In der Weihnachtszeit sind sie im Schweizer Detailhandel überall zu finden: Adventskalender in unterschiedlichster Ausführung, gefüllt mit Schöggeli, Teebeutel oder sogar Sexspielzeugen. Die Präsenz des muslimischen Fastenmonats Ramadan ist hingegen bisher bescheiden in den Supermärkten.
Der Discounter Aldi hat ihn sich jedoch kürzlich in seinem wöchentlichen Werbeprospekt zunutze gemacht. Die deutsche Kette warb hierzulande für einen Ramadan-Kalender, gefüllt mit Gebäck und Süssigkeiten und einem Ausmalbild. Die Aldi-Medienstelle bestätigt auf Anfrage, dass es sich dabei um eine Premiere handelt. Damit könne die Kundschaft den Fastenmonat, der dieses Jahr am 28. Februar beginnt und bis am 29. März dauert, mit kleinen täglichen Überraschungen zelebrieren.
Zudem schreibt Aldi, dass der Händler während des Ramadans jeweils sein Angebot an Datteln aufgrund der höheren Nachfrage erweitert. In diesem Jahr würden vier zusätzliche Dattelsorten ins Sortiment aufgenommen werden und es gebe diverse Aktionen dazu. Der Grund: Datteln sind ein beliebtes Produkt, um das Fasten (Iftar) zu brechen. Einerseits soll dies der Prophet Mohammed getan haben, zusammen mit Wasser. Andererseits liefern sie viele gesunde Nährstoffe und dank ihres hohen Zuckergehalts rasch Energie.
Auch die Migros führt einen Ramadan-Kalender im Sortiment, wie Sprecherin Estelle Hain auf Anfrage bestätigt. Zudem verweist sie auf das ganzjährige Datteln-Sortiment. Dies tut auch Coop-Sprecher Thomas Ditzler. Dafür und für getrocknete Feigen lanciert Coop Aktionen. So gab es vor kurzem auf die Datteln der Luxuslinie Fine Food die zehnfache Superpunkt-Zahl. Rabattaktionen auf Datteln folgen in den kommenden Tagen.
Im vergangenen Jahr habe man in ausgewählten Filialen zudem spezifische Non-Food-Artikel zum Ramadan im Sortiment geführt. «Die Nachfrage nach diesen Produkten war jedoch überschaubar, weshalb wir in diesem Jahr auf eine Weiterführung verzichten», sagt Ditzler.
Wie der «Tages-Anzeiger» damals berichtete, umfasste das von Coop im vergangenen Jahr geführte Ramadan-Sortiment unter anderem Tischläufer, Pappteller und goldene Deko-Monde zum Aufhängen. Dass der Detailhändler an eine grössere Nachfrage glaubte, kommt nicht von ungefähr. Gemäss offiziellen Zahlen leben rund 430'000 Musliminnen und Muslime ab 15 Jahren in der Schweiz.
Die anderen angefragten Detailhändler – Denner, Lidl, Volg, Spar – bieten keine spezifischen Ramadan-Produkte an. Denner und Spar verweisen beispielsweise auf ganzjährige ethnische Sortimente wie jenes aus dem Balkan. Und Volg-Sprecherin Luana Covre argumentiert mit der knappen Verkaufsfläche, die den Händler zwingt, sich «auf die wichtigsten Produkte des täglichen Bedarfs» zu konzentrieren.
Vor zwei Jahren zeigte sich, dass selbst kleine Gesten zum Fastenmonat Ressentiments hervorrufen können. Die Migros wünschte damals auf den sozialen Medien «allen Fastenden und ihren Familien einen schönen Ramadan». Zum Text stellte sie ein Bild einer Schale gefüllt mit Datteln. SVP-Nationalrat Andreas Glarner reagierte daraufhin auf Twitter mit der Boykott-Aufforderung: «Es ist Zeit, woanders einzukaufen.»
In Frankreich oder England werden Ramadan-Artikel hingegen seit Jahren verkauft, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Und in Städten wie Köln, Frankfurt oder London hängen jeweils Strassenbeleuchtungen mit islamischen Mustern während des Fastenmonats. Und viele deutsche Detailhändler publizieren Ramadan-Wünsche online.
Mehr habe ich zum Thema nicht beizutragen.