Der Auslandchef der «Weltwoche», Urs Gehriger, hat nicht nur einen längeren Artikel aus einer englischen Zeitung zu grossen Teilen abgeschrieben, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, sondern mindestens auch in einem zweiten Fall einen Artikel aus einer anderen Zeitung zu grossen Teilen fast wortwörtlich übernommen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Demnach hat Gehriger einen Artikel über Grenzwälle aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 30. April 2015 teilweise plagiiert.
Nachdem damit bereits der zweite Fall eines Teilplagiats durch Gehriger aufgeflogen ist, reagierte Köppel gegenüber dem «Tages-Anzeiger» folgendermassen: «Der erwähnte Text ist eine Fehlleistung und entspricht nicht den handwerklichen Standards der ‹Weltwoche›. Ich habe Sanktionen und Massnahmen getroffen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Über Details gebe ich keine Auskunft.» Gehriger selbst war nicht erreichbar.
Im ersten von Gehrigers aufgedeckten Plagiaten vom 2. Juni geht es um das jüngste Buch des britischen Historikers Antony Beevor zur Ardennenoffensive 1944/45. Zum gleichen Thema hatte der britische Autor Keith Lowe bereits am 17. Mai im «Telegraph» publiziert.
Ein Textvergleich zwischen den beiden Artikeln zeigt, dass die «Weltwoche» ganze Passagen aus dem Artikel von Lowe zum Teil wörtlich übernommen und andere Teile nur leicht umgeschrieben hat.
Lowe sagte der «NZZ am Sonntag» nach der Lektüre des in der «Weltwoche» erschienenen Plagiats, er fühle sich geschmeichelt. «Dass jemand meinen Artikel so verlockend gefunden hat, dass er grosse Teile davon wörtlich übernehmen wollte – nun, das ist die höchste Form des Lobes».
«Weltwoche»-Redaktor Urs Gehriger schrieb der «NZZ am Sonntag» in einer kurzen E-Mail: «Ich habe einen Fehler gemacht und wurde von der Chefredaktion gerügt. Es wird nicht mehr vorkommen.» (thi)