Schweiz
International

Die Schweiz rüstet zu wenig auf – sagen die Deutschen

Ein Panzer der Schweizer Armee anlaesslich des ersten Tages der 75-Jahr-Feierlichkeiten des Militaerflugplatz Meiringen am Freitag, 17. Juni 2016, in Meiringen. Die Feierlichkeiten mit verschiedensten ...
Neue Kampfpanzer, die den Leopard ersetzen, wird es wohl auch bei massiven Mehrausgaben nicht geben.Bild: KEYSTONE

Kritik aus dem Norden: Deutschland hat genug von der Schweizer «Mini-Aufrüstung»

Während in ganz Europa massiv aufgerüstet wird, geht man die Thematik hierzulande langsam an. Zu langsam, heisst es aus dem Norden.
09.03.2025, 12:0209.03.2025, 15:42
Mehr «Schweiz»

Die EU hat nach dem Selenskyj-Eklat im Weissen Haus angekündigt, die Verteidigungsausgaben um 800 Milliarden Euro aufzustocken. Auch Deutschland unter dem baldigen Kanzler Merz will Kredite in Milliardenhöhe für die Verteidigung stemmen. In der Schweiz belässt man es dabei, die Ausgaben bis 2032 auf ein (1) Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) anzuheben.

Diese «Mini-Aufrüstung» hat harte Kritik aus dem Norden zu Folge, schreibt die «SonntagsZeitung». CDU-Politiker Roderich Kiesewetter meinte, ein Prozent des BIP sei «eindeutig ein Witz in dieser ernsten Lage». Er halte 3 bis 5 Prozent für sinnvoller. Angemerkt: Die NATO hat für ihre Mitgliedsstaaten ein Ziel von 2 Prozent gesetzt.

«Die Schweiz muss sich entscheiden, wo sie steht. Neutralität ist keine Option, wenn es um die Verteidigung unserer Freiheit geht», so Kiesewetter. Doch zeigt der CDU-Mann auch ein gewisses Verständnis für die Schweiz. Einerseits seien die Prozentwerte nicht eins zu eins vergleichbar, zumal das BIP pro Kopf in der Schweiz gut doppelt so hoch ist wie in Deutschland.

Andererseits sei Deutschland ebenfalls seit Jahrzehnten «Trittbrettfahrer» beim Thema Sicherheit und Verteidigung gewesen. Doch mit dem geopolitischen Wandel, durch den die Sicherheits- und Friedensordnung in Europa bedroht sei, müsse eine «klare Haltung jedes einzelnen Europäers, Frieden in Freiheit und Selbstbestimmung zu verteidigen», her.

Ihm sei bewusst, dass ein Umdenken in der Gesellschaft für die Schweiz schwierig sei und grosse Führungsverantwortung brauche, sagt Kiesewetter. Doch die Schweiz solle sich mindestens «sehr klar für ein Europa in Demokratie und Freiheit einsetzen und zumindest die Ukraine, die uns an vorderster Front schützt und dafür kämpft, endlich massiv unterstützen».

Auch die SPD kritisiert

Falko Drossmann, der führende Verteidigungspolitiker der SPD, ist ebenfalls kein Freund des Weges, den die Eidgenossenschaft gerade beschreitet: «Die Schweiz liegt im Herzen Europas und konnte sich stets einen hohen Grad an Neutralität bewahren, weil sie sich militärisch von einer starken NATO und wirtschaftlich einer starken EU geschützt wusste. Doch die Welt hat sich verändert.»

Wenn Europa und die Schweiz ihren Wohlstand langfristig wahren wollen, müssten «alle mehr Verantwortung für unsere eigene Sicherheit übernehmen».

Doch auch er sieht positive Veränderungen in der Schweiz: So begrüsst der SPD-Mann explizit eine Erklärung des Nationalrats, die vom Bundesrat mehr sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit Europa fordert. Doch hat Drossmann Zweifel, ob die Schweiz das auch wirklich ernst meint.

Der Wille wäre da

Im Parlament gibt es eigentlich genügend Politiker, die zu einer Erhöhung des Armeehaushalts bereit wären, schreibt die «SonntagsZeitung». Da wäre beispielsweise SP-Ständerätin Franziska Roth: «Die Schweiz kann nicht Trittbrettfahrerin bleiben. Sie muss ihren Beitrag zur Sicherheit in Europa leisten», sagt sie.

Auch FDP-Ständerat Josef Dittli befürwortet höhere Verteidigungsausgaben. «Natürlich müssen wir massiv mehr in die Armee investieren. Es braucht zusätzliche Milliarden», sagt Dittli gegenüber der «SonntagsZeitung». Doch eine planlose Aufrüstung will der FDP-Mann nicht; es brauche darum dringend ein Zielbild und eine Strategie des Bundesrates.

Und natürlich fordert der langjährige Armeefreund und SVP-Ständerat Werner Salzmann mehr Geld für die Armee. Der 62-Jährige ist einer der wenigen Parlamentarier, der als Oberst im Heeresstab noch aktiv Dienst leistet.

Salzmann hat sogar konkrete Vorstellungen über die Höhe der zu tätigenden Ausgaben: «Um die Armee wieder voll einsatzfähig zu machen, auf den neusten Stand zu bringen und die Durchhaltefähigkeit zu erhöhen, braucht es gegen 100 Milliarden Franken.» Vom neuen Bundesrat verlangt Salzmann, dass er rasch die Planung in die Hand nehme und vom Gesamtbundesrat ein detailliertes Zielbild der künftigen Armee genehmigen lässt.

(cpf)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
233 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
AD 8154
09.03.2025 12:47registriert September 2023
Ich als Deutscher Leser hier,
Sag das mal so.
Die Deutschen Politiker sollten mal ganz ganz schnell schauen das Sie ihren scheiss den Sie 16 Jahre lang nicht gemacht haben mal sofort angehen und jetzt mal dringend in die Spur kommen bevor Sie irgendwem irgendwas erzählen wollen! Besonders CDU/ CSU und SPD so.
Die erzählen einen Schrott!
2014 noch musste Ich Teile meiner Auslandsausrüstung selber kaufen bevor ich die wichtigen Sachen erhalten hätte, wäre ich wahrscheinlich aus dem Dienst ausgeschieden.
Bekommst den Combat ready Stastus aber keine Ausrüstung.
Kein Kommentar weiter.
24515
Melden
Zum Kommentar
avatar
gwaeggi75
09.03.2025 12:36registriert Juli 2021
süss, unsere nördlichen Nachbarn haben grad gestern angefangen aufzurüsten und wettern jetzt schon auf Vorrat gegen den kleinen südlichen Nachbar. Ist halt praktisch, wenn man so von den eigenen Unzulänglichkeiten ablenken kann.
21541
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gurgelhals
09.03.2025 12:20registriert Mai 2015
Ein Problem ist halt, dass wir z.Z. eine Finanzministerin haben, die in einer toxischen Liebesbeziehung mit der Schuldenbremse steht.

Man muss bedenken: Karen Thatcher-Sutter wurde explizit in den Bundesrat gewählt, damit sie dann einmal all die feuchten Träume ihrer libertären Parteigspönli umsetzen kann. Also sitzt sie zuerst mal notgedrungen ein paar Jahre im ungeliebten EJPD ab, bis endlich das Finanzministerium frei wird...

...und dann, als sie endlich zur Tat schreiten könnte, kommt die weltpolitische Lage daher und vermasselt ihr alles. Das geht doch nicht! Bodenlose Frechheit sowas!
16962
Melden
Zum Kommentar
233
    SBB testen Umbau von «Schüttelzug» – mit dieser Massnahme soll die Fahrt ruhiger werden

    Die SBB testen gemeinsam mit Hersteller Alstom einen FV-Dosto-Doppelstockzug ausgerüstet mit umgebauten Drehgestellen und ohne Wankkompensation. Dadurch soll die Laufruhe des Zuges und damit der Fahrkomfort verbessert werden, hiess es in einer Mitteilung.

    Zur Story