Man sagt, es gebe zwei Dinge, die im Leben sicher sind: Steuern und der Tod. Und für das, was nach Steuern und Tod kommt, gab es in der Schweiz bisher zwei Möglichkeiten: die klassische Erdbestattung oder die Kremation. Nun könnte im Kanton Zürich eine dritte Option dazukommen – die «Reerdigung».
Nie gehört? Im Grunde handelt es sich um eine Art Kompostierung, wie man sie aus dem eigenen Garten kennt – nur eben für Menschen und würdevoller.
Am Montag diskutierte der Zürcher Kantonsrat über die Zulassung dieser alternativen Bestattungsmethode. Das Prinzip ist simpel: Der Leichnam wird in eine Kapsel gebettet, umgeben von Stroh, Heu, Kräutern und Blumen. Mikroorganismen zersetzen den Körper innerhalb von sechs Wochen zu Humus.
Die Umwandlung des Körpers zu nährstoffreicher Erde erfolgt in diesem geschlossenen System ohne Würmer oder Insekten. Übrig bleibende Knochenreste werden zerkleinert und dem Humus beigemischt.
Dass diese Bestattungsart im Zürcher Kantonsrat diskutiert wurde, geht auf einen politischen Vorstoss von Herbert Ammann aus Kilchberg zurück.
Der 76-Jährige möchte mit seiner Einzelinitiative erreichen, dass die Reerdigung offiziell als dritte Bestattungsform gesetzlich zugelassen wird. «Es liegt auch in meinem persönlichen Interesse», schreibt er in der Initiative.
Das Zürcher Gesundheitsdepartement zeigt sich grundsätzlich offen für neue Bestattungsformen, misst dem Thema aber keine hohe Priorität bei. Also nahm Ammann die Sache im vergangenen Herbst selbst in die Hand und reichte seine Initiative ein.
Wie die NZZ berichtet, sind im Kantonsrat nicht alle von der Methode überzeugt. Der SVP-Politiker Ueli Bamert hält die Idee für «absurd». Man wisse seit tausenden Jahren, wie man beerdigt. Ausserdem hat er praktische Bedenken: Was passiert mit Medikamentenresten im Körper? Und was macht man am Ende mit der Erde? «Ins Gemüsebeet?», fragt Bamert.
Laut dem Verein «Werde Erde Schweiz» wird der entstandene Humus nach dem Prozess wie bei anderen Bestattungsformen beigesetzt. Der Verein sieht damit im «Re-Erding» eine ökologische Alternative zu den etablierten Bestattungsformen und setzt sich für eine Legalisierung der Methode in der Schweiz ein.
Vorstandsmitglied Nuria Frei betont, dass eine Reerdigung in der Schweiz rechtlich möglich wäre, wenn die entsprechenden Gesetze angepasst würden. Allerdings seien dafür wissenschaftliche Daten erforderlich – ein Pilotprojekt soll dazu Klarheit schaffen.
Während in der Schweiz bislang keine Reerdigung durchgeführt wurde, fand in Deutschland vor drei Jahren eine solche Bestattung statt. Das Start-up «Meine Erde» betreibt in Schleswig-Holstein ein entsprechendes Pilotprojekt – allerdings begleitet von Kontroversen.
Das Nachrichtenmagazin Spiegel warf dem Unternehmen vor, mit irreführenden Werbeaussagen zu arbeiten. So wurde unter anderem behauptet, dass bei der Reerdigung keine Schadstoffe entstehen – eine Behauptung, die das Landgericht Berlin als unzulässig erklärte.
Auch abgesehen von den Werbeaussagen reagieren die Bundesländer insgesamt zurückhaltend auf neue Bestattungsform. Derzeit ist die Reerdigung nur in Schleswig-Holstein erlaubt – im Rahmen einer Erprobung. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben entschieden, die Methode nicht zuzulassen.
Im Zürcher Kantonsrat wurde das Re-Erding ebenfalls kontrovers diskutiert. Der Vorschlag von Herbert Ammann konnte jedoch die erste Hürde aber überwinden: 101 Mitglieder stimmten dafür, das Konzept weiter zu prüfen.
Die Diskussion nahm dabei teils skurrile Züge an – so schlug Markus Schaaf von der EVP etwa sarkastisch Seebestattungen im Greifensee, Wikingergräber auf dem Uetliberg und Einbalsamierungen unter dem Zürcher HB vor.
Der Regierungsrat wird nun einen Bericht verfassen. Anschliessend wird der Kantonsrat erneut darüber entscheiden müssen, ob Zürich tatsächlich einen Pilotversuch zur Reerdigung startet.
Von mir aus können sie meine Überreste auch den Löwen im Zoo zum Frass vorwerfen. Ja OK, vielleicht würden die sich den Magen verderben an mir, also lieber doch kompostieren.
Dem sich verbrennen oder einfach verbuddeln, kann ich seit Jahren nichts abgewinnen.