Schweiz
Migros

Migros verkauft Micasa und schliesst Do it + Garden: Das ist bekannt

Kahlschlag bei Migros – das Wichtigste in 5 Punkten

Migros verkauft die Möbel-Sparte Micasa an das Management. Für die Bau- und Gartencenter findet sich kein Käufer. Zudem trennt sich der orange Riese von den Alnatura-Läden.
25.02.2025, 13:3525.02.2025, 13:58
Samuel Thomi, Pascal Michel und Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»

Der vor gut einem Jahr angekündigte Umbau und Ausverkauf bei der Migros geht weiter. Und das weiterhin in rasantem Tempo:

Das passiert mit Micasa

Die Logos von Melectronics, Micasa und SportX im Dreispitz MParc in Basel, am Freitag, 2. Februar 2024. Der Migros-Genossenschafts-Bund sucht neue Besitzer fuer die Reisetochter Hotelplan, die Kosmeti ...
Micasa wird vom bisherigen Management weitergeführt.Bild: keystone

Wie der orange Riese am Dienstag mitteilt, verkauft er seine Möbel-Sparte Micasa an die bisherigen Chefs. Der aktuelle Micasa-CEO Philipp Agustoni und Migros-Fachmärkte-COO sind die Käufer. Sie sollen Micasa im September übernehmen. Die Marke Micasa soll laut Migros bestehen bleiben. Dieses Management-Buyout wird laut Migros mitfinanziert durch private Finanzinvestoren von Rethink.

«Gemeinsam mit Rethink starten wir voller Energie in ein neues Kapitel für Micasa – unabhängig, eigenständig und mit einer klaren Vision», wird CEO Philipp Agustoni in der Mitteilung zitiert. Die Produkte, das Team und die Kunden würden auch künftig «im Mittelpunkt dieser Erfolgsgeschichte» stehen.

Das passiert mit Do it + Garden

Do it + Garden (Migros)
Die meisten Filialen der Migros-Fachmärkte Do it + Garden sowie werden geschlossen.Bild: Manuel Nagel

Für Do it + Garden kann derweil laut Migros keine gesamtheitliche Nachfolgelösung gefunden werden. «Mit zahlreichen Interessenten wurden Gespräche geführt, jedoch sah keiner das Potenzial, das Geschäft landesweit erfolgreich weiterzuführen», schreibt die Migros. Deshalb würden die meisten Baumarkt-Filialen und Gartencenter bis Ende Juni schliessen.

Wie bereits bekannt, werden die Do it + Garden-Filialen in Carouge und Nyon an OBI übergehen, schreibt die Migros weiter. Für vereinzelte Do it + Garden Standorte liefen «dezentral weiterhin Verhandlungen mit potenziellen Interessenten» aus dem DIY-Bereich. Die restlichen der insgesamt 31 Standorte werden laut Migros dagegen «bis spätestens Ende Juni 2025 geschlossen».

Von den Schliessungen betroffen sind laut Migros 466 Mitarbeitende. Für sie sollen «bestmögliche Anschlusslösungen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe gesucht» werden. Alle Lernenden könnten ihre Ausbildung innerhalb oder ausserhalb der Migros fortsetzen und abschliessen.

Alnatura-Läden werden neuer Strategie geopfert

Zudem wird die Genossenschaft Migros Zürich den Franchise-Vertrag mit Alnatura nicht verlängern. Damit endet das Abenteuer der Migros im Bereich Bio-Läden. Was mit den aktuell bestehenden Alnatura-Läden geschieht, ist derzeit offen. Klar ist nur: Der Betrieb von Alnatura Bio Super Märkten hierzulande wird mittelfristig aufgegeben. In den Migros-Filialen wie auch bei Migros-Online blieben Alnatura Produkte jedoch weiterhin erhältlich.

Im Sommer 2023 klang es noch anders. Im Interview mit CH Media sagte der Alnatura-Schweiz-Geschäftsführer Boris Pesek: «Ich sehe ein Potenzial von mindestens 30 Filialen in der Deutschschweiz.» Damals gab es 22 Alnatura-Filialen, heute sind es 25. «Ich bin davon überzeugt, dass Bio weiterhin wachsen wird, auch wegen der drängenden Klimaproblematik», sagte Pesek. Gleichzeitig betonte er, dass der Expansionsentscheid aber letztlich bei der Genossenschaft Migros Zürich liege.

Alnatura expandiert bereits auf eigene Faust

Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bekommt Alnatura die Inflation stark zu spüren. Die Kundschaft schaut genauer hin beim Bio-Einkauf. «Insgesamt geben die Kundinnen und Kunden pro Einkauf weniger Geld aus», sagte Pesek vor eineinhalb Jahren. «Darunter leiden die sogenannten Zusatzkäufe. Ein schönes Stück Fleisch fällt dann beispielsweise wieder aus dem Körbli.»

Der Migros dürfte wohl auch nicht geschmeckt haben, dass Alnatura seinen Partner-Fächer öffnete: Im Herbst wurde bekannt, dass die Produkte der deutschen Kette ab diesem Jahr auch bei der Dorfladenkette Volg der Bauerngenossenschaft Fenaco im Sortiment sein werden. Dadurch erhielt Alnatura mehr Absatzkanäle, die Migros verlor jedoch an Exklusivität.

Ebenfalls im Herbst gab sich Pesek gegenüber dem Branchenblatt «Lebensmittelzeitung» etwas zurückhaltender, was die Filialexpansion anbelangte. Er betonte jedoch, dass die Migros strategischer Partner bleibe: «Bei der Migros ist gerade viel Bewegung drin und wir bewegen uns mit ihnen.» Im rund 4 Milliarden Franken grossen Schweizer Biomarkt sei eine Verdopplung des Marktanteils von über 3 Prozent auf 7 Prozent realistisch.

Die Franchisegeberin und Bio-Lebensmittelproduzentin Alnatura aus Deutschland will die Situation nun evaluieren. Danach soll noch im ersten Halbjahr über die Zukunft der Bio Super Märkte hierzulande informiert werden.

So will die Migros in die Zukunft

Mario Irminger, Praesident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes zeigt ein Schild mit der Aufschrift "Tiefpreis" in der Migros Limmatplatz, aufgenommen anlaesslich einer Med ...
Migros CEO Mario Irminger treibt den Ausverkauf beim orangen Riesen weiter voran.Bild: keystone

Vor Jahresfrist hat die Migros angekündigt, ihr Geschäft auf das Kerngeschäft fokussieren zu wollen. Dazu wurde nebst Teilen der Migros-Industrie, wie die Kosmetik- und Waschmittelherstellerin Mibelle, auch der Verkauf des Reiseunternehmens Hotelplan sowie der Fachmärkte SportX und Melectronics sowie weiteren Unternehmensteilen wie Bike World angestossen.

Künftig wollen Migros-Präsidentin Ursula Nold und Konzern-Chef Mario Irmiger das Geschäft des orangen Riesen auf den Detailhandel (Lebensmittel und Non-Food), Finanzdienstleistungen (Migros Bank) und Gesundheit (Medbase-Gruppe) fokussieren.

Der grosse Migros-Ausverkauf – eine Chronik
Melectronics: Im Juni 2024 verkauft die Migros ihr Elektronik-Geschäft an Media Markt. Der deutsche Elektronik-Händler übernimmt 20 der ursprünglich 37 Filialen. Seit November sind sie an Media Markt angeschlossen. Etwa 50 Mitarbeitende verlieren ihren Job.

Sport X: Seine Sport-Kette verkauft die Migros im Juli 2024. 27 der 49 Filialen übernimmt die Dosenbach-Ochsner-Gruppe. Ab März sollen die Standorte in das neue Unternehmen integriert sein.

Bike World: Das Zweirad-Geschäft kauft der Berner Velohändler Thömus im September 2024. Dabei behält er 12 der ursprünglich 16 Filialen. Ab März sollen sie fertig eingegliedert sein und künftig unter Thömus Bike World laufen.

Bestsmile: Das Start-Up für Zahnkorrekturen schliesst die Migros im Oktober. Alle 27 Standorte werden schrittweise geschlossen, die 224 Mitarbeitenden verlieren ihren Job. Zudem klagt die Migros gegen Ertan Wittwer und zwei Bestsmile-Co-Gründer.

Obi: Die Migros verkauft Ende Januar die elf Schweizer Obi-Standorte sowie zwei «Do it + Garden»-Filialen mit ihren insgesamt 576 Mitarbeitenden und 61 Lernenden an die deutsche Obi-Gruppe.

Hotelplan: Die Reisegruppe mit rund 2500 Mitarbeitende wird im Februar aufgeteilt, das traditionelle Reisegeschäft geht an die deutsche Dertour-Gruppe, die zum genossenschaftlich organisierten Handelskonzern Rewe gehört. Der Ferienwohnungsvermittler Interhome geht an die luxemburgische Hometogo-Gruppe.

Migros Industrie: Für die Industrie-Gruppe Mibelle sucht die Migros noch einen Käufer. Im Dezember wurde bekannt, dass sie deren südkoreanische Tochterfirma Gowoonsesang Cosmetics an L’Oréal verkauft. Der französische Konzern ist derzeit der grösste Kosmetikhersteller der Welt. Zum Verkauf der restlichen Mibelle-Gruppe laufen derzeit Verhandlungen.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bananen-Bschiss bei der Migros
1 / 11
Bananen-Bschiss bei der Migros
In der Migros-Flughafenfiliale aufgefallen: Das Gewicht der Max-Havelaar-Bananen ist falsch deklariert – sie sind leichter als angeschrieben ... (Bild: Die Bananen wiegen 0,770 kg, auf der Etikette steht 0,788 kg).
Auf Facebook teilenAuf X teilen
So eine Migros-Filiale hast du (vermutlich) noch nie gesehen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
126 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Die perfekte Welle
25.02.2025 11:05registriert August 2020
Interessant, da wird immer vom Kerngeschäft erzählt. Ein sehr fleibler Kern muss das sein. Do-It gibts schon seit meiner Kindheit, also über 40 Jahre. Gehört nicht zum Kerngeschäft. Medbase und Gesundheit aber schon? Seid doch ehrlich und sprecht es aus: Wir verkaufen oder schliessen wahllos alles, was nicht genug Gewinn abwirft. Würde es den Supermärkten schlecht gehen, wären diese auch schon weg. Dann wäre plötzlich Möbelhandel und Baumarkt das Kerngeschäft.
3024
Melden
Zum Kommentar
avatar
equide, das Original
25.02.2025 10:51registriert Januar 2021
Aber weiterwursteln mit all den Regionalfürsten...genau mein Humor :-) mir reichts.
Migros-Kind, das war ich mal...
2137
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bikemate
25.02.2025 11:13registriert Mai 2021
Sehr schade um die Do it + Garden Center. Da hat es oft sehr hilfsbereite langjährige Mitarbeiter. Die haben ihren Job immer toll gemacht und werden nun einfach entlassen. Gerade für die Ü50 Leute ist es besonders schwierig.
1663
Melden
Zum Kommentar
126
    Die Böötli-Saison ist eröffnet: Das musst du beachten
    Endlich Sommer, ab aufs Wasser! Doch egal, ob mit SUP, Schlauchboot oder einfach mit Schwimmsack, im Wasser gelten Regeln. Wer dagegen verstösst, riskiert nicht nur Leben, sondern auch Bussen.

    Das Böötlen ist mittlerweile zu einer extrem beliebten sommerlichen Freizeitbeschäftigung geworden. Im Schlauchboot sitzen, sich treiben lassen und den Tag geniessen – besonders auf der Aare sind viele Böötli und Schwimminseln unterwegs. So viele, dass es klare Regeln gibt, die in der Binnenschifffahrtsverordnung verankert sind. Sie sind nicht einfach Schikane, sondern können Leben retten.

    Zur Story