Der vor gut einem Jahr angekündigte Umbau und Ausverkauf bei der Migros geht weiter. Und das weiterhin in rasantem Tempo:
Wie der orange Riese am Dienstag mitteilt, verkauft er seine Möbel-Sparte Micasa an die bisherigen Chefs. Der aktuelle Micasa-CEO Philipp Agustoni und Migros-Fachmärkte-COO sind die Käufer. Sie sollen Micasa im September übernehmen. Die Marke Micasa soll laut Migros bestehen bleiben. Dieses Management-Buyout wird laut Migros mitfinanziert durch private Finanzinvestoren von Rethink.
«Gemeinsam mit Rethink starten wir voller Energie in ein neues Kapitel für Micasa – unabhängig, eigenständig und mit einer klaren Vision», wird CEO Philipp Agustoni in der Mitteilung zitiert. Die Produkte, das Team und die Kunden würden auch künftig «im Mittelpunkt dieser Erfolgsgeschichte» stehen.
Für Do it + Garden kann derweil laut Migros keine gesamtheitliche Nachfolgelösung gefunden werden. «Mit zahlreichen Interessenten wurden Gespräche geführt, jedoch sah keiner das Potenzial, das Geschäft landesweit erfolgreich weiterzuführen», schreibt die Migros. Deshalb würden die meisten Baumarkt-Filialen und Gartencenter bis Ende Juni schliessen.
Wie bereits bekannt, werden die Do it + Garden-Filialen in Carouge und Nyon an OBI übergehen, schreibt die Migros weiter. Für vereinzelte Do it + Garden Standorte liefen «dezentral weiterhin Verhandlungen mit potenziellen Interessenten» aus dem DIY-Bereich. Die restlichen der insgesamt 31 Standorte werden laut Migros dagegen «bis spätestens Ende Juni 2025 geschlossen».
Von den Schliessungen betroffen sind laut Migros 466 Mitarbeitende. Für sie sollen «bestmögliche Anschlusslösungen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe gesucht» werden. Alle Lernenden könnten ihre Ausbildung innerhalb oder ausserhalb der Migros fortsetzen und abschliessen.
Zudem wird die Genossenschaft Migros Zürich den Franchise-Vertrag mit Alnatura nicht verlängern. Damit endet das Abenteuer der Migros im Bereich Bio-Läden. Was mit den aktuell bestehenden Alnatura-Läden geschieht, ist derzeit offen. Klar ist nur: Der Betrieb von Alnatura Bio Super Märkten hierzulande wird mittelfristig aufgegeben. In den Migros-Filialen wie auch bei Migros-Online blieben Alnatura Produkte jedoch weiterhin erhältlich.
Im Sommer 2023 klang es noch anders. Im Interview mit CH Media sagte der Alnatura-Schweiz-Geschäftsführer Boris Pesek: «Ich sehe ein Potenzial von mindestens 30 Filialen in der Deutschschweiz.» Damals gab es 22 Alnatura-Filialen, heute sind es 25. «Ich bin davon überzeugt, dass Bio weiterhin wachsen wird, auch wegen der drängenden Klimaproblematik», sagte Pesek. Gleichzeitig betonte er, dass der Expansionsentscheid aber letztlich bei der Genossenschaft Migros Zürich liege.
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bekommt Alnatura die Inflation stark zu spüren. Die Kundschaft schaut genauer hin beim Bio-Einkauf. «Insgesamt geben die Kundinnen und Kunden pro Einkauf weniger Geld aus», sagte Pesek vor eineinhalb Jahren. «Darunter leiden die sogenannten Zusatzkäufe. Ein schönes Stück Fleisch fällt dann beispielsweise wieder aus dem Körbli.»
Der Migros dürfte wohl auch nicht geschmeckt haben, dass Alnatura seinen Partner-Fächer öffnete: Im Herbst wurde bekannt, dass die Produkte der deutschen Kette ab diesem Jahr auch bei der Dorfladenkette Volg der Bauerngenossenschaft Fenaco im Sortiment sein werden. Dadurch erhielt Alnatura mehr Absatzkanäle, die Migros verlor jedoch an Exklusivität.
Ebenfalls im Herbst gab sich Pesek gegenüber dem Branchenblatt «Lebensmittelzeitung» etwas zurückhaltender, was die Filialexpansion anbelangte. Er betonte jedoch, dass die Migros strategischer Partner bleibe: «Bei der Migros ist gerade viel Bewegung drin und wir bewegen uns mit ihnen.» Im rund 4 Milliarden Franken grossen Schweizer Biomarkt sei eine Verdopplung des Marktanteils von über 3 Prozent auf 7 Prozent realistisch.
Die Franchisegeberin und Bio-Lebensmittelproduzentin Alnatura aus Deutschland will die Situation nun evaluieren. Danach soll noch im ersten Halbjahr über die Zukunft der Bio Super Märkte hierzulande informiert werden.
Vor Jahresfrist hat die Migros angekündigt, ihr Geschäft auf das Kerngeschäft fokussieren zu wollen. Dazu wurde nebst Teilen der Migros-Industrie, wie die Kosmetik- und Waschmittelherstellerin Mibelle, auch der Verkauf des Reiseunternehmens Hotelplan sowie der Fachmärkte SportX und Melectronics sowie weiteren Unternehmensteilen wie Bike World angestossen.
Künftig wollen Migros-Präsidentin Ursula Nold und Konzern-Chef Mario Irmiger das Geschäft des orangen Riesen auf den Detailhandel (Lebensmittel und Non-Food), Finanzdienstleistungen (Migros Bank) und Gesundheit (Medbase-Gruppe) fokussieren.
Migros-Kind, das war ich mal...