Wegen akuter Felssturzgefahr sind in der Nacht auf Dienstag in der Stadt Luzern 125 Bewohner eines Mehrfamilienhauses evakuiert worden. Erkannt wurde die Gefahr von einer Überwachungsanlage.
Aufgrund des Alarms habe man vom Schlimmsten ausgehen müssen, sagte der zuständige Geologe Beat Keller an einer Medienkonferenz. Eine rund 20 Meter hohe Felspartie sei innert weniger Stunden rund 1,5 Millimeter in Bewegung geraten. Ein solcher Rutsch ergebe sich sonst über mehrere Jahre hinweg.Laut Keller bestand die Gefahr, dass der Brocken im Siedlungsgebiet niederging. Zeugen hätten ein Donnergrollen gehört.
Kurz nach 09.00 Uhr gaben die Stadtbehörden Entwarnung: Die Betroffenen könnten wieder in das Gebiet an der Sagenmattstrasse zurückkehren, sagte Niklaus Zeier, Chef Kommunikation der Stadt Luzern, auf Anfrage.
Gemäss Angaben einer Keystone-Fotografin vor Ort nahmen auch Angestellte einer Druck- und Kommunikationsfirma im betroffenen Gebiet die Arbeit am Dienstagmorgen wieder auf. Die Strasse war für den Verkehr weiter gesperrt.
Als Sofortmassnahme begann am Dienstag der Abbau der in Bewegung geratenen Felspartie. Bis im Frühling soll zudem die gesamte Felswand mit Betonrippen gesichert werden. Diese sollen verhindern, das die Felswand kippt. Das Projekt einer privaten Liegenschaftsbesitzerin ist schon länger geplant. Ein entsprechendes Baugesuch wurde bereits eingereicht.
Die automatische Überwachung der Felswand an der Sagenmattstrasse löste um 02.47 Uhr einen Alarm aus. Die Wand wird seit 1992 mit Hilfe von Sensoren kontrolliert. Es bestehe zurzeit eine akute Felssturzgefahr, teilte die Stadt Luzern am Dienstagmorgen mit.
Der Alarm löste einen Einsatz der Feuerwehr der Stadt Luzern, der Luzerner Polizei und des geologischen Dienstes aus. Aufgrund des Augenscheins und der Analyse des zuständigen Geologen entschied die Feuerwehr der Stadt Luzern, die Bewohner des betroffenen Wohnhauses zu evakuieren.
Felssturzgefahr: In Luzern mussten in der Nacht 125 Bewohner aus ihren Wohnungen. https://t.co/LkNekPswtE pic.twitter.com/eEISlA5AP9
— luzernerzeitung.ch (@News_ZentralCH) 19. Januar 2016
Die 125 Personen wurden in einem Feuerwehrgebäude untergebracht. Neben der Evakuation wurden mehrere Sofortmassnahmen ergriffen. Die Zugänge zu einzelnen Häusern und die Sagenmattstrasse selber wurden gesperrt. Für die Hauptverkehrsachsen besteht keine Gefahr.
Um das genaue Ausmass der Gefahr abschätzen zu können, müssten Geologen nun näher abklären, was zum Alarm geführt habe und wie stark die Felsbewegungen in dem Gebiet seien, sagte Niklaus Zeier, Chef Kommunikation der Stadt Luzern, auf Anfrage. Dazu müssten die Spezialisten erst das Tageslicht abwarten. Im Verlauf des Dienstagmorgens wollen sie eine weitere Lagebeurteilung vornehmen und Massnahmen bekannt geben. (whr/sda)