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Die Zahl, die «Kress pro» veröffentlichte, dürfte nicht stimmen. 1,6 Millionen Euro bekomme der frühere Star-Kicker und jetzige Fussballexperte Mehmet Scholl im EM-Jahr bei der ARD für seine Analysen, schrieb das Medienmagazin und sorgte damit für Aufruhr. Denn Scholl soll nicht der Einzige sein. Auch der ehemalige Weltklasse-Torhüter Oliver Kahn arbeite nicht ganz gratis, sein Gehalt bewege sich ebenfalls im siebenstelligen Bereich. Mittlerweile legte die «Bild-Zeitung» nach und spricht von je rund 800'000 Euro.
Kahn reagierte rasch. Über Facebook sagte er am Dienstag, es handle sich um eine «eklatante Falschmeldung». Das Magazin nehme damit bewusst Neid und Missgunst in der Öffentlichkeit in Kauf und den Zuschauern die Freude an der Berichterstattung. Kahn behält sich rechtliche Schritte vor.
Die ARD liess ebenfalls mitteilen, es gleiche beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit, welche Zahlen im Zusammenhang mit Scholl geschrieben worden seien. «Die Summe entspricht nicht annähernd der Realität», sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zu deutschen Medien.
Wahr oder unwahr, der Artikel hat eine Diskussion entfacht. Dass die beiden Deutschen pro Einsatztag gegen 50'000 Euro kassieren sollen, sei besonders stossend weil sie für die gebührenfinanzierte ARD arbeiteten, so die Hauptempörung.
SRF ist auch zu einem grossen Teil durch Gebühren finanziert. Der Schweizer Sender leistet sich während dieser Europameisterschaften ein ganzes Heer an Fussball-Experten. Die beiden wichtigsten sind Alain Sutter und Raphael Wicky. Sie weilen beide in Frankreich. Im Studio wechseln sich Volker Finke, Gürkan Sermeter, Andy Egli, Rolf Fringer oder Marco Streller ab, um nur einige zu nennen. Zudem beurteilt der Schiedsrichter-Experte Carlo Bertolini die Leistungen der Referees auf dem Rasen.
Wie viel sie alle verdienen, will SRF nicht verraten. «Zu Vertragsinhalten der SRF-Fussballexperten geben wir keine Auskunft. Wir halten uns an die Vertragsklausel in welcher ‹Stillschweigen› vereinbart wurde», sagt Mediensprecherin Caroline Kalberer zu watson. Die Gehälter der Fussball-Experten sind also ein gutgehütetes Geheimnis.
Gilbert Gress, der lange SRF-Fussball-Experte war, kennt die Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz. Das ZDF hat ihn zweimal eingeladen, ein Länderspiel Frankreichs zu kommentieren. Er weiss: «Die Deutschen zahlen richtig gut, das ist eine andere Dimension als in der Schweiz.» Von einem solchen Engagement könne bei uns niemand leben. «Das macht man nicht des Geldes wegen.»
Einen Betrag wollte Gress nicht nennen, Andy Egli hingegen legte sein Honorar offen. «Pro Studiogang erhalte ich 2000 Franken inklusive Spesen und Sozialabgaben. Für einen ganzen Tag mit drei EM-Spielen gab es 3000 Franken, für einen Tag mit zwei Partien 2500 Franken», sagt Egli dem «Tages-Anzeiger». Gegenüber watson war der Ex-Nati-Spieler gestern weniger redselig. Er respektiere die Gehälter-Diskussion, habe aber wenig Lust darüber zu sprechen, war ihm lediglich zu entlocken.
Das ganz grosse Geld lässt sich in der Schweiz also nicht verdienen im Studio. Allerdings können die Experten ihr Image vermarkten – dank der sogenannten «Lex Russi». Von ihr profitieren «nicht ständige Programm-Mitarbeiter», zu denen die Fussball-Experten gehören. Sie dürfen in Werbung auftreten, das Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) regelt das. Dies im Gegensatz zu den «ständigen Mitarbeitern» der SRG. Ihnen sind Werbeaufritte laut Gesamtarbeitsvertrag verboten.
Skilegende Bernhard Russi kann sich durch die Regelung Winter für Winter auf Kosten der Gebührenzahler einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und bleibt dadurch interessant für die Werbung. Gilbert Gress, der erst seit kurzem nicht mehr SRF-Fussballexperte ist, macht sich dies ebenfalls zunutze. Wie Russi lacht er auch dieses Jahr von Plakatwänden. Bei einem Kaliber wie Russi dürften die Werbeeinnahmen im tiefen sechsstelligen Bereich liegen, bei Gress im mittleren fünfstelligen.
Alain Sutter und Co. scheinen die zusätzliche Einnahmen indes nicht nötig zu haben. Keiner der aktuellen Fussballexperten hat sich für eine grössere Werbekampagne einspannen lassen.