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Donald Trump und Europa: Schweizer Politiker reagieren auf Frontalangriff

Swiss Federal Councillor Ignazio Cassis, right, welcomes US President Donald J. Trump, left, next to Swiss Federal President Alain Berset and Swiss Federal Councillor Johann Schneider-Ammann, during a ...
Donald Trump trifft am WEF 2018 auf Bundesrat Ignazio Cassis. Der Schweizer Aussenminister hat Verständnis für Trumps Rundumschlag gegen Europa. Bild: KEYSTONE

«Schweiz unterwirft sich Neofaschismus»: Politiker zu Trumps Europa-Angriff

Am Freitag griff US-Präsident Donald Trump mit seiner neuen Sicherheitsstrategie Europa frontal an. Seither befindet sich die EU in Aufruhr. Was sagen Schweizer Politiker dazu?
11.12.2025, 11:2611.12.2025, 13:47

Staaten sollen selbst darüber entscheiden, wen sie reinlassen und wem sie die Staatsbürgerschaft erteilen. Und überhaupt:

«Die Ära der Massenmigration ist vorbei.»

Und noch etwas anderes sei vorbei: Wokeness:

«Diversity, Equity und Inklusion müssen ausradiert werden, denn sie stehen einer erfolgreichen Zukunft im Weg.»

Klingt nach SVP-Parteiprogramm?

Ist es aber nicht. Alle Zitate stammen aus der National Security Strategy der USA. Das Weisse Haus hat das Papier am Freitag veröffentlicht. Es ist nur 33 Seiten dünn – und ist nach Ansicht von Fachpersonen aber trotzdem ein Tabubruch. Denn es stellt die seit Jahrzehnten selbstverständliche transatlantische Freundschaft infrage.

Was bedeutet Trumps Geschimpfe für Europa?

Die woken Themen tragen Schuld daran, dass der Westen wirtschaftlich und politisch schwach sei und auf bestem Weg dazu ist, die eigene Souveränität zu verlieren.

Die Welt funktioniert dann am besten, wenn jeder Staat die eigenen Interessen priorisiert. «Die wichtigste politische Einheit ist die Nation.».

Die USA, so die Befürchtung, sind kein verbündeter Partner mehr. Sondern eine Grossmacht, die sich nach Gutdünken in Europa einmischt.

Die National Security Strategy ist nur 33 Seiten dünn. Diese haben es aber in sich.
Die National Security Strategy ist nur 33 Seiten dünn. Diese haben es aber in sich.Bild: Imago Images

Während der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz die Kritik aus Washington scharf zurückgewiesen hat und in Teilen als «inakzeptabel» bezeichnet hat, kommt von Bundesrat Cassis Verständnis für Trumps Tiraden:

Was bedeutet die veränderte Strategie der USA für die Schweiz genau? Wie bringen sich die Parteien in Stellung?

Das sagt die SVP

Gegenüber watson will SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi lieber keine Stellung beziehen. Er sagt nur so viel:

«Die Schweiz ist ein neutraler und unabhängiger Staat. Wie sich andere Staaten oder Akteure positionieren, darüber äussert sich die SVP nicht.»

Ob Guy Parmelin als neuer Bundespräsident nun der ideale Ansprechpartner ist? Die SVP die natürliche Partnerin für zukünftige Gespräche mit Trump? Auf diese Fragen antwortet Aeschi: «Kein Kommentar.»

KEYPIX - Thomas Aeschi, Fraktionspraesident SVP Schweiz und Nationalrat SVP-ZG, praesentiert das ausgedruckte EU-Vertragspaket mit dem Titel "EU-Unterwerfungsvertrag", waehrend einer Medienk ...
Thomas Aeschi teilt mit Donald Trump die Ablehnung gegen die EU.Bild: keystone

SP: «Angriff auf die Demokratie»

Fabian Molina ist einer der profilitiertesten Aussenpolitiker der Schweiz. Dem SP-Nationalrat bereitet der Inhalt des US-Strategiepapiers grosse Sorgen. «Er ist Ausdruck einer Rückkehr vom aggressiven Nationalismus, der sich abkehrt von einer Weltordnung, die auf dem Völkerrecht basiert», sagt Molina. «Stattdessen steht diese Strategie für eine Politik, die auf dem Recht des Stärkeren aufbaut.»

Fabian Molina, SP-ZH, auf dem Weg zum Kommissionszimmer der Immunitaetskommission, am Mittwoch, 11. Mai 2022 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Fabian MolinaBild: keystone

Für Molina ist Trumps Ankündigung, aktiv in die europäische Politik einzugreifen, ein «Angriff auf unsere Demokratie und unsere Souveränität».

Dass Aussenminister Cassis für die Aussagen Trumps auch noch Verständnis hat, regt Molina auf:

«Das ist ein Skandal. Die Aussagen von Cassis kommen einer Unterwerfung unter eine neofaschistische Politik gleich. Das ist wirklich ganz übel.»
Fabian Molina (SP)

Statt Trump zu hofieren, müsse man ihm die Stirn bieten. Drei Punkte nennt Molina: Engere Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern, Abhängigkeit von den USA reduzieren und die Demokratie vor solchen Angriffen zu schützen. Letzteres bedeute, Desinformations-Kampagnen und den Einfluss der «Tech-Oligarchie» in den sozialen Medien zu bekämpfen, so Molina.

Teilst du die Kritik von Donald Trump? Setzt Europa auf die falschen Themen?
An dieser Umfrage haben insgesamt 2888 Personen teilgenommen

Und die US-Botschaft?

Gerne hätte watson von der US-amerikanischen Botschaft in Bern gewusst, wer aus US-amerikanischer Sicht der ideale politische Partner in der Schweiz ist.

Die Fragen von watson blieben auch auf Nachfrage unbeantwortet.

«Ruhe, Schweinchen!» – so reagiert Trump auf kritische Fragen der Medien

Video: watson/lucas zollinger
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308 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Thomas Melone
11.12.2025 11:34registriert Mai 2014
Interessant, dass sich die SVP mit Händen und Füssen wehrt, einen Vertrag mit befreundeten Nachbarn einzugehen, gleichzeitig aber bereit ist, sich bedingungslos einer autoritären US-Regierung zu unterwerfen.
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El_Chorche
11.12.2025 11:34registriert März 2021
"Die USA, so die Befürchtung, sind kein verbündeter Partner mehr."

Was heisst hier "so die Befürchtung"?

Trumps Amerika ist ein Feind jeder offenen Gesellschaft. Punkt.

Wie offensichtlich muss man das denn noch sagen? Mit einem Messer in die Stirn ritzen?

Herrje
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LuLuke
11.12.2025 11:33registriert Februar 2021
Äschi äussert sich nicht - das muss ihm schwer gefallen sein, er unterstützt doch alleswas DT macht und sagt.
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