ob er und sein Partner heiraten werden, wenn die «Ehe für alle» in Kraft tritt. «Das müssen wir schauen. Aber nachdem mein Partner mir damals den Antrag für die Eintragung unserer Partnerschaft gestellt hat, wird der Heiratsantrag nun von mir kommen müssen!»
Freude auch bei der Milchjugend, der Organisation für queere Jugendliche in der Schweiz. Ihr Vorstandsmitglied Tobias Urech sagt: «Es ist ein toller Tag, aber der Entscheid von heute ist nicht das Ende des Regenbogens. Auch der Ständerat muss sich jetzt für eine vollwertige Ehe-Öffnung aussprechen.»
Mira Bond
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Füürtüfäli