Vergiss Diäten. Shrinkflation hilft dir beim Abnehmen – ohne, dass du dafür etwas tun musst. Kauf einfach weiterhin die gleichen Lebensmittel, die du magst. Alles andere regelt die Shrinkflation, die dich unwillkürlich dazu bringt, weniger zu essen.
Etwas zynisch formuliert könnte man die Shrinkflation so beschreiben. Nüchterner betrachtet ist es so:
Shrinkflation – so nennt man die Teuerung, die man selbst nicht bemerkt, respektive nicht bemerken sollte. Eine Taktik, die besonders von Lebensmittelherstellern und Detailhändlern angewandt wird, um steigende Preise auszugleichen.
Und dies funktioniert so: Der Inhalt von Produkten wird reduziert, doch der Preis bleibt derselbe. Aus einem 100-Gramm-Jogurt wird beispielsweise ein 80-Gramm-Jogurt. In der Windelpackung sind plötzlich ein paar Stück weniger, die Tafel Schokolade wiegt nicht mehr 100 Gramm, sondern nur noch 95 Gramm.
So kann die Marge bei steigenden Preisen gesichert werden – ohne dass der Konsument Wind davon bekommt. Denn: Eine Pflicht zur Kennzeichnung, dass ein Produkt weniger Inhalt enthält, der Preis aber derselbe bleibt, besteht nicht. Die Leidtragenden: die Konsumenten. Sie bezahlen mehr für weniger.
Pringles new packaging.
— Wall Street Silver (@WallStreetSilv) July 10, 2022
Same price but 17.5% smaller.#shrinkflation pic.twitter.com/lXZ8OD79kk
In den USA häufen sich derzeit Berichte über ein Shrinkflation-Comeback. Denn das Phänomen ist nicht neu. Es tritt in Zeiten hoher Inflation auf – dann, wenn Unternehmungen mit steigenden Preisen für Zutaten, Verpackungen oder Transport zu kämpfen haben.
Die Shrinkflation kommt jeweils in Wellen: «Aufgrund der derzeitigen Inflation befinden wir uns in einer Flutwelle», sagt der Verbraucheranwalt Edgar Dworsky zur «Washington Times». Die ersten Wellen bildeten sich Dworsky zufolge während der Pandemie. Eine grosse folgte gegen Ende des Jahres – seither soll sich das Phänomen verstärkt haben.
Hey @FoodProfessor can you spot the difference? pic.twitter.com/Ke790u7VRu
— Sam Glass 👨🍳🇨🇦 (@ChefSamGlass) July 18, 2022
Dworsky kann Dutzende Beispiele von Shrinkflation aufzählen, seit Jahrzehnten sammelt der atypische Ladendetektiv allerlei Produkte des täglichen Bedarfs und überprüft, wie diese sich im Laufe der Zeit verändern. Dazu wiegt er den Inhalt von Frühstücksflocken, zählt Toilettenpapierblätter und misst die Grösse von Verpackungen.
Auf seiner Webseite dokumentiert er die Schrumpf-Fallen: von schrumpfenden Müsliriegeln über leichtere Kaffeebohnen bis hin zu Käsescheiben aus der Schweiz, deren Packung plötzlich weniger wiegt.
Anders als in den Jahren davor versuchen die Unternehmen in den USA laut dem Detektiv vermehrt, mit farbigen Etiketten oder einem neuen Design von Produktänderungen abzulenken. Sollte der Schrumpfprozess dennoch auffliegen, überlegen sich die Produzenten neue Beschriftungen, die eine Produktverbesserung suggerieren. Das Klopapier mutiert dann von «weich» zu «super-weich». Rechtlich ist dies erlaubt, da solche Begrifflichkeiten nicht geschützt sind.
Ein Zurück zum Original gebe es meist auch dann nicht, wenn die Inflation nachlässt. «Wenn ein Produkt einmal kleiner geworden ist, bleibt dies oft auch so», sagt Edgar Dworsky.
Woo shrinkflation.. same price 2 months later.. smaller size. pic.twitter.com/kTIJWCfWFs
— DankH2O (@Dank_H2O) July 12, 2022
Hierzulande hat das Phänomen zwei Namen: Shrinkflation oder auch Schatteninflation. Das Prinzip ist dasselbe – und es ist dem Schweizer Konsumentenschutz seit vielen Jahren bekannt. Wie stark Shrinkflation derzeit in der Schweiz verbreitet ist, kann nicht beurteilt werden.
Der Konsumentenschutz bekomme hin und wieder Meldungen. Doch die Anzahl hält sich in Grenzen, da es für Konsumentinnen und Konsumenten schwierig ist, versteckte Preisentwicklungen zu bemerken. Besonders Anpassungen des Nettogewichts oder kleine Details der Verpackungen bemerken Kunden kaum. Denn kaum jemand hat ein Bewusstsein für ein Nettogewicht eines Produktes. Und auch hierzulande gilt keine Pflicht zur Kennzeichnung, wenn an einem Produkt herumgebastelt wird.
Kommt der Schrumpfprozess trotzdem ans Licht, fänden Produzenten leicht eine Erklärung für die Produktanpassung, sagt Josianne Walpen von der Stiftung für Konsumentenschutz. Begründet werde dies dann etwa mit neuen Rezepturen, anderen Verpackungen oder neuen Lackierungen.
Ein bekanntes Beispiel: Coca-Cola. 2019 sind die Flaschen geschrumpft und hatten nur noch Platz für 450 statt 500ml. Der Preis blieb derselbe. Dies blieb allerdings nicht unbemerkt.
Erst begründete das Unternehmen die Anpassung mit Kundenbedürfnissen, später krebste Coca-Cola zurück zur alten Grösse. «Die Firma hat nicht mit den heftigen Reaktionen der Konsumentinnen und Konsumenten gerechnet und sich dann wieder umentschieden», sagt Josianne Walpen.
Wir werden nicht nur bei den Packungsgrössen verarscht
So beobachtet beim WC-Papier: Die Blätter wurden plötzlich länger damit der Konsument automatisch mehr verbraucht wenn er immer die gleiche Anzahl Blätter benutzt.
Und auch bei Zigaretten: Der Filter wurde plötzlich länger. Somit ist die Zigarette schneller graucht und man zündet sich schneller eine neue an.
(Ich weiss das ist den Nichtrauchern egal ;-) Mir aber nicht!)