Solche Aufnahmen aus der Schweiz hat es noch nie gegeben. Das RTS zeigte gestern Abend Bilder aus dem Waadtländer Jura, wo letztes Jahr ein Rudel Wölfe eine Kuhherde attackierte. Zu Gast im Studio war Biologe Jean-Marc Landry, von dessen Stiftung die Aufnahmen stammen. «Ich glaube, das wurde so noch nie gefilmt», sagte der Wolf-Spezialist, der auch «Monsieur Loup» genannt wird.
Zu sehen ist, wie ein Wolfsrudel im Marchairuz eine Kuhherde attackiert. Im laufenden Jahr habe es bereits vierzehn Angriffe auf Kühe und Ziegen gegeben, erzählt Landry. Die vorliegenden Aufnahmen hätten spannende Erkenntnisse gebracht. «Das sind wichtige Bilder, denn wir haben zum ersten Mal erkannt, dass Wölfe 200 kg schwere Rinder angreifen können», so Landry.
Die Wölfe greifen nicht nur ausgewachsene Kühe an. In einer Sequenz wird ein Kalb von einem Wolf attackiert, worauf sich Bemerkenswertes ereignet. «Interessant ist, dass die Mütter reagieren, um die Wölfe abzuwehren», sagt Landry. Es ist zu sehen, wie die Herde zusammensteht und am Ende die ausgewachsenen Tiere auf die Wölfe zugehen, um sie zu vertreiben.
Solche Angriffe könnten sich gemäss Landry in Zukunft wiederholen. Denn die Schlagkraft des Wolfsrudels habe zugenommen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien zwei weitere ausgewachsene Tiere zum Rudel gestossen.
Die Wölfe haben es indes nicht nur auf Kühe und Ziege abgesehen, sondern auch auf Wildschweine. «Es wurden einige Kadaver entdeckt», sagt Landry. Er hofft, dass die Wölfe in Zukunft vermehrt Wildschweine angreifen. «Wir haben im Kanton Waadt und Genf viele Probleme mit ihnen. Wir hoffen, dass der Wolf seine Esskultur ändert und auf das Wildschwein geht. Das würde jedem gefallen.»
Dass der Wolf jedoch nicht immer als Sieger im Kampf mit dem Wildschwein hervorgeht, zeigen weitere Bilder, die gestern ausgestrahlt wurden. Zu sehen ist, wie ein einzelner Wolf Jagd auf ein grosses Mänchen macht. Doch der Wolf zieht den Kürzeren. Am Ende ist er es, der vom Wildschwein davoneilt, nicht umgekehrt. «In diesem Fall ist es ein Keiler, daher ist es für einen Wolf schwierig, ihn alleine zu töten», erklärt Landry.
In einer weiteren Aufnahme ist zu sehen, wie sich die Wölfe zwei Rehen annähern. Ein Angriff findet jedoch nicht statt. Dies zeige, dass die Beziehung zwischen dem Wolf und seinen Beutetieren komplex sei, so Landry. Der Wolf töte nicht alles, das ihm über den Weg laufe.
Nicht nur in der Waadt haben sich die Wölfe ausgebreitet, auch in Graubünden wächst der Bestand. 2020 gab es schätzungsweise 50 Tiere im Kanton. Für 2021 gebe es noch keine Zählung, doch der Kanton gehe von einem exponenziellen Wachstum und einer Verdoppelung alle zwei bis drei Jahre aus, schreibt CH Media heute.
Bis Ende September seien laut dem Bündner Amt für Jagd und Fischerei 249 Tiere gerissen worden. Zum Vergleich: 2019 meldete der Kanton gerade mal 127 Risse für das ganze Jahr. Dennoch gibt es auch erfreuliche Entwicklungen: «Wir sehen aktuell pro Wolf eine Abnahme der Nutztierrisse – das zeigt, dass der Herdenschutz zunehmend funktioniert», sagt Urs Leugger-Eggimann von Pro Natura gegenüber CH Media.
Adrian Arquint, Leiter des Amtes für Jagd und Fischerei, bestätigt, dass beim Herdenschutz viel investiert wurde. Dieser stosse aber an seine Grenzen. Denn das Verhalten der Wölfe habe sich verändert. «Wir stellen einen gewaltigen Sprung fest: Es gibt bei uns immer mehr spezialisierte Wölfe, die den Herdenschutz aushebeln und Wölfe, die sich an grössere Tiere wie Kälber oder Kühe machen», so Arquint gegenüber CH Media.
Die Aufnahmen, die im Waadtland gemacht wurden, stützen die Aussagen Arquints. Für die Bäuerinnen und Bauern stellt der Wolf eine zunehmende Herausforderung dar. Viele wünschen sich ein Instrument, das die präventive Regulierung des Wolfes ermöglicht. Das Nein zum Jagdgesetz vor einem Jahr hat aber zum Resultat, dass Kantone nur eingreifen können, wenn bereits ein Schaden entstanden ist.
Für Erich von Siebenthal, der Präsident des Alpwirtschaftlichen Verbands, ein Zustand, der so nicht mehr andauern kann. Der SVP-Nationalrat sagt gegenüber CH Media, dass man sich auf den Alpen von der Politik im Stich gelassen fühle. «Jeder Riss ist einer zu viel», meint er. Wenn es so weitergehe, drohten der Schweiz viele verlassene Alpen.
Auch Umweltschützer Leugger-Eggimann will präventive Abschüsse nicht kategorisch ausschliessen. «Diese Frage wird auf den Tisch kommen – und es gilt, sie miteinander zu prüfen», sagt er. (cma)
So irgendwelche spitzen Dinger auf dem Kopf oder so....
Sich als Grossmutter verkleiden und auf Rotkäppchen warten?
Hä? Ist doch völlig normal, dass Raubtiere die schwachen Tiere der Herde attackieren. Also die jungen und kranken
Und auch das Herden bei einem Angriff zusammenstehen um sich gegenseitig zu schützen ist doch völlig normal und überall in der Natur zu beobachten
Was soll an diesen Beobachtungen jetzt so neu oder bemerkenswert sein?
„Der Wolf töte nicht alles, das ihm über den Weg laufe“
Natürlich tut er das nicht. Ist ja kein Mensch