Lange waren die genauen Umstände von Angela Magdicis und Hassan Kikos Entweichen aus dem Gefängnis Limmattal unklar. Jetzt sind Details der Flucht ans Licht gekommen. Der «Tages-Anzeiger» beschreibt mit Verweis auf die Anklageschrift den genauen Ablauf.
Am 8. Februar 2016 hat die Gefängnisaufseherhin Angela Magdici demnach dem Gefangen Hassan Kiko ihr Handy gegeben. Dieser kontaktierte damit einen Kollegen und bat ihn, am Bahnhof Dietikon zu warten. Kurz vor Mitternacht begab sich Magdici zur Zelle des Syrers, deaktivierte den Türalarm und befreite den verurteilten Sexualstraftäter.
Magdici und Kiko verliessen gemeinsam das Gefängnis und stiegen in den geleasten BMW X1. Anschliessend soll Magdici beinahe einen Unfall gebaut haben, als sie eine Verkehrsinsel touchierte und fast mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstiess.
Am Bahnhof Dietikon trafen Magdici und Kiko laut «Tages-Anzeiger» den zuvor kontaktierten Kollegen sowie einen weiteren Bekannten und erhielten ein Mobiltelefon für die Flucht.
Magdici und Kiko fuhren weiter nach Chiasso, wo sie sich erneut mit den beiden Kollegen Kikos trafen. Auf einer Raststätte gaben diese dem Paar einige Hundert Franken Bargeld und eine Kontaktadresse in Italien. Warum das nicht schon beim Rendezvous in Dietikon passierte, ist unklar.
Am 9. Februar um 3 Uhr morgens überquerten Kiko und Magdici die Grenze und fuhren weiter nach Covo. Dort blieben sie zwei Wochen, bevor sie in die nahe gelegene Stadt Romano di Lombardia fuhren, wo sie am 25. März in einer Mietwohnung verhaftet wurden.
Die Staatsanwaltschaft Limmattal hat gegen die Aufseherin eine Anklage wegen Begünstigung und Entweichenlassens eines Gefangenen erlassen und beantragt eine teilbedingte Freiheitsstrafe von insgesamt 27 Monaten, davon 7 Monate unbedingt. Hassan Kiko soll wegen Anstiftung zum Entweichenlassen eines Gefangenen eine unbedingte Haftstrafe von 6 Monaten erhalten.
Die beiden Fluchthelfer sind bereits zu bedingten Geldstrafen und Bussen verurteilt worden. (wst)