Unter den Stichworten «#avgeek» oder «#avporn» veröffentlichen Piloten weltweit auf der Socialmedia-Plattform Instagram spektakuläre Aufnahmen aus dem Cockpit. Im Dezember 2014 schrieb der US-Wirtschaftsblog «Quartz» erstmals über das Phänomen und kritisierte die Piloten scharf: «Mit ihrem Verhalten verletzten die Piloten die Regeln der internationalen Flugsicherheitsbehörden.»
Nun sind auf Instagram auch Fotos von Anflügen auf den Euro-Airport aufgetaucht – nicht etwa von Privatpersonen in Kleinflugzeugen, sondern aus Cockpits grosser Maschinen wie einer Boeing 737-300, wie den Bildlegenden zu entnehmen ist. Die von den Piloten kurz vor dem Aufsetzen der Maschinen in Basel/Mulhouse geschossenen Bilder wurden auf dem Online-Fotodienst Instagram veröffentlicht.
Welche Fluglinien betroffen sind, ist unklar. Easyjet-Pressesprecherin Aurélie Charlet sagt, dass die Aufnahmen aus einem «Boeing-Cockpit älterer Generation» stammen, also nicht von Easyjet-Piloten gemacht worden sind, da Easyjet diesen Flugzeugtyp nicht mehr in der Flotte habe.
Die Aufnahmen wurden meist in anonymen Instagram-Konten veröffentlicht. Die Piloten prahlen darin mit ihren Bildern und schwärmen in den dazugehörigen Schlagwörtern von ihrem spannenden und actionreichen Leben. Einige von ihnen haben Tausende Abonnenten und die Basler Anflugbilder wurden hundertfach «geliked».
Landing in #Basel Rwy 15 #airarabia #goproaviationn #gopro #hero3black #LFSB Ein von Mohamed Almahroos (@pilot_320) gepostetes Video am 15. Okt 2014 um 9:11 Uhr
Für die Piloten-Gewerkschaft Aeropers sind Aufnahmen von Starts und Landungen aus dem Cockpit durch die fliegenden Piloten «im Hinblick auf die Flugsicherheit eine Ablenkung und deshalb zu unterlassen», wie Geschäftsführer Henning Hoffman auf Anfrage sagt. Bei vielen Fluggesellschaften, darunter «Swiss», würde generell für Start und Landung das «sterile flight deck concept» gelten, wonach nur Handlungen erlaubt sind, die die Flugsicherheit unterstützen. Dies gelte explizit auch für den Kopiloten.
Unproblematisch seien die Cockpit-Aufnahmen höchstens, wenn sie von einer dritten, nicht am Flug beteiligten Person gemacht worden wären. «Bei Flügen, die aufgrund der Flugdauer einen dritten Piloten erfordern, hat dieser bei Start und Landung keine Aufgaben, kann also theoretisch vom sogenannten Jump-Seat in der Mitte des Cockpits aus solche Aufnahmen machen», so Hoffmann.
Auch Aufnahmen in hoher Flughöhe, zum Beispiel von besonderen Wetterverhältnissen oder speziellen Vorkommnissen, seien unproblematisch, so lange einer der beiden Piloten die Instrumente permanent unter Kontrolle habe.
Gemäss französischer Luftfahrtbehörde, die für die Sicherheit am Euroairport zuständig ist, ist es während der kritischen Flugphase allen Besatzungsmitgliedern untersagt, etwas anderes als «sicherheitsrelevante Tätigkeiten» auszuführen, wie EAP-Sprecherin Vivienne Gaskell sagt.
Sie bestätigt, dass die Instagram-Aufnahmen vom Euro-Airport stammen. Aus Sicht des Flughafens sei die Sicherheit das oberste Gebot, jedoch sei die «Cockpit-Disziplin letzten Endes aber Sache der Airlines».
Easyjet als grösste Fluggesellschaft auf dem EAP verbietet seinen Piloten das Fotografieren unterhalb einer Flughöhe von 3000 Metern grundsätzlich. Und auch oberhalb dieser Grenze sei das Fotografieren im Cockpit nur erlaubt, wenn es «den geltenden Sicherheitsverfahren entspricht, also beispielsweise während einer Pause gemacht wird», sagt Pressesprecherin Charlet. (aargauerzeitung.ch)