Schweiz
Migration

700 Personen protestieren «gegen Asylcamps» im In- und Ausland

Personen nehmen an der nationalen Demonstration ãAsylcamps sind keine LoesungÒ teil, am Samstag, 9. November 2019, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Teilnehmer des Demonstrationszuges am Samstag auf dem Bundesplatz in Bern.Bild: KEYSTONE

Friedliche Demo in Bern «gegen Asylcamps» im In- und Ausland

09.11.2019, 17:5210.11.2019, 15:50
Mehr «Schweiz»

An einer Kundgebung mit dem Titel «Asylcamps sind keine Lösung» haben am Samstag in Bern schätzungsweise 700 Personen teilgenommen. Die Organisatoren sprachen von 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Aufgerufen zur Kundgebung hatte das Migrant Solidarity Network. Das ist ein Aktivistennetzwerk, das nach eigenen Angaben die Stimme von Flüchtlingen auf politischer Ebene besser zur Geltung bringen will. Es hat seinen Sitz in Bern.

Warum wurde protestiert?

Die Kundgebung richtete sich gegen die Zustände in afrikanischen und griechischen Flüchtlingslagern und gegen die «Abschottung Europas». Das schrieb das Migrant Solidarity Networt auf Flugblättern und in einer Medienmitteilung. Doch auch die Verhältnisse in der Schweiz kritisiert es.

Flüchtlinge würden in Schweizer Asylzentren isoliert. Nothilfezentren in den Kantonen seien «entwürdigend». Es brauche Respekt, Würde und den gleichen Zugang zu Wohnen, Arbeit, Bildung und Gesundheit für alle. Auf Isolation und Ausschaffungen sei zu verzichten.

Die von der Stadt Bern bewilligte Kundgebung begann auf dem Bundesplatz. Dann zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Berns obere Altstadt zur Schützenmatte, wo die Demonstration zu Ende ging.

Wie schlimm sind die Zustände in den Lagern?

Auf dem Bundesplatz und während des Umzugs schilderten Flüchtlinge und Flüchtlingshelferinnen in Reden die Zustände in in- und ausländischen Lagern. Eine Helferin erzählte beispielsweise, wie im Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos Leute auf dem Boden schlafen müssen, auch im Winter.

Ein in die Schweiz geflüchteter Mann sagte, er habe in einer Schweizer Unterkunft ein Jahr lang mit 15 Personen ein Zimmer geteilt. Geflüchtete würden nicht ernst genommen in Bezug auf Grundrechte wie etwa Bildung, Wohnen, Gesundheit. Wer beispielsweise einen Arzttermin brauche, müsse schon schwer krank sein.

Wenn man beim Arzt sei, frage der zuerst nach dem Ausweis und wie lange man schon hier sei, statt nach den Beschwerden. Und wenn man sich weiterbilden wolle, heisse es: «Es gibt viele Anmeldungen». Dann warte man und warte.

Dieses Warten mache aggressiv und depressiv, sagte ein anderer Flüchtling, der nach eigenen Angaben in einer Unterkunft für abgewiesene Asylbewerber lebt.

(dsc/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bivio
09.11.2019 23:21registriert März 2018
Was wäre denn dies Lösung der Demonstranten?
Jeder darf kommen, wann immer es ihm passt. Direkt in die Schweiz und in die Sozialhilfe. Der Staat soll dann schnell eine Wohnung organisieren (aber nur eine schön grosse).
Dass es Migranten fordern, kann ich mir noch irgendwie vorstellen. Dass es aber noch Leute gibt, welche diese unterstützen bzw. sogar Demos etc. organisieren lässt mich an der Intelligenz dieser Leute zweifeln.
13631
Melden
Zum Kommentar
avatar
Randalf
09.11.2019 23:37registriert Dezember 2018
Jetzt werden die Camps in Europa und Afrika mit unseren Zentren in den gleichen Topf geworfen. Aber hallo, schaltet bitte euren Verstand ein.
Nicht jeder Person welche kommt hat das Recht auf Asyl. Ihnen dann aber Wohnungen usw. zur Verfügung zu stellen finde ich schon ein bisschen zuviel.
Sicher können sie auch zum Arzt gehen, Jahreskontrollen etc. und nicht nur wenn sie schon schwer krank sind.
Es wird wieder einmal ziemlich von diesen Demonstranten übertrieben.
10317
Melden
Zum Kommentar
avatar
xHascox
10.11.2019 00:51registriert Juli 2016
Im Schweizer Militär schläft man manchmal auch auf dem Boden, Arzt termin gibts bei kleinigkeiten auch nicht, und freizeit um sich selber weiterzubilden hat man manchmal auch nicht...
Ich finde bei den Flüchtlingen, wie auch im Militär sollten die Zustände besser werden. Aber wirklich schlimm finde ich beide situationen nicht, es gibt ja immerhin genügend sanitäre einrichtungen. Es gibt also wichtigers wie zb Klimaschutz.
5318
Melden
Zum Kommentar
14
«Das ist unmenschlich!»: Schwere Vorwürfe in der Syrien-«Arena» – und mittendrin ein Syrer
Diktator Baschar al-Assad ist gestürzt. Und jetzt? Syrer zurückschaffen, findet die SVP. Unmenschlich, finden die anderen. Für die Politiker in der SRF-«Arena» ist die Diskussion ein Polit-Theater von vielen. Für Syrer Husam Kelzi wird über seine Zukunft entschieden. Eine quälende Sendung.

Verfolgung, Unterdrückung, Überwachung, Folter, Mord. So sah das Leben für Syrerinnen und Syrer unter Diktator Baschar al-Assad aus. 24 Jahre lang. Rechnet man hinzu, dass davor sein Vater Hafiz al-Assad über Syrien herrschte, ergibt sich eine Schreckensherrschaft von 57 Jahren.

Zur Story