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Kanton Bern kündigt Zusammenarbeit mit «Baba News» auf

Kanton Bern kündigt Zusammenarbeit mit «Baba News» auf

03.11.2023, 15:4803.11.2023, 17:12

Nach einem umstrittenen Podcast-Beitrag hat der Kanton Bern seine Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin «Baba News» eingestellt. Die «Baba News»-Macherinnen stehen in der Kritik, einseitig eine pro-palästinensische Sicht auf den Nahostkonflikt zu verbreiten.

Der Kanton Bern hat das Online-Magazin für eine Podcast-Reihe zum Thema Integration für die Jahre 2022/2023 mit rund 20'000 Franken unterstützt, wie der Sprecher der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion, Gundekar Giebel, eine Meldung der Berner Tamediazeitungen vom Donnerstag bestätigte.

Darüber hinaus habe es keine Zusammenarbeit mit dem Online-Magazin gegeben und es werde auch keine weitere Zusammenarbeit geben, hiess es bei der Direktion von SVP-Regierungsrat Pierre Alain Schnegg. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion habe den umstrittenen Podcast-Beitrag «mit äusserstem Befremden zur Kenntnis genommen» und distanziere sich «dezidiert» von den Äusserungen.

Der umstrittene Beitrag gehört nicht zu der vom Kanton Bern unterstützten Podcast-Reihe.

Vorzeigeprojekt

Das Online Magazin richtet sich vorwiegend an junge Migrantinnen und Migranten in der Schweiz und galt bisher als Vorzeigeprojekt für Integration. «Baba News» erhielt viel Lob und für diverse Projekte Geld von der öffentlichen Hand.

Albina Muhtari, Gr
Albina Muhtari, Gründerin und Chefredaktorin von Baba News an einer Medienkonferenz zur Medienvielfalt, am 5. Januar 2022.Bild: KEYSTONE

Für Aufregung sorgte jüngst ein Podcast-Beitrag mit dem Titel «Bedingungslose Solidarität mit Israel widerspricht jeglichen demokratischen Grundsätzen». Es müsse möglich sein, Israel zu kritisieren, ohne gleich in die antisemitische Ecke gestellt zu werden, so der Tenor der Diskussion. Und: Die Angriffe der Hamas müssten in einem grösseren Zusammenhang gesehen werden.

Im Gegenwind

Der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) kritisierte daraufhin auf dem Online-Portal von «20 Minuten» die «Propaganda, die einen mörderischen Freiheitskampf verklärt und Gewalt auf perverse Weise verherrlicht».

Der Bund ging ebenfalls auf Distanz zu «Baba News». Die eidgenössische Kommission gegen Rassismus bezeichnete den Podcast laut «20 Minuten» als «einseitig und voreingenommen».

Das Staatssekretariat für Migration (SEM), das als Partner auf der Internetseite von «Baba News» gelistet war, forderte eine Stellungnahme. Das SEM wolle auch nicht mehr als Partner auf der «Baba News»-Webseite aufgeführt werden. Am Donnerstag war die entsprechende Rubrik auf der Onlineseite des Magazins nicht mehr abrufbar.

In Bern und Zürich forderten Politikerinnen und Politiker von den geldgebenden Behörden Auskunft. Die «Baba News»-Macherinnen berufen sich auf die Medienfreiheit. Die politischen Vorstösse taxieren sie als «Angriff auf unsere Redaktion», wie die Berner Tamediablätter am Donnerstag schreiben.

Ihnen sei es nie um Kritik an der jüdischen Gemeinschaft an sich gegangen, sondern um Kritik an einem Staat, der «gemäss UNO das Völkerrecht seit Jahrzehnten massiv missachtet und gegenwärtig über zwei Millionen Menschen einer grausamen Kollektivstrafe aussetzt», heisst es bei «Baba News».

Die Leitung des Online-Magazins kündigte an, in einem der folgenden Podcasts auch proisraelische Stimmen zu Wort kommen zu lassen.

(hah/sda)

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105 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Graf von Rüdesheim
03.11.2023 16:05registriert Februar 2022
Es ist eine Gratwanderung, die leider gemacht werden muss. Ich würde eine bedingungslos liberale Gesellschaftsform auch Vorziehen. Aber gegen den Westen zieht langsam ein Sturm auf. Wir sollten als demokratische Schicksalsgemeinschaft beginnen die Reihen zu schliessen.
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Jekyll & Hyde
03.11.2023 18:41registriert Januar 2017
Mit dem ersten Teil bin ich voll einverstanden...man muss Israel kritisieren können ohne gleich als Antisemit verurteilt zu werden.
Aber mit dem zweiten Teil zeigen sie dan eben doch das ihnen dieses Gedankengut wohl nicht ganz Fremd ist. Nichts aber auch gar nichts was Israel getan hat, tut oder tun wird legitimiert den Angriff vom 07.10

P.S: Gilt übrigens auch umgekehrt
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ands
03.11.2023 19:00registriert Februar 2016
Es ist ja möglich, Israel zu kritisieren, ohne in die antisemitische Ecke gestellt zu werden. Aber wenn man antisemitische Terrororganisationen verteidigt oder gar unterstützt, stellt man sich halt selbst in diese Ecke.
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