Bei der Credit Suisse gibt es Krach um den letzten Bonus von Tidjane Thiam, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Der abtretende CEO der zweitgrössten Schweizer Bank legte letzten Donnerstag ein Ergebnis mit einer Gewinnsteigerung von 69 Prozent vor. Allerdings bestand dieses Plus von rund einer Milliarde Franken fast vollständig aus Sondereffekten wie Häuserverkauf und der Aufwertung von Beteiligungen. Normalerweise werden solche Effekte bei der Bestimmung des Bonus herausgerechnet, genau so wie einmalige Abschreiber oder Bussen. Nicht so in diesem Fall. Im bereinigten Vorsteuer-Gewinn von 5 Milliarden Franken sind die Sondereffekte grösstenteils enthalten. Das ist entscheidend, denn ohne Aufwertungsgewinn wäre das Ziel bei der geforderten Kapitalrendite nicht erreicht worden und die übrigen Kennzahlen wären tiefer ausgefallen als jetzt ausgewiesen. Das alles tönt zwar sehr technisch, aber letztlich geht es für Thiam um Millionen. Letztes Jahr erhielt der abtretende CEO einen fixen Lohn von 3,35 Millionen Franken. Sein Bonus, der zu zwei Dritteln auf den genannten Kennzahlen beruht, belief sich aber auf 9,5 Millionen Franken. Gefährdet ist wegen der Beschattungsaffäre auch der letzte Drittel seines Bonus, der auf weichen Kriterien beruht. Im Moment gibt es darum Streit mit dem Verwaltungsrat, denn dieser ist offenbar nicht bereit, Thiams Berechnung vorbehaltlos zu akzeptieren. Dazu sagt Sprecher Sebastian Kistner: «Das Kompensationskomitee entscheidet, was bei den bereinigten Zahlen inkludiert wird und was nicht.»
Seit Anfang Jahr haben zwei Ausfälle im Swisscom-Netz die Erreichbarkeit von Notfalldiensten beeinträchtigt. Im Interview mit der «SonntagsZeitung» äussert sich Konzernchef Urs Schaeppi erstmals zur Pannenserie. «Wir wissen jetzt, dass die Risikostufe bei einer Änderung am Netz von mehreren Spezialisten falsch eingeschätzt worden ist», sagt Schaeppi zur genauen Ursache der jüngsten Panne. Das sei «ein Fehler, der nicht passieren darf». Schaeppi schliesst personelle Konsequenzen nicht aus. Er sagt: «Über personelle Folgen entscheiden wir, wenn alle Details bekannt sind.» Den eigenen Rücktritt schliesst Schaeppi indes aus, auch wenn er sich bewusst sei, dass er als Firmenchef die Gesamtverantwortung trage. «Meine Aufgabe ist es, die richtigen Lehren aus den Vorfällen zu ziehen und die nötigen Massnahmen umzusetzen.» Schaeppi verteidigt sich gegen den Vorwurf, er habe mit Personalabbau und Sparmassnahmen zu den Ausfällen beigetragen. «Ich wehre mich gegen den unterschwelligen Vorwurf, dass wir zu wenig für den Netzunterhalt tun. In der Schweiz investieren wir jährlich etwa 1,6 Milliarden Franken in die Infrastruktur. Davon fliessen etwas mehr als 500 Millionen Franken in die Wartung und in den Unterhalt. Diese Ausgaben sind konstant hoch.»
In einigen Kantonen stehen die Aufnahmeprüfungen ans Gymnasium bevor. Eltern geben zum Teil Tausende von Franken für Vorbereitungskurse aus, die Kinder sind seit Wochen mit Lernen beschäftigt. Andernorts fällt dies alles weg – weil es gar keine Aufnahmeprüfung gibt. Viele Eltern empfinden diese Ungleichheit als stossend. Zumal in einigen Kantonen die Chance, den Sprung ans Gymnasium zu schaffen, bis zu drei Mal höher ist als in anderen. Die «SonntagsZeitung» zeigt auf, wo das System besonders ungerecht ist, welche Kinder am meisten bevorteilt und welche benachteiligt werden. Bildungsökonom Stefan Wolter, einer der besten Kenner der Schweizer Bildungslandschaft, ist überzeugt: Die Chancengleichheit liesse sich allein schon mit der Abschaffung des Langzeitgymnasiums erhöhen.
SRF steht 2020 unter Spardruck und reduziert die Auslagen seiner Mitarbeiter drastisch. Für die Sportredaktion kommt dies in einem pikanten Moment: im Jahr von logistisch teuren Sommerspielen in Japan, der Fussball-EM mit Schweizer Auftritten im fernen Aserbaidschan und Heim-Weltmeisterschaften im Eishockey und Rad. Mehr und mehr reisen die Mitarbeiter nicht mehr den Schweizer Sportstars hinterher, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. Es kommt das Unternehmen schlicht zu teuer. Zu einer Zäsur kommt es ausgerechnet auch im Spätherbst von Roger Federers Karriere: Erstmals überhaupt wird das prämierte Kommentatoren-Duo Stefan Bürer und Heinz Günthardt vom US Open nicht aus New York berichten – sondern aus Zürich. Das sorgt nicht nur bei den Tennisfans für Irritationen, sondern auch intern. Im Fall von Günthardt geht SRF sogar noch weiter: Eine Vielzahl der Einsätze des Tennis-Experten werden gestrichen.
Wegen des Coronavirus stehen unzählige Fabriken in China still. Nun rechnen Einkäufer damit, dass dies auf die Preise auch in der Schweiz durchschlägt. Die Konsumgüter-Branche bekommt die Lieferprobleme zuerst zu spüren. «Es ist anzunehmen, dass es wegen der durch die Engpässe benötigten Alternativen bei der Produktion zu Preiserhöhungen kommen wird», schreibt ein Sprecher der Basler Modekette Tally Weijl in der «NZZ am Sonntag». Früher oder später wird dies auch auf die Ladenpreise durchdrücken. Da jetzt die Herbstmode produziert wird, müssen sich die Konsumenten auf teurere Artikel gefasst machen. Tally Weijl lässt rund 10 bis 15 Prozent ihrer Kollektion in China fertigen. Derweil rüstet sich eine der grössten Arbeitgeberinnen in der Schweiz gegen das Virus: «Die Migros-Gruppe hat einen Krisenstab gebildet», sagt Mediensprecher Marcel Schlatter in der «NZZ am Sonntag». Sie trifft intern «Vorkehrungen zur Bewältigung einer möglichen Pandemie in der Schweiz». Zudem sucht sie nach Lösungen für die «zu erwartenden Probleme in der weltweiten Logistik.» Auch sie erwartet Lieferengpässe.
Die Affäre um die Crypto AG sei «kein freisinniges Problem», sagt der Zürcher FDP-Ständerat Ruedi Noser im Interview mit dem «SonntagsBlick». «Freisinnige Leute sind gute Leute, entsprechend haben sie auch Funktionen in der Wirtschaft.» Er gehe davon aus, so Noser weiter, «dass das in zwei Wochen in der Öffentlichkeit kein Thema mehr sein wird. An den Fall Tinner erinnert sich heute niemand mehr.» Zur Frage, ob der IT-Standort Schweiz nach den Enthüllungen Schaden nimmt, sagt Noser: «Da sehe ich keine Gefahr. Man ist in der Schweiz wegen der guten Leute und der guten Ausbildung, wegen des guten Investitionsklimas und des liberalen Rahmens.» Die Frage laute: «Setzen sich die USA gegen die chinesische Dominanz bei 5G ein, weil sie für eine bessere Welt sind? Oder aus anderen Gründen? Sie sehen: Die Glaubwürdigkeit der Amerikaner steht auf dem Spiel, nicht jene der Schweiz.» Kryptografie habe man in den Sechziger- und Siebzigerjahren nur betreiben können, «wenn man die richtigen Algorithmen und die richtige Technik hatte». Heute könne das jeder machen. «Die Verschlüsselung ist heute demokratisierter geworden. Man sieht, wie sogar die Amerikaner heute Mühe haben, gewisse System zu knacken. Darum ist Crypto-Leaks nur die historische Aufarbeitung einer unschönen Geschichte.»
Kick-back-Verträge verleiten Ärzte dazu, mehr Eingriffe vorzunehmen. Jetzt liegt SonntagsBlick ein solcher Vertrag vor: Die amerikanische Medtech-Firma zahlte Schweizer Schmerzmedizinern 10'000 Belohnung für jedes Nevro-Implantat, das sie ihren Patienten unter die Haut pflanzen. Das Implantat wird meist ambulant verpflanzt und über den Tarmed-Tarif abgerechnet. Es kostet mit allen benötigten Teilen rund 50'000 Franken; mit nur zwei Stück winken dem Medikus bereits 10'000 Franken Zustupf. Bringt ein Arzt Implantate für 400'000 Franken unters Volk, erhält er 80'000 Franken Cash zurück. Wer seinen Patienten Nevro-Stimulatoren für 800'000 Franken in den Rücken setzt, wird mit 160'000 Franken belohnt – für Schmerzmediziner zahlt es sich also aus, wenn sie sich für den teuren Eingriff entscheiden. Nun hat das Unternehmen kalte Füsse bekommen: Per Ende Jahr beendete Nevro das Programm. Es wurde 2017 aufgesetzt. Die US-Zentrale von Nevro bestätigt gegenüber SonntagsBlick: «Wir haben letztes Jahr im Zusammenhang mit einer internen Überprüfung unsere Richtlinien für Rabatte verschärft. Das steht im Einklang mit der Schweizer Gesetzgebung. Infolgedessen wurden einige Verträge in der Schweiz angepasst, um den neuen Unternehmensstandards zu entsprechen.»
Beim weltgrössten Nahrungsmittelkonzern Nestlé sollen Umweltthemen schon bald den Lohn des Topmanagements beeinflussen. David Frick, Leiter Governance und Compliance bei Nestlé, bestätigt gegenüber der SonntagsZeitung: «Wir arbeiten für den Verwaltungsrat einen Vorschlag aus, um in absehbarer Zeit messbare ökologische Ziele als Kriterium für die Entschädigung der Geschäftsleitung einzuführen.» Noch ist nicht klar, an welchen harten Umwelt-Kennzahlen die Konzernleitung gemessen werden soll. Konzernchef Mark Schneider hat versprochen, klare Ziele auf dem Weg zu der fürs Jahr 2050 angestrebten CO2-Neutralität bekannt zu geben. Diese Meilensteine wären ein möglicher Massstab. Voraussichtlich wird die neue Lohnkomponente für das Geschäftsjahr 2021 eingeführt, wie aus dem Hauptsitz von Nestlé verlautet. Darüber entscheiden wird der Verwaltungsrat.
Der Fleischkonsum in der Schweiz wandelt sich. Dies zeigen neue Zahlen des Marktforschungsunternehmens Nielsen, die der «NZZ am Sonntag» vorliegen. 2019 gingen 217’287 Tonnen Fleisch für den Heimkonsum über den Ladentisch. In den letzten beiden Jahren haben die Schweizer Konsumenten jeweils rund 3000 Tonnen weniger eingekauft. Seit 2017 ist die für den Heimgebrauch verkaufte Menge um rund 2,5 Prozent gesunken. Dies bei einer leicht steigenden Bevölkerung. Die Daten stützen sich unter anderem auf Befragungen und beziehen den Einkaufstourismus im grenznahen Ausland ein. Bemerkenswert: Obwohl sie weniger kaufen, bleibt der Betrag, den die Konsumenten für Fleisch ausgeben, nahezu unverändert. Rund 4,9 Milliarden Franken war es ihnen letztes Jahr wert. So viel wie bereits 2017. Daraus lässt sich schliessen: Schweizer Konsumenten gönnen sich etwas seltener Fleisch, dafür investieren sie ihr Geld in bessere Qualität. Denn die Preise für Lebensmittel haben sich in den letzten beiden Jahren laut Bundesamt für Statistik nicht gross verändert.
Die Debatte um die Gefährlichkeit von Glyphosat war in vollem Gange, als Bundesrätin Doris Leuthard (56) im Jahr 2017 einen brisanten Vorschlag machte: Künftig sollte für das Pestizid ein weit höherer Grenzwert gelten als bisher. Statt 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser sollten 360 Mikrogramm erlaubt sein – eine 3600 Mal höhere Menge. Die Folge war ein Aufschrei der Öffentlichkeit, woraufhin die CVP-Magistratin zurückkrebste. Am Ende schlug ihr Umweltdepartement (Uvek) einen Glyphosat-Grenzwert von 10 Mikrogramm pro Liter vor, eine Erhöhung um das Hundertfache. Die Idee hinter Leuthards Plan: Statt eines einheitlichen Grenzwerts sollten für unterschiedlich giftige Pestizide unterschiedliche Werte gelten. Seit 2019 steht nun Simonetta Sommaruga (59) dem Uvek vor. Wie sich jetzt zeigt, verfolgt die Sozialdemokratin beim Gewässerschutz eine andere Strategie als ihre Vorgängerin. Denn «SonntagsBlick» weiss: In Kürze wird ihr Departement die entsprechende Verordnung anpassen – und den Grenzwert für Glyphosat bei 0,1 Mikrogramm pro Liter belassen. Auch bei anderen Pestiziden gilt dieser Höchstwert: Grundsätzlich wird für keinen Stoff im Trinkwasser ein Wert gelten, der höher als 0,1 Mikrogramm pro Liter ist. Für zehn Stoffe werden die Grenzwerte beim Trinkwasser verschärft. Da es sich bei der Änderung um eine Departementsverordnung handelt, kann Sommaruga den Entscheid ohne Zustimmung des Bundesrats fällen. Die Medienstelle des Uvek lässt auf Anfrage ausrichten, dass es insbesondere bei Glyphosat keine Erhöhung geben werde. Zu Details der Verordnung äussere man sich nicht.
Es wird Zeit, dass wir eine zweite Minder-Initiative starten um die Schlupflöcher ein für alle mal zu stopfen...