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Krankenkassen zahlen nicht: Bald über 10'000 Therapieplätze abgebaut

Krankenkassen zahlen nicht mehr: Bald 10'000 Patienten ohne Psychotherapie-Platz

20.12.2022, 08:4520.12.2022, 13:42
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Therapie / Psychologie / Psychologe
Für die Patienten könnte ein Therapiestopp fatal sein: depressive Reaktionen, psychotische Zusammenbrüche, Suizid.Bild: Shutterstock

Psychotherapie auf der Kippe: Ab Januar wollen gewisse Krankenkassen die psychologische Behandlung nicht mehr übernehmen, solange sie von Psychologen in Weiterausbildung geführt wird. Betroffen sind gut 1500 Therapeuten und über 10'000 Patienten, wie der Tagesanzeiger berichtet.

Früher übernahmen die Krankenkassen eine Therapie nur, wenn der Therapeut mit einem Arzt im Anstellungsverhältnis stand – nach dem sogenannten Delegationsmodell. Seit Mitte Jahr werden psychologische Therapien auch von der Grundversicherung übernommen, solange sie von einem Arzt verschrieben wurden, also nach dem sogenannten Anordnungsmodell. Doch nun verweigern die Kassen die Bezahlung für diejenigen Psychologen, die die Weiterbildung zum Psychotherapeuten noch nicht abgeschlossen haben, aber zwecks Erfahrungssammlung bereits praktizieren.

Die Krankenkassen des Verbandes Santésuisse, welche nun nicht mehr bezahlen wollen, begründen dies mit der fehlenden gesetzlichen Grundlage. Unter dem Delegationsmodell war der delegierende Arzt auf dem Papier der Leistungserbringer, da die Auszubildenden ja nicht durften. Ab 2023 gelte diese Regel aber nicht mehr. Eine Verlängerung dieses Modells, um eine Lösung zu finden, stiess jedoch, so Santésuisse-Sprecher Matthias Müller gegenüber dem «Tagesanzeiger», bei der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) auf Widerstand.

Die betroffenen 1500 Psychologen sind bestürzt. Für die in Praxen beschäftigten Therapeutinnen und Therapeuten ist die Weiterarbeit ohne Vergütung der Kosten unmöglich, ausser sie würden gratis arbeiten. Grosse Kliniken könnten unter Umständen einige Monate die ungedeckten Kosten anderweitig auffangen. Gefährdet sind rund 10'000 Therapieplätze. Für die Patienten könnte ein Therapiestopp fatal sein: depressive Reaktionen, psychotische Zusammenbrüche, Suizid.

Einen Lichtblick gibt es immerhin: Helsana, KPT und Sanitas übernehmen weiterhin Therapien durch auszubildende Therapeuten. Die Kassen haben mit Verbänden der psychologischen Psychotherapie einen Tarifvertrag diesbezüglich abgeschlossen. Auch die CSS werde weiterhin solche Therapien «unter Vorbehalt» übernehmen. (cpf)

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219 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Menel
20.12.2022 09:15registriert Februar 2015
Ach, Psychologen werden überbewertet, schmeisst doch einfach ein paar Kügeli ein, die werden nämlich anstandslos von der Grundversicherung übernommen. Helfen sicher wunderbarst.
/ironieoff
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Ich-meins-doch-nicht-so
20.12.2022 09:26registriert Januar 2014
Im Moment warten noch deutlich mehr Menschen darauf, überhaupt einen Platz zu irgendwo zu erhalten. Und bei Therapeuten handelt es sich um ausgebildete Psychologen, die gerade Gelerntes direkt anwenden können. Win-Win für alle Beteiligten. Krankenkassen, die in dieser Situation ihre Kosten optimieren wollen, gehören abgestraft. Danke für die Liste derjenigen, die weiter zahlen. Werde wechseln.
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giandalf the grey
20.12.2022 09:00registriert August 2015
Schändlich! Einfach nur schändlich.
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