Schweiz
Luftfahrt

Swiss-Maschine meldet Notlage und muss in Friedrichshafen zwischenlanden

ARCHIVBILD ZUR MELDUNG, DASS DIE SWISS DEN FLUGBETRIEB IN GENF BIS ENDE FEBRUAR AUF EIN MINIMUM REDUZIERT, AM MONTAG, 1. FEBRUAR 2021 - An aircraft Airbus A220-300 (HB-JCS) of Swiss International Air  ...
Kurz vor der Schweizer Grenze hatte ein Airbus A220-300 der Swiss eine Luftnotlage ausgerufen. (Archivbild)Bild: keystone

Swiss-Maschine muss zwischenlanden: Deshalb lässt der Fall aufhorchen

Eine Swiss-Maschine, die von Belgrad nach Zürich unterwegs war, hat am Montag eine Notlage gemeldet. Das Flugzeug musste in Friedrichshafen zwischenlanden.
07.07.2025, 13:3808.07.2025, 10:16
Benjamin Weinmann / ch media
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Ein Flugzeug der Swiss musste am Montag in Friedrichshafen ausserplanmässig landen. Die Maschine mit der Flugnummer LX1413 war unterwegs von Belgrad nach Zürich. Wie die Lufthansa-Tochter in einer Mitteilung schreibt, führten Fehlermeldungen im Cockpit des Airbus A220-300 sowie eine leicht sichtbare Rauchentwicklung im hinteren Teil der Kabine zum Crew-Entscheid, das Flugzeug ausserplanmässig zu landen.

Die Landung sei ereignislos verlaufen und die Piloten hätten das Flugzeug an eine Parkposition gerollt. «Die Passagiere konnten den Airbus anschliessend über die regulären Treppen verlassen.» Vor Ort sei medizinisches Personal zur Verfügung gestanden, zudem wurden Busse organisiert, um die Fluggäste nach Zürich zu bringen.

Die genaue Ursache des Vorfalls wird laut Swiss derzeit untersucht, ein Team der Airline sei auf dem Weg nach Friedrichshafen, um Passagiere, Besatzung und Behörden optimal zu unterstützen.

Haarsträubender Bericht

Der Vorfall lässt aufhorchen, denn er erinnert an ähnliche Zwischenfälle aus jüngerer Vergangenheit. Im Sommer 2023 traten auf zwei Swiss-Flügen plötzlich Gerüche in der Kabine auf: am 11. Juli an Bord eines Airbus A330, auf dem Weg Richtung USA, und am 30. August in einem Airbus A220.

Zum ersten Fall mit dem Airbus A330 hat die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust kürzlich ihren Abschlussbericht publiziert – mit teils haarsträubenden Erkenntnissen.

In der Kritik steht vor allem die Qualität der Atemschutzmasken. Nach der ungewöhnlichen Geruchsentwicklung setzten sich die Piloten ihre Sauerstoffmasken auf, und mehrere Flight Attendants benutzten Rauchschutzhauben – das so genannte Protective Breathing Equipment, kurz: PBE. Dies verlief jedoch nicht problemfrei. Mehrere Crew-Mitglieder hatten grosse Schwierigkeiten beim Auspacken, Entfalten, Aufsetzen und Aktivieren sowie bei der Anwendung.

Und: Mehrere Masken hatten laut der Sust technische Defekte und waren nicht oder nur eingeschränkt funktionstüchtig. «Dies stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar.»

Kritik an Schutzausrüstung

Auch die Crew des Swiss-Airbus A220 Ende August hatte Probleme beim Anziehen der Masken. Die Schlussfolgerung der Ermittler: «Die technische Ausgestaltung der PBE war derart, dass geschulte Kabinenbesatzungsmitglieder die PBE nicht in angemessener Zeit in Betrieb nehmen konnten.»

Diese Kritik zielt in erster Linie auf die PBE-Hersteller. Doch auch die Swiss wird an den Pranger gestellt: «Die wiederkehrenden Instandhaltungsmassnahmen waren unzureichend, weshalb die bestehenden Defekte an den PBE unentdeckt blieben.» Manche Masken wiesen demnach Risse in der Frontscheibe auf, und die Befestigungen waren beschädigt. Das Training der Crew-Mitglieder wurde laut Sust nur mit für Übungszwecke bereitgestellten Attrappen durchgeführt, die sich stark von den in einem Notfall eingesetzten, echten Masken unterscheiden. Dies ist auch bei anderen Airlines der Fall.

Die Swiss reagierte auf die Zwischenfälle und gab bekannt, die Atemschutzmasken auszutauschen. Aufgrund der hohen Menge dauerte dieser Prozess lange.

Tragödie in Graz

Vergangenen Dezember kam es dann zur Tragödie: An Bord eines Swiss-Airbus A220 bildete sich plötzlich starker Rauch in der Kabine nach einem Triebwerksausfall. Die Maschine musste in Graz landen. Ein Flugbegleiter, der sich wie andere Crewmitglieder das alte Schutzhaubenmodell übergezogen hatte, verlor beim Anflug jedoch das Bewusstsein und verstarb einige Tage später im Krankenhaus. Die Untersuchungen dazu sind noch immer am Laufen.

Die Swiss betont gegenüber dem Branchenportal «Aerotelegraph», man gehe bewusst über gesetzliche Vorgaben hinaus, entwickle das Training kontinuierlich weiter und bleibe im engen Austausch mit Herstellern und Behörden – mit dem Ziel, die Sicherheit für Crew und Passagiere dauerhaft zu erhöhen. Sie hat den Austausch der Masken inzwischen abgeschlossen.

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60 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dr. Rodney McKay
07.07.2025 19:26registriert September 2024
Ich bin echt gespannt ob Pratt & Whitney (Übrigens eine US Firma…nebst Boeing ein weiteres Beispiel das Qualität in den USA äusserst selten ist) die Probleme jemals in den griff bekommen wird. Ich bezweifle es aber, da Sie es seit 6 Jahren nicht können.

Ich hoffe da gibts noch eine saftige Rechnung von Airbus oder der Swiss bzw. den anderen Nutzern dieses Flugzeuges.
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