Auch in der Schweiz gibt es junge Leute, die in den Dschihad reisen. Im Vergleich mit andern europäischen Ländern ist das Problem hierzulande aber weniger ausgeprägt. Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) warnt jedoch davor, das Phänomen zu unterschätzen und regt präventive Massnahmen an.
Gemäss der am Mittwoch in Zürich vorgestellten Studie zur «dschihadistischen Radikalisierung in der Schweiz» sollen bis März 66 Personen in den Dschihad gereist sein. Die ZHAW stützt sich dabei auf Angaben des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB).
Die Männer und Frauen, die dschihadistisch motivierte Reisen in Konfliktgebiete unternommen haben, sind zwischen 20 und 35 Jahre alt. Es gibt aber auch Männer bis 49 Jahre. Insgesamt 6 Personen sind zwischen 15 und 19 Jahre alt, weitere 12 zwischen 20 und 24 Jahre.
Von den 66 Reisenden sind 12 Konvertiten, die 52 Muslime stammen grösstenteils aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien und aus Somalia, gefolgt von Schweizer Muslimen, bei 2 Personen gibt es keine Angaben zur Religion.
Ein typisches Profil für einen Dschihadisten in der Schweiz gibt es laut der Studie nicht. Es bestehe vielmehr eine grosse Heterogenität in Bezug auf soziale Herkunft, Bildung sowie sozialökonomischen Status. Bei einem Teil der Islamisten schienen psychische Labilität und individuelle Integrationsschwierigkeiten eine Rolle zu spielen, stellen die Studienverfasser fest.
Besonders junge Muslime seien anfällig für dschihadistische Radikalisierung. Die Pubertät sei sowieso eine Phase erhöhter Anfälligkeit für extreme Positionen und Lebensstile.
Zudem sei es für junge Migranten doppelt schwierig, da sie sich immer auch mit ihrer Familien und deren Herkunft auseinandersetzen müssten. Das könne zu Frustration und Resignation führen oder eben dazu, dass sich die jungen Musilime von radikalen Positionen angezogen fühlten.
Laut ZHAW fehlen in der Schweiz Strategien mit gezielten Präventions- und Interventionsmassnahmen sowie für die Thematik gerüstete Beratungsstellen. Vorgeschlagen werden deshalb unter anderem zwei Kompetenzzentren in der Deutsch- und Westschweiz sowie Helplines für Jugendliche, Eltern, Lehrer und Imame. Zudem müssten Deradikalisierungsprogramme entwickelt werden – auch für Rückkehrer. (wst/sda)