Schweiz
Migros

Migros und Coop bieten Produkte für Ramadan an

Aldi verkauft in der Schweiz erstmals Ramadan-Kalender in seinen Filialen.
Aldi verkauft in der Schweiz erstmals Ramadan-Kalender in seinen Filialen. bild: Alessandro Perrucchi

Rendite mit Ramadan: So profitieren Migros und Co. von dem muslimischen Fastenmonat

Schweizer Detailhändler haben die Tradition als zusätzliche Umsatzquelle ausgemacht und reagieren mit Aktionen - im Vergleich zum Ausland allerdings auf Sparflamme.
23.02.2025, 20:0623.02.2025, 20:06
Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»

In der Weihnachtszeit sind sie im Schweizer Detailhandel überall zu finden: Adventskalender in unterschiedlichster Ausführung, gefüllt mit Schöggeli, Teebeutel oder sogar Sexspielzeugen. Die Präsenz des muslimischen Fastenmonats Ramadan ist hingegen bisher bescheiden in den Supermärkten.

Der Discounter Aldi hat ihn sich jedoch kürzlich in seinem wöchentlichen Werbeprospekt zunutze gemacht. Die deutsche Kette warb hierzulande für einen Ramadan-Kalender, gefüllt mit Gebäck und Süssigkeiten und einem Ausmalbild. Die Aldi-Medienstelle bestätigt auf Anfrage, dass es sich dabei um eine Premiere handelt. Damit könne die Kundschaft den Fastenmonat, der dieses Jahr am 28. Februar beginnt und bis am 29. März dauert, mit kleinen täglichen Überraschungen zelebrieren.

Aldi wirbt in seiner Wochenbroschüre für einen Ramadan-Kalender.
Aldi wirbt in seiner Wochenbroschüre für einen Ramadan-Kalender. bild: Ausriss Aldi-Suisse-Prospekt / Benjamin Weinmann

Zudem schreibt Aldi, dass der Händler während des Ramadans jeweils sein Angebot an Datteln aufgrund der höheren Nachfrage erweitert. In diesem Jahr würden vier zusätzliche Dattelsorten ins Sortiment aufgenommen werden und es gebe diverse Aktionen dazu. Der Grund: Datteln sind ein beliebtes Produkt, um das Fasten (Iftar) zu brechen. Einerseits soll dies der Prophet Mohammed getan haben, zusammen mit Wasser. Andererseits liefern sie viele gesunde Nährstoffe und dank ihres hohen Zuckergehalts rasch Energie.

Mehr Punkte für Datteln

Auch die Migros führt einen Ramadan-Kalender im Sortiment, wie Sprecherin Estelle Hain auf Anfrage bestätigt. Zudem verweist sie auf das ganzjährige Datteln-Sortiment. Dies tut auch Coop-Sprecher Thomas Ditzler. Dafür und für getrocknete Feigen lanciert Coop Aktionen. So gab es vor kurzem auf die Datteln der Luxuslinie Fine Food die zehnfache Superpunkt-Zahl. Rabattaktionen auf Datteln folgen in den kommenden Tagen.

Im vergangenen Jahr habe man in ausgewählten Filialen zudem spezifische Non-Food-Artikel zum Ramadan im Sortiment geführt. «Die Nachfrage nach diesen Produkten war jedoch überschaubar, weshalb wir in diesem Jahr auf eine Weiterführung verzichten», sagt Ditzler.

Wie der «Tages-Anzeiger» damals berichtete, umfasste das von Coop im vergangenen Jahr geführte Ramadan-Sortiment unter anderem Tischläufer, Pappteller und goldene Deko-Monde zum Aufhängen. Dass der Detailhändler an eine grössere Nachfrage glaubte, kommt nicht von ungefähr. Gemäss offiziellen Zahlen leben rund 430'000 Musliminnen und Muslime ab 15 Jahren in der Schweiz.

Migros-Glückwünsche mit Folgen

Datteln liegen bereit bei einem gemeinsamen Fastenbrechen, waehrend des Ramadans im Zentrum der Schweizerischen Islamischen Gemeinschaft SIG, am Samstag, 23. Maerz 2024 in Regensdorf. Im Islam ist das ...
Während des Fastenmonats beliebt und bei vielen Schweizer Detailhändlern in Aktion: Datteln.Bild: keystone

Die anderen angefragten Detailhändler – Denner, Lidl, Volg, Spar – bieten keine spezifischen Ramadan-Produkte an. Denner und Spar verweisen beispielsweise auf ganzjährige ethnische Sortimente wie jenes aus dem Balkan. Und Volg-Sprecherin Luana Covre argumentiert mit der knappen Verkaufsfläche, die den Händler zwingt, sich «auf die wichtigsten Produkte des täglichen Bedarfs» zu konzentrieren.

Vor zwei Jahren zeigte sich, dass selbst kleine Gesten zum Fastenmonat Ressentiments hervorrufen können. Die Migros wünschte damals auf den sozialen Medien «allen Fastenden und ihren Familien einen schönen Ramadan». Zum Text stellte sie ein Bild einer Schale gefüllt mit Datteln. SVP-Nationalrat Andreas Glarner reagierte daraufhin auf Twitter mit der Boykott-Aufforderung: «Es ist Zeit, woanders einzukaufen.»

In Frankreich oder England werden Ramadan-Artikel hingegen seit Jahren verkauft, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Und in Städten wie Köln, Frankfurt oder London hängen jeweils Strassenbeleuchtungen mit islamischen Mustern während des Fastenmonats. Und viele deutsche Detailhändler publizieren Ramadan-Wünsche online.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
64 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Herr Ole
23.02.2025 20:23registriert Dezember 2017
Es ist wirklich unglaublich, was Andreas Glarner für eine Wurst ist. Ich sollte es eigentlich besser wissen, aber das schiere Ausmass seiner Wurstigkeit überrascht mich doch immer wieder.

Mehr habe ich zum Thema nicht beizutragen.
8841
Melden
Zum Kommentar
avatar
Waldorf
23.02.2025 21:18registriert Juli 2021
Wieso ist Glarner gegen die freie Marktwirtschaft?
5019
Melden
Zum Kommentar
avatar
Clife
23.02.2025 21:17registriert Juni 2018
Ich weiss nicht was mich mehr erstaunt, dass es einen Ramadan Kalender gibt oder dass der Glarner tatsächlich meint, dass seine Stimme ernst genommen wird
4618
Melden
Zum Kommentar
64
Warum die Schweizer Bauern bei diesem Regenwetter glücklich sind
Beim aktuellen Wetter fragt man sich, ob unser Essen auf den Feldern verfault. «Könnten die Bäuerinnen und Bauern wählen, ob es so trocken bleibt wie vorher oder ob es regnet wie jetzt, würden alle den Regen wählen», sagt die Mediensprecherin des Schweizer Bauernverbands.
Es regnet und regnet und hört nicht mehr auf. Während im eigenen Garten die Schnecken langsam Überhand nehmen, fragt man sich: Ist der Regen für die Schweizer Landwirtschaft ein Problem?
Zur Story