Schweiz
Nationalbank

Er soll weg, der Euro-Mindestkurs

Die Schweizerische Nationalbank gerät in die Kritik.
Die Schweizerische Nationalbank gerät in die Kritik.Bild: KEYSTONE
Nach Negativzins-Ankündigung der SNB

Er soll weg, der Euro-Mindestkurs

21.12.2014, 04:3321.12.2014, 09:30
Mehr «Schweiz»

Nach der Einführung von Negativzinsen durch die Nationalbank (SNB) stellen jetzt namhafte Finanzplatzvertreter den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken infrage. 

Financier Martin Ebner kritisiert in der Zeitung «Schweiz am Sonntag», die Bindung des Frankens an den Euro habe vor drei Jahren vielleicht Sinn gemacht, «aber sie dauert nun schon viel zu lange». Seine Forderung: «Die Aufhebung ist unausweichlich.» Der Entscheid der Nationalbank vom Donnerstag, Negativzinsen einzuführen, sei «hilflos»: «Er zeigt, dass sich die SNB in etwas hineingeritten hat, aus dem sie nun fast nicht mehr rauskommt», sagt Ebner. 

Auch Kurt Schiltknecht, Ex-Chefökonom der SNB, ist überzeugt, dass Negativzinsen nicht die gewünschte Wirkung entfalten: Sie könnten den Kapitalfluss in die Schweiz nicht stoppen, sondern würden höchstens die Immobilienpreise in die Höhe treiben. Schiltknecht ist für ein Ende des 1.20-Mindestkurses

Für den Ex-UBS-Chef Oswald Grübel zeigt sich jetzt, dass die Kursuntergrenze «von Anfang an eine Schnapsidee» war. Die Anbindung sei heute umso fragwürdiger, als die Europäische Zentralbank gerade versuche, «den Euro weiter zu schwächen, um die Wirtschaft anzukurbeln». Die Konsequenz sei, dass die Schweiz den Franken ebenso schwach machen müsse. Sie könne dann genauso gut der Euro-Zone beitreten. 

Oswald Grübel, der früher bei der UBS das Sagen hatte.
Oswald Grübel, der früher bei der UBS das Sagen hatte.Bild: 

Auch der emeritierte Zürcher Wirtschaftsprofessor Martin Janssen plädiert für einen Ausstieg aus der Kursfixierung, wenn auch nicht für einen plötzlichen: «Die Nationalbank muss einen Ausstiegspfad definieren und den Mindestkurs jeden Tag ein kleines Schrittchen absenken.» Nur so komme man wieder aus dieser Situation heraus. Die anhaltende Kursstützung bei 1.20 Franken habe immer neue Interventionen zur Folge: «Das ist, wie wenn sie hinter Chur den Rhein stauen», sagt Janssen. «Irgendwann kommt das Wasser.» Lieber früher als später müsse sich der Franken aufwerten. «Er ist schlicht die stärkere Währung als der Euro.» (feb)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
9 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
9
Axpo prüft Betrieb des Kernkraftwerks Beznau über 2030 hinaus

Der Stromkonzern Axpo prüft einen Betrieb der beiden ältesten Schweizer Atomreaktoren Beznau im Kanton Aargau über das Jahr 2030 hinaus. Laut Axpo geht es den Abklärungen um die technische Machbarkeit. Die Sicherheit stehe an oberster Stelle und sei nicht verhandelbar.

Zur Story