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Härtefall Schule: Lehrpersonen leiden unter dem Druck der Pandemie

Härtefall Schule: Lehrpersonen leiden unter dem Druck der Pandemie

18.02.2021, 11:19
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In der Covid-19-Pandemie stehen die Schulen unter starkem Druck. Beim Lehrpersonal vermehren sich die Burn-Outs. Die Zahl der im Unterricht abgehängten Schülerinnen und Schüler ist alarmierend hoch. Das fand der VPOD in einer Umfrage unter den Lehrkräften heraus.

1200 Lehrerinnen und Lehrer antworteten im Dezember und Januar auf die Fragen, wie der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) am Donnerstag mitteilte. Im Coronajahr 2020 standen 87 Prozent von ihnen unter einem gewachsenen psychischen Druck.

Obwohl 81 Prozent angaben, dem Lehrplan folgen zu können, war das doch mit grösseren Aufwand verbunden. Bei 59 Prozent sank die Arbeitszufriedenheit, und 31 Prozent fühlten sich weniger gesund.

A teacher wearing protective face mask as she teaches close to pupils at a primary school in Morges, Switzerland, Monday, May 11, 2020. Swiss primary and secondary schools reopened with half of the st ...
Die Belastung auf die Lehrpersonen ist gross.Bild: KEYSTONE

56 Prozent der befragten Lehrpersonen gaben an, ihre Schüler hätten aus dem Lockdown vom Frühling 2020 noch Nachholbedarf. In der Deutschschweiz haben 27 Prozent den Eindruck, einige Schülerinnen und Schüler hätten den Anschluss verloren. In der Romandie waren es gar 57 Prozent.

Immerhin erhöhten die Schulen bei 13 Prozent der Befragten in der Deutschschweiz das Nachhilfeangebot. In der Westschweiz intensivierten 46 Prozent den Nachhilfeunterricht.

Bildungsrückstände aufholen

Aus der Umfrage folgert der VPOD, dass die Defizite aus dem Lockdown grosse Aufmerksamkeit brauchen. Die Bildungsrückstände müssten behoben werden. Wie bei der Härtefallhilfe für die Wirtschaft brauche es Mittel, den Schülern wieder auf die Beine zu helfen.

Im laufenden Schuljahr ist es für den Verband nicht sinnvoll, die Benotungs- und Testfrequenzen durchzuziehen. Die Zahl der Prüfungen müsse sinken. Andererseits sind Konzepte nötig, wie Auszubildende auch in diesem vollwertige Abschlüsse erreichen können.

epa08414289 Teacher Sylvain talks to half of his pupils in a classroom at a primary school, in Lully near Geneva, Switzerland, 11 May 2020. In Switzerland from today, the Swiss authorities lifted seco ...
Prüfungen sind notwendig, aber momentan schwer durchzuführen.Bild: EPA

Grösseres Gewicht ist gemäss VPOD der psychologischen Betreuung der Kinder und Jugendlichen beizumessen. Beratungsstellen und Jugendpsychiatrie hätten schon mehrmals Alarm wegen der zunehmenden Depressionen geschlagen. Ressourcen zum Erkennen und Lindern der psychischen Not der Heranwachsenden seien ein Gebot der Stunde.

Zudem müssten Kantone und Schulen etwas gegen die Überlastung und Erschöpfung der Lehrkräfte unternehmen. (saw/sda)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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June
18.02.2021 11:34registriert Juli 2019
Ich kann euch sagen wies momentan bei uns ist: in jeder Klasse ist wochenweise 1 bis manchmal sogar 10 Schüler gleichzeitig wegen Corona abwesend. Die Anwesenden haben alle irgendwo individuelle Lücken wegen vorangegangenen Quarantänen, den Abwesenden muss nach der Schule alles vorbeigebracht, erklärt, korrigiert und gefeedbackt werden. Falls diese Schüler die Arbeit machen! Einige sind während Tagen nicht erreichbar. Teilweise kommen sie zurück und können nach 4 Jahren Fremdsprachenunterricht nicht mehr bis 10 zählen. Wie soll man einen solch heterogenen Haufen unter diesen Umständen führen?
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SpitaloFatalo
18.02.2021 11:37registriert März 2020
Als Lehrer bin ich davon befreit, neben dem täglichen Unterricht auch noch ein Quarantäne-Programm zusammenzustellen, da schlicht nicht machbar. Bringt mich aber ins Dilemma, weil ich doch Schüler xy helfen will. Also mach ich‘s trotzdem...
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Tepalus
18.02.2021 12:01registriert Oktober 2016
Vielleicht klingt das jetzt naiv, aber das wäre der perfekte Moment, um eine neue Struktur für Schulen und das Lernen aufzubauen.

Förderung der Schwächeren, entlastung duech Selbststudium, etc.
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