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Singles in der Schweiz finden ihr Glück über «Berg-Tinder»

«Berg-Tinder» wurde vom 29-jährigen Thibaud Monney erfunden, als er einen einsamen Moment auf einem Berggipfel verbrachte.
«Berg-Tinder» wurde vom 29-jährigen Thibaud Monney erfunden, als er einen einsamen Moment auf einem Berggipfel verbrachte.Bild: Shutterstock

Singles in der Schweiz finden ihr Glück über «Berg-Tinder»

06.08.2025, 08:5606.08.2025, 09:23

Um die grosse Liebe zu finden, mussten sie erst einen Gipfel erklimmen: Cathy und Patrick hielten sich heute nicht in den Armen, wenn sie nicht beide die Wandflue bestiegen hätten. Den Anfang hat Cathy gemacht: Die 58-Jährige kletterte im vergangenen Oktober auf den 2133 Meter hohen Gipfel in den Schweizer Voralpen. Dort angekommen, trug sie sich in ein rotes Buch ein und hinterliess ihre Kontaktdaten.

Nachdem Monney moderne Datingapps ausprobiert hatte, merkte er, das sei nichts für ihn. Der junge Freiburger hatte die Idee, kleine rote Notizbücher am Wanderweg zu hinterlassen. Eine Art Tinder für Berge.

«Ich habe geschrieben, dass ich gerne gemütlich wandere und danach gerne ein Gläschen trinke», sagt sie lachend. Eine Woche später stieg Patrick auf den Gipfel und entdeckte Cathys Nachricht. Neun Monate später sitzen sie Arm in Arm auf einer Weide im Kanton Freiburg, den Wandflue-Gipfel im Hintergrund.

Dass sich die beiden so gefunden haben, ist kein Zufall, sondern der ureigene Zweck des roten Buchs auf dem Gipfel. In Anspielung an die Dating-App Tinder wird es «Berg-Tinder» genannt und soll alle die ansprechen, die, wie Cathy, genug vom digitalen Daten haben. Die Idee: Statt über einen Algorithmus sollen die Menschen über ihre Liebe zu den Bergen zueinander finden.

Thibaud Monney Berg-Tinder
Seine Freundin hat Monney nicht durch das «Berg-Tinder» kennengelernt.Bild: Screenshot srf

Wer den Gipfel erklommen hat, habe also wahrscheinlich gleich etwas gemeinsam, sagt Thibaud Monney. Der 29-Jährige hat den «Berg-Tinder» erfunden, die Idee kam ihn in einem einsamen Moment auf dem Gipfel. Monney stand in 1829 Meter Höhe auf dem Dent de Broc mit Blick auf den malerischen Greyerzersee, als er spontan beschloss, sich in eines der in Leder eingebundenen Bücher, die man auf den Gipfeln der Schweizer Voralpen findet, einzutragen. «Ich bin hier oben wegen des Sonnenuntergangs und ich bin alleine. Beim nächsten Mal werden wir zu zweit sein», schrieb er.

Seine Freunde überredeten den passionierten Wanderer schliesslich, spezielle Bücher für solche Nachrichten auf den Gipfeln zu hinterlassen. Monney selbst hinterlegte nur sieben im Kanton Freiburg. Bisher hat er sechs Berggipfel in der Westschweiz damit ausgestattet: Les Merlas, Teysachaux, La Vudalla, Vanil du Van, Wandflue und Dent de Broc.

Andere Wander übernahmen die Idee und legten auf weiteren Gipfeln Bücher aus. Darin finden sich Nachrichten wie: «Ich liebe die Berge, Ski fahren und Klettern». Jemand anderes sucht einen Partner oder eine Partnerin, die «Sport, Metal und tatöwierte Frauen mag».

Mehrere Paare hätten sich bereits durch die Bücher gefunden, sagt Monney. Viele Menschen hätten ihm über die Bücher gedankt. «Wenn jemand dank der Bücher die Liebe oder eine Freundschaft findet, dann habe ich sicher jemanden glücklich gemacht», sagt er.

Er selbst sei zwar nach seiner ersten Nachricht vom Dent de Broc angerufen worden, die Liebe fand er aber erst später. Seine heutige Freundin habe einen Fernsehbeitrag im SRF gesehen, in dem er vom «Berg-Tinder» erzählte, und ihn kontaktiert. «Jetzt bin ich glücklich», sagt Monney. (nib/sda/afp)

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18 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Neruda
06.08.2025 09:05registriert September 2016
Leider habe ich Höhenangst, so bleibe ich wohl Single 😆
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Alnothur
06.08.2025 09:36registriert April 2014
Das ist ja mal eine schöne Idee! Und wer sich da einträgt, hat gleich schon mal bewiesen, dass er gerne wandert. Das ist doch deutlich überzeugender, als ein "Ich wandere gerne" in einem Tinder-Profil mit einem mittelmässigen Selfie auf irgend einem Hügel.
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El_Chorche
06.08.2025 13:06registriert März 2021
Hm, ich wollte dieses Jahr zwar wieder anfangen zu daten, aber das scheint tatsächlich anstrengender zu sein als früher.
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