Migros Online, der Online-Lebensmittelhandel der Migros, soll daran Schuld sein, dass seine Angestellten krank wurden, berichtet «Kassensturz».
Lida Nachreiner war bis letzten Sommer Angestellte bei Migros Online in Pratteln. Zu ihren Aufgaben gehörte es, im Lager online bestellte Lebensmittel in Boxen zu verpacken. Sie musste dafür lange Wege in Kauf nehmen, um die Produkte zusammenzusuchen. Täglich lief sie durchschnittlich über 25'000 Schritte, das sind fast 19 Kilometer.
Die Angestellte musste ausserdem bis zu 30 Kilogramm schwere Kisten aufs Förderband heben. Dies machte sie pro Stunde rund 15 Mal. Die 43-Jährige darf laut Arbeisgesetz aber maximal 13 Kilogramm heben und das auch nicht immer.
Nach anderthalb Jahren wurde Lida Nachreiner krank. Die Diagnose lautete «Schleimbeutelentzündung und Gelenkschmerzen».
Unhaltbar war auch die Lage im Warenausgang, wo Männer die bis zu 30 Kilogramm schweren Kisten über die Schulter heben und stapeln mussten. Klaus Stadtmüller, Co-Leiter der Gesellschaft für Arbeitsmedizin, sagt zur Situation: «Diese Arbeit macht krank».
Migros Online schreibt Kassensturz: «Wir nehmen die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden sehr ernst und sind uns unserer Verantwortung bewusst».
Nach einer viermonatigen Krankschreibung wurde Lida Nachreiner gekündet. Die Gewerkschaft Unia hat Kenntnis von dutzenden Angestellten, die wegen des Tragens von zu schweren Gewichten krankgeschrieben und nach Ablauf der gesetzlichen Sperrfrist entlassen wurden.
Gemäss Kurt Pärli, Professor für soziales Privatrecht, seien solche Kündigungen missbräuchlich: «Das ist eine Verletzung der Fürsorgepflicht.» Migros Online schreibt dazu: «Kündigungen erfolgen nie leichtfertig und basieren auf einer Vielzahl von betrieblichen Notwendigkeiten und individuellen Umständen». Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Sperrfristen würden immer eingehalten werden.
Als Reaktion auf ihre Kündigung spricht Lida Nachreiner mit anderen Angestellten darüber und informiert das Arbeitsinspektorat Baselland und die Suva. Migros Online schickt ihr daraufhin einen Brief. Darin steht, sie solle rufschädigende Äusserungen unterlassen, sonst behalte man sich rechtliche Schritte vor.
Vergangenes Jahr stellt ein Arbeitsinspektor von Baselland im Verteilzentrum in Pratteln mehrere Mängel fest: Im Visier hatte er vor allem das Heben von zu schweren Gewichten über die Schulter. Laut Angestellten habe Migros Online sie danach angewiesen, schwere Gewichte zu zweit zu heben. Laut Migros Online prüfe man auch weitere Massnahmen wie Schulungen zur sicheren Handhabung von Gewichten.
Der Mindestlohn bei Migros Online beträgt 4270 Franken brutto. Als Motivation für schnelles Arbeiten sorgt der Bonus. Für diesen ist aber die Leistung aller Teams notwendig. Wer krank wird, hat das Nachsehen. Am ersten Krankheitstag verliert eine Angestellte oder ein Angestellter 20 Prozent des Bonus, an jedem weiteren 10 Prozent.
Eine Mitarbeiterin sagt dazu: «Viele kommen krank zur Arbeit, weil sie auch nach Jahren im Betrieb den Mindestlohn verdienen und auf den Bonus angewiesen sind.» Kurt Pärli, Professor für soziales Privatrecht, ist darüber entsetzt: «Das Vermischen von Bonus und Sanktionen ist juristisch unmöglich». Migros Online schreibt dazu, die Bedenken der Angestellten würden ernst genommen und man überarbeite das Bonussystem zugunsten eines Fixlohnes.
(kek)
Satzbaustein aus dem Leitfaden, "Wie übernehme ich keine Verantwortung",
gebe aber vor, welche zu übernehmen.
Lernt man wahrscheinlich auf der HSG.
Das wird zunehmen - in den USA mit dem Libertären Elon, in DE mit den Neocons um Merz. Und hier stehen KKS und ihre Spinner bereits in den Startlöchern.